Zwanzig

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"Gyda?!"

Sigyn umarmt ihre Freundin stürmisch, drückt sie fest und Gyda spürt, wie sehr sie Sigyn und ihre Heimat Vanaheim vermisst hat!

"Gyda, was machst du hier?"

"Ich habe dich vermisst." Sie versucht verkniffen zu lächeln, aber Sigyn scheint zu gut zu kennen.

"Was ist los." Sigyn führt ihre Freundin zu dem bequemen Sofa, welches in ihrem Zimmer steht. Die Burg ist so anders als Asgard. Die Räume sind viel kleiner, rustikaler. In jedem Zimmer steht ein Kamin, der immer brennt. Vanaheims Klima ist kälter und feuchter, sodass die Burg schnell auskühlen könnte.

"Erzähl es mir, Herzensschwester."

Herzensschwester.

Das war schon immer das Kosename von Sigyn zu Gyda. Schwestern im Geiste.

"Wie gesagt, ich habe dich vermisst."

Sigyn seufzt. Gyda kann einfach nicht lügen. Aber was soll sie ihr denn schon erzählen? Von der Leidenschaft, die sie mit Loki geteilt hat. Dass Sigyn sich darauf freuen kann?

Oder das sie ihre Aufgabe erfüllt und auch nicht erfüllt hat? Immerhin haben sie kaum über Sigyn oder Vanaheim gesprochen.

Oder eher, dass sie Odins Tochter ist. Und legitim oder nicht, sie darauf des Standes Wegen sogar über Sigyn oder Lotir steht, sollte Odin sie offiziell als Tochter annehmen.

"War er... grob?" Sigyn greift Gydas Hand und schaut sie traurig, ja fast ängstlich an.

"Was? Nein. Nein, das ist es nicht." Wo soll sie nur anfangen?

"Aber ihr habt...?" Sigyns Augen leuchten fast.

"Sigyn... es ist... wie soll ich sagen... es ist kompliziert."

So wie sich der Himmel über Vanaheim verfinstern kann, verfinstert sich Sigyns Gesichtsausdruck. Sie lässt Gydas Hand los und streckt ihren Rücken.

"Kompliziert? Warum? Gyda... Sag es mir!" Sie schaut sie steng an. "Du musst es mir sagen. Ich will es hören."

"Sigyn, ich..."

"Du hast dich verliebt."

Die Wahrheit ist hart und kalt und trifft beide Frauen wie ein kalter Wind, der plötzlich um die Ecken weht.

"Bei den Göttern, Gyda!" Sigyn stecht ruckartig auf, sodass Gyda sich erschreckt.

"Ich habe dich um eine Sache gebeten. Ist das denn so schwer für dich? Eine Sache. Halt ihn von Skandalen raus. Verbesser seinen Ruf. Geh mit ihm ins Bett, wenn es sein muss. Aber halt dein Herz da raus. Weißt du eigentlich, was du mir damit antust? Was glaubst du denn, wie es sein wird, wenn wir heiraten? Oder hier zusammen leben? Kinder bekommen? Dann muss ich immer Angst davor haben, dass du ihm schöne Augen machst."

"Das stimmt doch gar nicht! Sigyn! Ich bin ja deshalb weg von ihm. Ich bin dir so ergeben, wie eh und je! Niemals würde ich dir sowas antun!" Die Tränen, die Gyda immer wieder herunter geschluckt hat, bahnen sich jetzt ihren Weg über die Wangen.

"Du hast es doch schon getan." Sigyns Stimme ist furchtbar leise, aber bestimmend.

"Du hast dich doch schon gegen mich."

"Aber warum denn? Sigyn, wirklich, nichts liegt mir ferner, als dich zu erzürnen. Das musst du mir glauben."

Schweigen durchdringt den Raum, nur das Knistern des Feuers ist zu hören.

"Das ist nicht alles, oder? Ich kenne dich, Gyda. Mein Leben lang schon. Das ist noch mehr. Sag es mir. Liebt er dich auch? Bei den Göttern, erwartest du ein Kind von ihm?" Erschrocken schlägt Sigyn ihre Hand vor den Mund.

"Nein! Natürlich nicht!"

"Was denn, meine Güte!! Was denn noch? Schlimmer kann es wohl nicht werden."

Gyda atmet tief ein. Sie muss es ihr sagen, Sigyn wird keine Ruhe geben.

"Ich habe etwas über meine Eltern erfahren. Über meine Mutter und... meinen Vater."

"Ja, rede weiter." Sigyn ist wütend.

"Meine Mutter... arbeitete im Palast und mein Vater, also mein Vater..." Sie kann es ihr nicht sagen.

"Was ist mit Eirik?"

"Eirik hat meine Mutter geheiratet, als diese schon mit mir schwanger war." Jetzt oder nicht.

Sigyn starrt sie an, als würde sie gleich Dolche auf Gyda werfen wollen.

"Meine Mutter war eine Mätresse im Palast. Damals."

"Na der Apfel fällt nicht weit vom Stamm..."

"Und mein Vater.. Mein Vater ist..."

"Nun sag schon!"

"Mein Vater ist Odin."

Die Luft ist erdrückend. Sigyn weicht einen Schritt zurück und starrt auf Gyda herab, die noch immer auf dem Sofa kauert und ihre Freundin nicht anzuschauen wagt.

Minuten vergehen.

"Blutschande."

Das Wort, das Gyda durch den Kopf geistern, ausgespuckt von ihrer Herzensschwester.

"Du bist verliebt in meinen Verlobten, kannst ihn aber niemals haben. Das ist also dein Schicksal, Ascheprinzessin!"

Die MätresseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt