"Hallo Fremde!' Rief Kevin, als ich zur Tür hereinkam. Ich grinste breit.
"Long time no see." Begrüßte ich ihn und ließ meine Tasche neben der Tür auf den Boden fallen.
"Ich hab gehört, dass du jetzt die reichen und schönen behandelst? Hast du überhaupt noch Zeit für uns Normalos?" Wollte er scherzhaft wissen, doch ich sah einen verunsicherten Blick über sein Gesicht huschen.
"Du bist vielleicht nicht reich. Aber dafür schön. So schön." Rief ich dramatisch und brachte ihn damit zum Lachen. "Außerdem bin ich selbst ein Normalo und bei den schönen und reichen völlig fehl am Platz." Fügte ich hinzu.
Ich verschwieg, dass es eigentlich nur ein schöner und reicher Mann war. Einige Teamkollegen waren kurz vorbeigekommen, doch ich hatte sie immer alleine gelassen und mich zurückgezogen.
Dies waren nicht meine Freunde und nicht meine Welt. Auch wenn ich mich zurückhalten musste nicht Fangirlmäßig Statistiken herungerzubegen, als Raymond Hayes vor mir stand. Einer der ältesten Ligaspieler und eine lebende Legende.
Jeden Tag fiel mir auf, wie wenig Scotts Leben sich meinem Ähnelte. Während ich jeden Cent umdrehte, mir Gedanken und Sorgen über alles mögliche machte, galten seine Gedanken meist nur seiner Verletzung. Ich warf ihm nicht vor, dass er wütend auf die Verletzung war und manchmal auch auf mich. Oder das er frustriert war, weil er nicht so konnte wie er wollte. Doch seine Probleme waren für ihn so groß. Für mich allerdings beneidenswert. Und dieser Gedanke tat mir leid. Denn jedes Päckchen war für den tragenden Menschen das schwerste. Subjektive Probleme waren immer schwerer als objektiv auf etwas zu blicken.
"Außerdem arbeite ich nur für einen Mann." Sagte ich irgendwann. "Achso?" Fragte er anzüglich. "Ich wünschte ich hätte so viel Kohle. Dann würde ich dich auch in meine Villa einladen und..." Er grinste dreckig. Brach aber ab, als die Tür aufgestoßen wurde und Moe reinkam.
"Oh hey, Harper!" Rief er und strahlte mich an. "Bist du wieder da? Für immer? Bitte!" Rief er lächelnd. "Dieser eine Patient..." Er sah zu Kevin. "...macht mich einfach wahnsinnig. Ich brauche dringend deine Hilfe!" Fügte er theatralisch hinzu. Ich lachte auf. "Oh das glaube ich sofort. Aber es tut mir leid. Noch kann ich nicht zurückkommen. Ich bin noch nicht fertig und hier spielt mein Ruf auf dem Spiel." Erklärte ich ihm. Er verstand sofort.
Es gab nicht viele Leute die in ihrem Job so gut waren, dass sie einen Ruf hatten. Doch meinen Namen kannte man. Auch wenn das vielleicht eingebildet klang, doch ich hatte die letzten Jahre nicht anderes getan, als meine Karriere zu füttern. Und sobald Scott wieder hergestellt war, würde das gut für mich aussehen. Es würde der Klinik vielleicht ein wenig Geld verschaffen und damit neue Geräte und Pflegekräfte. Dicke vielleichts. Aber immer noch eine Chance.
"Tja, dann muss ich wohl die Zähne zusammen beißen." Sagte er zerknautscht und schlug Kevin auf den Rücken.
"Wir haben ja noch einander." Erklärte Kevin dramatisch und wieder musste ich heftig lachen. Ich mochte ihn. Ich mochte ihn wirklich sehr.
"Wisst ihr, ihr beiden seit wesentlich unterhaltsamer als Scott Knight."
Mir fiel zunächst gar nicht auf, dass ich seinen Namen genannt hatte, doch Kevin starrte mich lange einfach nur fassungslos an, bevor er sagte: "Scott Knight? Der Scott Knight?"
Über mich selbst genervt nickte ich. Es war nicht verboten seinen Namen zu nennen oder meine Verbindung zu ihm, doch ich hatte das eigentlich nicht an die große Glocke hängen wollen.
"Ja. Wir kennen uns noch aus der Schule." Erklärte ich schlicht, sah aber das Kevin diese Information völlig egal war. "Kannst du ihn mal mitbringen?" Ich schnaubte belustigt. "Damit du ihn anstarren kannst?" Stellte ich die Gegenfrage er nickte lachend. Dann wurde er still und ich erkannte sofort, dass er diesen Blick hatte. Der Blick, den sie alle hatten. Ich konnte schlecht beschreiben was er ausdrückte, doch es war wohl etwas wie Bedauern. Er bedauerte, dass er jetzt nicht mehr so konnte wie früher. Das er sich verändert hatte und er an sich selbst zweifelte. Zugegebenermaßen hatte Kevin ihn nur äußerst selten. Doch er war nicht weniger traurig.
Ganz im Gegenteil.
"Ich wäre gern mal mit ihm auf dem Eis." Erklärte er leise. "Bevor..." Er blickte den Rollstuhl an. Dabei waren seine Fortschritte außergewöhnlich. Und am liebsten hätte ich gelacht, denn wenn Scott so weitermachte, würde Ich Wetten abschließen, dass Kevin vor ihm auf dem Eis stehen würde.
"Ich glaube jetzt gerade würdet ihr beide keine gute Figur abgeben." Sagte ich, dann beugte ich mich vor. "Aber unter uns, du wirst schon lange vor ihm auf dem Eis stehen. Und wenn das passiert, dann bringe ich ihn mit, damit du ihm in den Arsch treten kannst." Er lachte auf und das belustigte Funkeln kehrte in seine Augen zurück.
"Wir sollten jetzt gehen. Wir sind schon viel zu spät." Erklärte Moe nun ernst und sah mich an. "Wenn ich nicht langsam in die Gänge komme, kriege ich richtig Ärger mit meiner Vorgesetzten. Ist ne richtige Hexe." Ich lachte auf. Natürlich sprach er von mir. Dabei war die Verzögerung ja meine Schuld. "Pass mal auf, dass ich dir keinen Arschtritt verpasse." Sagte ich lachend und wandte mich ab. Bevor ich aber noch den Raum verließ konnte ich mir nicht verkneifen etwas zu sagen. "Ab morgen verdoppeln wir das Training. Mehr Unterkörpertraining." Sagte ich nur und sah wie die beiden sich ansahen und dann die Augen verdrehten. Ich lachte, dann schnappte ich meinen Rucksack und verließ den Raum. Ich vermisste die Klinik und ihre Menschen. Scott musste bald wieder auf die Füße kommen. Vielleicht wurde es Zeit dafür den Weichspülgang zu beenden.
Mittlerweile war ich seit drei Wochen bei ihm und er schaffte es gerade mal aus dem Rollstuhl aufzustehen.
Ich wollte keinesfalls seine Fortschritte und Bemühungen kleinreden, doch er blockierte im Kopf, weshalb sein Körper natürlich nicht konnte.
Es nervte mich. Vor allem, weil ich mit jedem Tag weiter in den Strudel seiner Augen, seiner Hände und diesem tiefen Lachen geriet, dass er nur für mich zu reservieren schien. Und das ließ meinen Bauch ganz eigenartig kribbeln.
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ICECOLD - 1 - Scott Knight
RomanceUnsere Blicke verschränkt sich ebenso fest miteinander. "Harper." Flüsterte er, als könnte er kaum glauben, dass ich hier war. Vor ihm stand. Langsam hob ich meine andere Hand und legte sie an seine Wange. Die Wärme seiner Haut zog direkt in mich e...