Zehn

6.6K 257 27
                                    

Ich hatte ein ungutes Gefühl, Hunter und Charles allein zu lassen. Vielleicht sollte ich nachsehen, worüber sie sprachen? Hunter schien nicht sonderlich von meinem Stiefvater begeistert gewesen zu sein. Bei ihm dagegen, konnte man seine Angst sehen.

Bevor ich jedoch weiter überlegen konnte, klopfte es an meiner Tür. Überfordert überlegte ich, wer es sein könnte. Meine Mutter war nicht da und Charles würde nie anklopfen. Das war doch nicht etwa?

"Luna? Kann ich reinkommen?", ertönte es von der anderen Seite.

Natürlich war es Hunter. Immerhin war er der einzige, der noch im Haus war. Im logisches Denken war ich eben ein Genie. Achtung, Sarkasmus.

"Luna?"

"Ehm, ja."

Gott, war das peinlich.

Hunter betrat mein Zimmer und seine Augen fanden meine. Ich wusste nicht weshalb, aber er schien komplett anders zu sein. Er hatte kein Lächeln mehr auf seinen Lippen. Das Strahlen war ebenfalls verblasst und er wirkte emotionslos.

Was war unten vorgefallen?

"Geht es dir gut?", erkundigte ich mich fragend.

"Pack deine Sachen!", kam es von ihm.

"Was? Wofür?"

"Charles ist für eine Weile weg. Er muss etwas geschäftliches erledigen. Ich möchte nicht, dass du allein hier bleibst. Also wohnst du fürs erste bei mir."

"Hunter..."

Seine Augen flogen zu mir und blitzen auf, als ich ihm beim Namen nannte.

"Ist alles in Ordnung mit dir?"

Etwas stimmte nicht. Sein Atem ging schnell. Sein ganzer Körper war verspannt und seine Hände zu Fäusten geballt.

"Es ist...nichts."

Ich wusste nicht, weshalb ich auf ihn zu ging und meine Arme um seinen Bauch schlang. Aber ich hatte das Gefühl, dass er eine Umarmung brauchte.

Hunter

Ich war geladen. Ich versuchte meine Wut nicht nach außen durchdringen zu lassen. Luna sollte nicht mitbekommen, dass ich fast einen Gefühlsausbruch erlitt.

Der Gedanke daran, dass Charles mehrmals versucht hatte, meine Mate anzufassen brachte mein Blut zum Kochen. Während ich alles an ihm auslies, hatte er mir erklärt, dass es nie weit gekommen sei. Lediglich ein paar Handgrabscher. Aber trotzdem. Die Tatsache, dass er diese Gedanken hatte, brachte das Fass zum Überlaufen.

Ich hatte ihn nicht nur krankenhausreif geschlagen, ich hatte ihn auch aus unserem Rudel verbannt. Er würde diese Stadt nie wieder betreten dürfen. Dafür hatte ich gesorgt. Nie wieder dürfte er in ihrer Nähe kommen.

Hätte sie mich nicht umarmt, dann hätte ich mich sehr wahrscheinlich vor ihren Augen verwandelt. Sie nahm meine Wut und in ihrer Nähe fühlte ich mich geborgen.

Als sie sich von mir löste, verkniff ich mir ein Knurren. Sie war klein und zierlich, aber passte einfach perfekt zu mir. Wäre sie bloß kein Mensch, dann hätte ich sie längst markiert.

Aber ein Leben mit mir an ihrer Seite, würde sie vielleicht ihr Leben kosten. Wenn ich sie markieren würde, dann würde sie zum Vampir werden. Aber nicht einmal dies war fix. Es könnte sein, dass sie mein Gift umbrachte.

"Packst du deine Sachen? Soll ich dir helfen?", fragte ich um auf andere Gedanken zu kommen.

"Ich weiß nicht so Recht. Meine Mutter kommt in ein paar Tagen zurück. Außerdem kenne ich dich gar nicht gut genug."

Wie sehr ich mir wünschte, dies ändern zu können.

"Ich warte vor der Tür auf dich. Nimm das das nötigste mit."

Ich spielte mit den Gedanken, ihr einen Kuss auf die Stirn oder auf ihre Wange zu geben. Aber ich wusste, dass ich dann komplett meine Kontrolle verlieren würde. Deshalb verlies ich den Raum und stellte mich vor ihre Türe.

Ich wünschte, dass dies zwischen uns eine Zukunft hätte. Auch wenn ich dagegen ankämpfen würde, sie zu markieren und einfach mit ihr zusammen sein zu können. Aber ich würde irgendwann die Kontrolle verlieren und dies könnte ich mir nie verzeihen.

Mein Handy klingelte in meiner Hosentasche und ohne nachzusehen, ging ich ran.

"Hallo?"

"Hallo, Hunter."

Mist. Es war Zoe's Vater.

"Ich muss mit dir etwas wichtiges besprechen. Deshalb werde ich in etwa einer Stunde bei euch sein."

"Tut mir leid, aber ich bin momentan nicht Zuhause. Das Gespräch muss warten."

"Hunter, ich komme ob du willst oder nicht."

Mit diesen Worten legte er auf und ich seufzte genervt. Er dachte auch, dass ich Angst vor ihm hatte. Heute würde ich ihm schon zeigen, wer der Stärkere von uns beiden ist. Außerdem ist es die Chance ihn zu sagen, dass ich Zoe nicht mehr zu meiner Gefährtin machen würde.

Wenn ich Luna nicht haben durfte, dann wollte ich keine andere in meinem Leben.

Er hatte sich mit dem Falschen angelegt.

________

❤️

The Hybrid's Mate (Hunter & Luna)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt