Achtzehn

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Gyda liegt in Lokis Armen, die Decke über beide ausgebreitet. Sanft streicht er über ihre Haare, spielt immer wieder damit.


"Was fühlst du gerade?" Lokis Stimme durchschneidet die Stille.

Liebe. Echte Liebe für ihn. Dass diese Zeit hier niemals endet. Dass sie immer so weitermachen können. Und Hoffnung, dass Loki ähnlich fühlt.

"Ich fühle mich gut."

"Ich mich auch." Er küsst ihre Stirn. "Ich will wirklich mehr über dich wissen."

Gyda überlegt. Es gibt nichts von ihr, was wirklich interessant sein könnte.

"Als wir Kinder waren, Sigyn und ich, sind wir nachts in den Wald gegangen. Man erzählt von Geistern unserer Vorfahren, die in den Wäldern leben und wir wollen so gerne welche sehen. Irgendwie kamen wir auf die unfassbar blöde Idee, nach meinen Eltern suchen zu wollen. Sigyn war furchtbar mutig, sie ist geradewegs in den Wald gestapft und hat mich mitgezogen. Es war sehr dunkel und ich sehr ängstlich. Irgendwann hat wohl jemand unser Verschwinden mitbekommen und es wurde nach uns gesucht. Das wussten wir aber nicht. Also hörten wir irgendwann unsere Namen rufen. Wir dachten natürlich, dass es die Geister sind, die uns riefen. Ich bin schreiend aus dem Wald gelaufen und habe ihn für Wochen nicht mehr betreten. Noch heute ist mir ein Teil davon unheimlich."

Loki schmunzelt.

Plötzlich merkt Gyda, dass sie länger schon nicht mehr an Sigyn gedacht hat.

"Sigyn ist eine tolle Frau." Sie beißt sich auf die Lippen. Loki wird sie heiraten, er sollte mehr von ihr erfahren. "Sie liebt Vanaheim über alles. Bogenschießen, Reiten, aber auch Diplomatie. Darin ist sie überall die Beste."

Ihre Worte klingen trauriger, als beabsichtigt. Natürlich will sie das Beste für Sigyn. Aber sie will auch das Beste für sich. Und diesem Fall ist das Loki, der gleichzeitig Sigyns Verlobter ist.

"Was ist los?" Loki umfasst ihr Kinn, zieht sie sanft zu sich, schaut ihr in die Augen. "Woran denkst du?"

"Ich wünschte," beginnt sie, beißt sich aber auf die Lippen.

"Was? Du kannst mir alles sagen."

"Ich wünschte, du wärst kein Prinz Asgrads. Das würde alles einfacher machen."

Gyda schluckt leer. Kaum ist Sigyn weg, schon fällt sie ihr in den Rücken. Es war nie ihre Absicht, sich in Loki zu verlieben.

"Bitte verzeih! Ich hätte das nicht sagen sollen."

"Einfacher?"

"Ja." Sie macht eine Pause. "Einfacher für mich." Ihre Wangen glühen, sie wendet den Blick von ihm ab.

"Ja, es wäre einfach für uns." sagt Loki schließlich. "Da hast du Recht. Ich könnte Verbindungen lösen, die ich jetzt nicht lösen kann. Und dann könnte ich Verbindungen schließen, nach der ich mich sehne, die jetzt undenkbar sind."

Autsch! Das hat gesessen. Undenkbar. Weil er ein Prinz ist und Gyda nur eine Zofe. Ein Knoten bildet sich in ihrem Hals und sie versucht ihn wegzuschlucken, schafft es aber nicht.

Die MätresseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt