Blue Orangeade

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Nachdem sie einige Stunden später die Probe beendet hatten und Yeonjun Taehyun und Kai nachhause fuhr, zog sich Beomgyu in Soobins Schlafzimmer zurück, um mit seiner Mutter zu telefonieren. Er wollte zuerst, dass nur sie es erfuhr, solange noch nichts dingfest war. Sein Vater würde nur wieder Probleme machen.

Soobin machte sich währenddessen daran, das Abendessen zuzubereiten. Er hatte beschlossen, vielleicht nach dem Essen mit Seori über Beomgyus Einzug zu sprechen. Wenn es dann nicht klappen sollte, dann würde er es morgen ansprechen.

Doch offensichtlich schien Seori gespürt zu haben, dass Soobin etwas auf dem Herzen lag, da sie schüchtern ihren Kopf durch die Küchentür streckte, sah, dass Soobin gerade am Kochen war, ging hinein und schloss vorsichtig die Tür.

„Soll ich dir helfen?", fragte sie.

Soobin erschrak etwas, da er viel zu sehr mit Abschmecken beschäftigt war. Doch als er Seori sah, lächelte er.

„Oh, ja gerne. Wenn du willst, kannst du die Zwiebeln schneiden", antwortete er und zeigte auf die Zwiebeln.

Seori nickte lächelnd, band sich ihre Haare zu einem Dutt zusammen, krempelte ihre Ärmel hoch und begann zu schneiden.

Für ein paar Minuten sagte keiner von beiden etwas, obwohl Soobin einiges im Kopf herumschwirrte. Zum Beispiel amüsierte es ihn immer wieder, dass Seori jedes Mal, wenn er und die Jungs probten, vorgab, für die Uni ganz viel machen zu müssen. Es war wirklich offensichtlich, dass sie scheinbar immer dann ein Referat halten musste, wenn die Jungs zum Proben kamen. Sie war so schüchtern. Wahrscheinlich würde sie sich niemals trauen zu fragen, ob sie mal zuhören darf. Soobin schüttelte breit grinsend den Kopf. Sie war so niedlich.

„Soobin?"

Er blinzelte erschrocken auf, als er Seoris Stimme hörte.

„Ja?", fragte er.

„Ist alles in Ordnung? Du siehst so... verwirrt aus"

Oh Gott! Hoffentlich hatte sie nicht bemerkt, dass er gerade an sie gedacht hatte.

Er winkte ab und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. „Oh ja, alles gut. Danke" Um abzulenken und weil es ihm gerade wieder einfiel, erzählte er von den heutigen Proben: „Ach ja, Seori, wenn du schon hier bist... es gäbe da etwas, was ich mit dir besprechen möchte"

Seori bekam auf einmal große Augen und sank den Kopf. „Ich bin euch lästig, oder?"

„Nein, nein", winkte Soobin erneut ab und versuchte sie zu beruhigen. „Überhaupt nicht. Es geht eher um Beomgyu. Da er schon so lange hier wohnt, haben Yeonjun und ich gedacht, dass er dauerhaft und richtig hier wohnen könnte. Wir haben eigentlich noch ein kleineres Schlafzimmer, welches wir total vergessen hatten" Er rieb sich den Hinterkopf und fuhr fort: „Jedenfalls, meinte Beomgyu, möchte er nur unter zwei Bedingungen einziehen"

„Oh okay", sagte Seori ruhig und schob vorsichtig die gewürfelten Zwiebeln in Soobins Topf.

„Die erste Bedingung ist nicht wichtig für dich, aber in der zweiten geht's um dich"

Erneut sah Seori ihn erschrocken an. „Bin ich Beomgyu lästig?"

„Nein, im Gegenteil. Er möchte hier nur dann richtig einziehen, wenn du damit einverstanden bist", erklärte Soobin.

„Huh? Warum das?", wunderte sich Seori.

Soobin seufzte und überlegte, wie das nun sagen sollte. „Na ja... er weiß ja, was dir widerfahren ist und hat bemerkt, dass du immer noch verschlossen gegenüber ihn, Taehyun und Kai bist. Er dachte sich, es könnte dir vielleicht unangenehm sein, wenn er dauerhaft hier wohnen würde"

Seori sah betreten zu Boden und schwieg.

„Er möchte einfach nicht der Grund dafür sein, dass du dich hier vielleicht nicht mehr wohlfühlen könntest"

„Aber das hier ist euer Haus und ich bin nur ein Gast", kam es leise von Seori. „Er ist euer Freund. Ich kann nicht von euch verlangen, dass ihr ihn im Stich lasst nur meinetwegen. Mich kennt ihr bei weitem noch nicht so lange wie ihn. Das wäre nicht fair. Außerdem möchte ich wieder zurück in meine eigene Wohnung, wenn es mir..." Sie schluckte. „wenn es mir wieder besser geht"

Soobin seufzte. Es gefiel ihm wirklich nicht, dass Seori weiterhin so tat, als wäre ihr Trauma eine Grippe, die nach einer gewissen Zeit wieder weggeht. Doch Soobin war sich sicher, solange sie ihr Trauma verdrängte und nichts für die Besserung tat, würde es auch nicht besser werden.

„Er braucht eure Hilfe doch mehr als ich", sagte sie.

Soobin fiel es wirklich schwer, an der Stelle nichts zu sagen. Deswegen schmeckte er erneut die Soße ab. Er war sich sicher, dass die meisten Menschen ihr in diesem Punkt widersprechen würden, wenn sie erfahren würden, was geschehen war. Beomgyu hatte Streit mit seinem Vater, der ihn terrorisierte, weil Beomgyu nicht das tat, was normale, koreanische, junge Erwachsene so taten. Doch Seori wurde von zwei Männern vergewaltigt und halbtot in einer dunklen Straßengasse zurückgelassen. Es war einzig und alleine Bora zu verdanken, dass Seori noch lebte. Und Soobin wusste auch, wie dankbar Seori Bora war, doch trotzdem dachte Seori weiterhin, dass das was ihr geschehen war, ja nicht so schlimm sei.

„Also, würde es dich stören, wenn Beomgyu hier richtig einzieht?", fragte Soobin erneut und sah sie eindringlich an.

Seori sah ihn so intensiv an, wie er sie ansah und dachte nach. Es wäre nicht fair von ihr, wenn sie jetzt „ja" sagen würde. Sie hatte kein Recht dazu. Sie war weder die Freundin von Yeonjun, noch von Soobin, noch zahlte sie Miete. Eigentlich war sie diejenige, die die Gutmütigkeit und Freundlichkeit der Jungs ausnutzte. Sie sollte wirklich langsam wieder zu sich ziehen und Soobin und Yeonjun in Ruhe lassen. Besonders Soobin hatte sie, seitdem sie ihn kannte, viel zu sehr beansprucht. Bestimmt war er schon genervt von ihr.

Darum schüttelte Seori den Kopf, lächelte und seufzte: „Nein, es ist okay. Er scheint ein wirklich netter und vertrauenswürdiger Kerl zu sein. Und wenn du ihn um dich herum haben möchtest und es dich glücklich macht, dann macht es mich auch glücklich"

Soobin sah sie erstaunt an. Das hatte er nicht erwartet, war aber gut zu wissen. Er begann zu lachen.

Seori hielt sich peinlich berührt die Hand vor den Mund. „Oh! Tut mir leid! Das hätte ich nicht sagen sollen!"

Soobin lachte weiter. „Nein, schon gut. Das war wirklich süß. Und danke, dass du ihm eine Chance gibst"

Soobin fand sie süß?? Seori lief nun dunkelrot im Gesicht an.

„Ich... ich decke schon mal den Tisch", meinte Seori, nahm Teller, Schüsseln und Stäbchen aus dem Schrank und der Schublade und ging zum Tisch.

Soobin sah ihr grinsend dabei zu und lachte in sich hinein. Sie war so süß.

Als sie später gemeinsam beim Essen saßen, bedankte sich Beomgyu noch förmlich bei Seori und eigentlich war es schon seltsam, wie ernsthaft er ihr gegenüber war. Seori war nur ein Jahr älter als er und doch verhielt er sich manchmal so, als wäre sie eine zehn Jahre ältere Respektsperson. Wenn man Beomgyu schon länger kannte, war das ein sehr lustiger Anblick. Zumindest für mich.

Loser = Lover (TXT ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt