Spiel. Satz. Und Sieg! Ich schluckte. Jubelte innerlich, als er sich über seine Lippen leckte. Auf seinem Gesicht ein verschleierter Ausdruck. Ich hatte keine Ahnung, was er dachte. Dabei hätte ich fast alles dafür gegeben.
Für eine Ewigkeit sahen wir uns an. Mein Herz raste, meine Lungen brannten. Wir waren von einer eigenartigen Stimmung erfasst und mein Gefühl des Triumphes ging in etwas anderem, etwas schwerem, süßen unter.
Krampfhaft versuchte ich etwas zu sagen, was dieses Kribbeln aufhalten konnte. Doch da war nichts und ich war absolut nicht in der Lage auch nur einen Satz zu formulieren. Mit bebenden Lippen schluckte ich. Leckte mir über die trockenen Stellen und stellte überrascht fest, dass sein Blick auf meine Lippen fielen. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich denken, dass er mich... Das Scott Knight tatsächlich daran dachte mich zu küssen. Harper Rudolph.
Das war der Moment in dem ich mich losreißen konnte. Denn verdammt das hier war der Typ meiner Schwester. Völlig unerheblich, dass ich ihn zuerst auf dem bescheuerten Spielplatz gesehen hatte.
"Also wenn das nicht nach einem Liebeslied klingt, weiß ich auch nicht." Sagte ich und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand. Nun blickte ich wieder auf die Türen der Toiletten. Wo blieb Lilly nur?
Der Zauber war gebrochen und Scott richtete sich auf. Dann nickte er. "Vielleicht hast du Recht. Doch ich bin mir nicht sicher, ob er besser ist als Friday, I'm in love. Ich meine... The Cure. Komm schon." Sagte er und ich schnaubte nur. Ich verdrehte die Augen. "Als nächstes sagst du mir noch, dass Stairway to heaven nicht der beste Song der Welt ist." Wieder hob er eine Augenbraue und lachte auf. Und ich konnte ihm ansehen, dass er mir widersprechen wollte. Das konnte unmöglich sein ernst sein. Fassungslos sah ich ihn an, doch er zuckte nur mit den Schultern. Zu seiner Rettung kam Lilly gerade aus der Toilette und seufzte genervt. "Da drin ist voll das Drama am abgehen." Sagte sie jämmerlich. Dann lächelte sie Scott an. "Von mir aus können wir gehen, Babe." Gurrte sie. Babe? Er nickte steif. Das ausgelassene Lächeln war verschwunden. Stattdessen war er wieder ernst. Erst jetzt wurde mir klar, wie gerne ich es hatte wenn er lachte und Stolz überflutete mich, dass ich ihn nicht nur einmal, sondern gleich mehrfach zum Lachen gebracht hatte.
Lilly wandte sich mir zu. "Bist du sicher, dass du alleine klar kommst? Oder sollen wir dich zuhause absetzen?" Fragte Lilly noch und ich schüttelte energisch den Kopf. "Ich nehme mir ein Taxi. Das bekomme ich hin. Fahrt ihr ruhig. Es ist schon spät." Ich umarmte sie und warf Scott einen Blick zu. Dann sagte ich zu ihm. "Das ist noch nicht vorbei." Er lächelte sanft, dann gingen wir zum Tisch zurück. Sowohl Dex, als auch Kyle waren verschwunden und Nates Gesicht erhellte sich als wir uns näherten. Er schien sich ziemlich gelangweilt zu haben. Nun ihn würde sicherlich nicht freuen, dass Scott und Lilly gehen wollten.
Ich blickte auf die Tanzfläche und sah wie Dex mit einer dunkelhaarigen Schönheit tanzte. Ich verzog das Gesicht. Vielleicht lag es am Alkohol, doch er war ein furchtbarer Tänzer. Man müsste meinen, jemand er sein Geld mit Sport verbrachte, wusste wie man sich bewegte, doch das war ein Trauerspiel und es fiel mir schwer darüber zu lachen.
Lilly berührte meinen Arm und sagte: "Sorry, Süße." Als glaube sie ich wäre eifersüchtig, weil er sich eine andere Frau gesucht hatte. Ich verzog wieder das Gesicht.
Dex war lustig und ich hatte die romantische Vorstellung, dass wir gute - die besten - Freunde werden konnten. Doch ich machte mir keine Illusionen darüber, dass Dex und ich je etwas wurden. Er war nicht mein Typ. Vor allem aber nicht, wenn Scott Knight direkt daneben saß. Ich seufzte und wandte mich lächelnd zu Lilly um. "Schon in Ordnung." Sagte ich, doch sah, dass sie mir nicht glaubte. Der mittleidige Blick sprach Bände.
Mein Blick huschte zu Scott, der Dex auf der Tanzfläche anstarrte. Wieder dieser ernste Gesichtsausdruck. Dann sah er mich an, als erwarte er, dass ich gleich in Tränen ausbrechen würde, doch das würde nicht passieren. Also ließ ich mich neben Nate auf die Bank plumpsen. Er lächelte freundlich.
Anders als die anderen beiden Männern, war Nate, zwar nicht weniger gutaussehend, doch definitiv weniger aufdringlich. Ich war überzeugt, dass er keine Probleme damit hatte Frauen aufzureißen. Doch er schien das nicht so offensichtlich anzugehen, wie es Dex tat. Vermutlich war er einfach zu der Sexbombe im schwarzen Kleid rüber marschiert und hatte ihr gesagt, dass sie jetzt tanzen würden. Und ganz ehrlich, das konnte ich respektieren. Denn er war zu mir nichts als freundlich gewesen.
Lilly, die ihre Tasche nahm und erwartungsvoll zu Scott aufsah, blinzelte überrascht, als der sich, ohne ein weiteres Wort, wieder auf die Bank setzte. Sein Blick noch immer auf Dex gerichtet. Stirnrunzelnd sah ich Lilly an, doch die zuckte nur mit den Schultern. Aber ich erkannte, dass sie wütend war. Nun oder dabei war es zu werden.
"Also Nate..." Begann ich und lächelte ihn an. "... Tanzen?" Er hob seine Brauen, schien sich plötzlich unwohl zu fühlen. "Komm schon. Ich beiße nicht und..." Mein Blick huschte zu Scott. "... Ich bin auch kein verrückter Groupie, der in dein Haus einbricht und in deinem Bettchen schläft." Er lachte nervös, dann schlug er sich auf seine Oberschenkel und lächelte. "MyLady." Sagte er, reichte mir seine Hand und zog mich grinsend auf die Tanzfläche.
Die Musik wummerte, der Alkohol war noch immer in meinem Körper und meine Laune war noch immer gut. Auch wenn mich das kleine Geplänkel mit Scott irgendwie aus der Bahn geworfen hatte.
Doch ich war stolz auf mich. Darauf, dass ich das erste Mal mit Scott King geredet hatte ohne mich wie ein Teenager zu fühlen. Dabei hatte ich als Teenager nicht mal mit ihm sprechen können, weil ich so verknallt war, dass ich kein Wort über die Lippen brachte.
Ich hatte es wirklich weit gebracht. Ich war erwachsen geworden und verdammt, auf die Gefahr hin total eingebildet zu klingen, meistens war ich doch eine ziemlich coole Erwachsene.
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ICECOLD - 1 - Scott Knight
RomanceUnsere Blicke verschränkt sich ebenso fest miteinander. "Harper." Flüsterte er, als könnte er kaum glauben, dass ich hier war. Vor ihm stand. Langsam hob ich meine andere Hand und legte sie an seine Wange. Die Wärme seiner Haut zog direkt in mich e...