Kapitel 4 - Phillis

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Panisch verließ ich das Gebäude und sah mich sofort nach Richards Auto um. Die Zeit mit Wincent war wunderschön und ich konnte kurz alle Probleme vergessen, aber eben auch nur so lange, bis Richard mich anrief. Dann war die ganze Leichtigkeit direkt wieder vergessen und ich hatte einfach nur Angst davor, dass Richard schlechte Laune hatte. Ich sah das Auto und stieg sofort ein. „Hey", sagte Richard und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. „Hi", sagte ich leise und sah zu ihm. Richard beugte sich zu mir und gab mir einen langen Kuss. „Wie war das Konzert?", fragte er und fuhr dann los. „Es war ganz schön", lächelte ich. „Das freut mich", erwiderte Richard. „Und dein Abend", fragte ich leise. „Viel Arbeit, frag einfach nicht", sagte er und ich merkte, wie er sich sofort wieder anspannte. Ich sah also einfach auf die Straße und schwieg, denn ich wusste, dass das besser für mich war. Nebenbei sorgte ich noch schnell dafür, dass die Fotos von Wincent und mir in einem versteckten Ordner verschwanden, den Richard nie finden würde.

Die nächsten Tage und Wochen liefen nur so vor sich hin. Richard war mehr auf der Arbeit, als zu Hause und ich war außerhalb der Arbeit auch immer brav daheim. Es gab wieder mehr Abende, an denen Richard und ich ein normales Paar waren und ich hatte fast schon Hoffnung für unsere Beziehung, bis er gestern Abend wieder ausgerastet war. Er hatte einen stressigen Tag auf der Arbeit und ich war leider von meinem Sport, den ich zweimal die Woche machte, zu spät nach Hause gekommen, weil meine Bahn ausgefallen war. Richard war super sauer und wurde wieder handgreiflich. Da er dieses Mal auch meinen Arm erwischt hatte, musste ich nun den Rest der Woche zu Hause bleiben. Meine Ärztin hatte mich wegen einer Erkältung krankgeschrieben, aber eigentlich wollte Richard nur, dass niemand die Blessuren an meinem Unterarm sah. Ich war Kellnerin in einem Kaffeehaus und bei uns auf der Arbeit waren eben schwarze T-Shirts als Arbeitskleidung vorgesehen.

Somit saß ich jetzt zu Hause und langweilte mich. Ich sah mich ein bisschen im Internet um, aber am Ende musste man immer bei Instagram angemeldet sein, um sich die gesamten Fotos und Videos von Wincent und seinen Konzerten anzusehen. Richard hatte mir Instagram allerdings verboten, dort waren zu viele andere Männer unterwegs und er durchsuchte mein Handy immer akribisch. Seufzend überlegte ich und mein Finger schwebte immer wieder über dem Download-Button im Appstore. Ich war schon fast schwach geworden, als mir ein ganz anderer Gedanke kam. Irgendwo hatte ich noch mein altes Handy liegen, das könnte ich nutzen, ohne dass Richard es immer sofort kontrollieren würde. Leicht lächelnd stand ich auf und suchte in meiner Kommode nach dem Handy. Ich fand es dann doch überraschend schnell und steckte es an den Strom. Während das Display des Gerätes anging, kamen mir doch wieder ein paar Zweifel. Was wäre, wenn Richard das irgendwann rausfinden würde. Wie sehr würde er dann ausrasten, was würde er sagen? Ich wägte in Gedanken ab, aber irgendwie zog mich das Verbotene dann doch magisch an. Und so richtete ich mir Instagram ein und folgte direkt mal ein paar Menschen, die ich interessant fand. Darunter befand sich natürlich auch Wincent und ich wusste gar nicht, was für ein lustiger Mensch er auch außerhalb der Bühne sein konnte. Ich hing gefühlt den halben Nachmittag auf Instagram und fand am Ende sogar die Mädels wieder, die ich auf dem Konzert getroffen hatte. Sie hatten sogar das gemeinsame Foto von uns hochgeladen. Lächelnd schrieb ich Jette eine Nachricht und es entstand sofort ein Gespräch.

So ähnlich verliefen meine nächsten Tage. Ich verbrachte viel Zeit auf Instagram, während Richard auf der Arbeit war und Abends kochte ich dann und verbrachte irgendwie Zeit mit meinem Freund. Nach seinem letzten Ausraster war er super lieb zu mir und er hatte sich auch schon mehrfach entschuldigt. Trotzdem war ich vorsichtig und versuchte ihn nicht weiter zu verärgern. Heute war Samstag und ich durfte endlich wieder arbeiten, so sah es meine Ärztin und auch Richard erlaubte es mir. Ich war also gerade auf dem Weg ins Café und checkte noch ein letztes Mal mein Instagram, als mir kurz der Atem stockte. *wincentweiss möchte dir eine Nachricht senden* stand dort. Irritiert öffnete ich mein Instagram und starrte eine Weile auf den Chat, bis ich ihn öffnete. „Hey Phillis, das war ja eine echte Herausforderung dich zu finden. Du bist am Wochenende so schnell weg und irgendwie ist unser Gespräch nicht so schön geendet. Ich hab versucht dich hier zu finden, aber das war ja gar nicht so einfach", hatte er geschrieben. Irritiert schloss ich die Nachricht wieder. Wieso hatte Wincent mich versucht zu finden? Ich war doch nur ein Mädchen, wie jedes andere. Ich betrat das Kaffeehaus und begrüßte meine Kolleginnen. „Phillis, endlich bist du wieder hier", seufzte Ute und fiel mir direkt um den Hals. „So schlimm wars doch wohl auch nicht ohne mich", lachte ich und stellte meine Tasche ab. „Du kennst doch unsere Stammkunden, die vermissen dich schon, wenn du nur in der Pause bist", lachte sie und machte mir wie immer wenn ich kam einen Tee, während ich erstmal in den Personalraum ging und mich umzog. Wincents Nachricht müsste warten, bis ich mit meiner Schicht fertig war.

Dein Zauber der Dich umgibt // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt