Sechsundzwanzig

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Im Schein der untergehenden Sonne Asgards befindet sich Gyda am Rande des Palastes

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Im Schein der untergehenden Sonne Asgards befindet sich Gyda am Rande des Palastes. Der Ort ist schön, wie alles hier und dennoch fühlt sie sich leer. Wie eine Hülle, gefangen im eigenen Körper bewegt sie sich zu der Plattform, auf dem Fjell wartet.

Mit ihm befinden sich mehrere Soldaten, Männer und Frauen, die Gyda im Palast gesehen hat und der Hoheprister. Von Sigyn fehlt jede Spur.

Gut so, Gyda wäre ihr sicher an den Hals gesprungen. Dass sie sich so sehr verändert hat, geht kaum in Gydas Kopf, hat sie doch jahrelang Seite an Seite mit ihr gelebt, Freud und Leid geteilt.

Dass Sigyn so viel Missgunst in sich trägt, damit hätte Gyda in 1000 Tagen nicht gerechnet. Und dennoch ist sie zu dieser Person geworden.

Und Gyda ist jetzt hier, steht vor Fjell, der eigentlich ganz nett aussieht und sie dennoch verraten hat.

Ihr Kopf liegt schwer auf den Schultern, als sie den Blick durch die Menge schweifen lässt. Kein Loki.

Gut so. Es würde alles nur schlimmer machen, wenn er jetzt hier wäre.

"Ein Bund fürs Leben," beginnt der Hohepriester, aber Gyda blendet ihn vollkommen aus. Ihre Ohren rauschen dumpft, als würde sie sich unter Wasser befinden.

Wie in Trance hebt Gyda ihre Hand, legt sie auf Fjells, als der Hiheprister das goldene Band um sie bindet, betet und heilige Worte spricht, die Gyda nicht verstehen will.

Überall sein, nur noch hier!

"Und nun sprecht gemeinsam die Worte."

Monoton und kraftlos hört Gyda sich reden, ohne überhaupt zu wissen, was sie sagt.

"Vater. Schmied. Krieger. Mutter. Jungfrau. Krone. Fremder. Ich gehöre ihm/ihr. Er/Sie gehört mir. Von heute an, bis zu Ende meiner Tage."

Applaus geht durch die Menge, als Fjell sie sanft auf die Wange küsst. Tränen bilden sich in Gydas Augen und als sie die Gäste ansieht, die weiterhin fröhlich rufen und jubeln, sieht ihn. Seine breiten Schultern und das dunkle Haar, als Loki sich abwendet und geht.

******

Immer wieder legt Fjell seinen Arm um Gyda, zieht sie an sich. Das Fest findet in einem Speisesaal im Soldatentrakt statt. Es ist einfach, aber schön geschmückt. Das reichliche Essen schmeckt und der Wein und das Bier fließen in Strömen. Auch Fjell scheint dem gut angetan zu sein, seine Handlungen werden holpriger.

Aber Gyda isst kaum etwas. Wäre es nicht ihre Hochzeit, die gefeiert wird, würde sie sich sicherlich ausgiebig amüsieren, aber das Ganze hier liegt ihr wie ein schwerer stein im Magen, der die nur tiefer in diese Misere zu ziehen scheint.

"Einen Kuss! Einen Kuss!" beginnt erst einer zu rufen, aber es dauert nicht lange, bis alle Gäste mit einstimmen. Ein klarer Schauer durchfährt Gyda, sodass sie sich ein wenig schütteln muss. Sie will ihn nicht küssen, schon gar nicht vor all diesen Fremden.

Noch kaum zu Ende gedacht, drückt Fjell seine Lippen auf ihre. Er schmeckt nach Bier und Fleisch und Gyda stemmt ihre Hände auf seine Brust, versucht ihn weg zu schieben, aber Fjell hält sie wie im Schraubstock gefangen. Und obwohl sie sich wehrt, jubelt die Menge.

Fast keuchend löst Fjell sich von ihr und lässt seinen Blick über ihren Körper gleiten - gierig und wolllüstig.

"Zeit für das Bett!" ruft erneut jemand und wieder feiert die Menge.

Oh nein!

Fjell lässt sich gespielt widerwillig vom Stuhl ziehen, lacht schelmisch. Auch Gydas Stuhl wird von der Tafel weggezogen, von Frauen unter den Armen gepackt und durch den Raum geschoben.

Von Außen hin könnte man meinen, sie ziert sich ladylike beschämt, aber die pure Panik macht sich breit. Ihr Herz schlägt gegen ihre Rippen und ihre Ohren rauschen erneut.

Noch bevor sie die Tür erreichen haben, die  auf den Korridor führt, verstummt der vordere Teil der Meute, der die zwei frisch Verheirateten in das Schlafgemach begleitet wollen.

Gydas Lippen beben, als sie Loki sieht. Die Feiernden verbeugen sich würdevoll.

"Meinen Glückwunsch..." zischt Loki durch seinen angespannten Kiefer Fjell entgegen, der gespielt demütig nickt.

"Hoheit," beginnt Fjell, "meine Freunde meinen, es ist Zeit für das Schlafgemach. Bitte, ehrt uns, indem Ihr uns begleitet..."

Lokis Kiefer mahlt und seine gesamte Körperhaltung ist angespannt. Gyda will ihm zurufen, sie zu retten. Sie mitzunehmen. Oder zumindest darum zu bitten, sie jetzt allein zu lassen. Sie will nicht, dass er weiß, was gleich passieren wird. Sie will ihm das nicht antun.

"Natürlich..." Lokis Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern, aber die Meute schiebt Gyda weiter, hinauf auf den Korridor und bis zur vierten Tür auf der rechten Seite.

Fjell ist als erster im kleinen, aber durchaus liebevoll eingerichteten Zimmer und seine Kumpel ziehen ihm das Hemd über den Kopf.

Auch die Frauen, die Gyda durch die Tür gedrängt haben, machen sich an die Knöpfe ihres Kleides. Nackte Angst fährt durch ihren Körper, als sie sich hilfesuchend nach Loki umsieht.

Er fängt ihren Blick auf.

"STOP!" Seine Stimme hallt durch den Raum und alle scheinen zu erstarren.

"Hoheit?" fragt eine Frau, sichtlich irritiert.

"Ich verlange nach meinem Recht der ersten Nacht."

Die MätresseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt