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Montag. Und es war einer dieser Montage. Einer von denen man am liebsten direkt schon beim aufwachen wieder einschlafen wollte, nur um den ganzen Tag zu verschlafen.
Aber trotzdem kämpfte ich mich hoch sah nach Dad, der nur wie auch die letzte Woche nur  schweigend vor demFernseher saß und eine Tausendsassa Wiederholung von Law and  Order guckte. Vermutlich bekam er gar nichts davon mit.
Aber ich konnte mich kicht ewig hier verkriechen und ich hatte immerhin noch einen Job. Irgendjemand musste die Rechnungen schließlich bezahlen.
Also machte ich mir einen Kaffee und fuhr zu Scotts Haus. Obwohl ich Lilly ein paar Mal angerufen und ihr auch einige Nachrichten geschrieben hatte, hatte ich schon seit Anfang der Woche nichts mehr von ihr gehört.
Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören s und mich einfach wieder umdrehen sollen.
Ich öffnete die Haustür und wollte gerade meine Tasche nach oben Bringen, als ich die erste Bierdose mit meinem Fuß wegschoss und sie klappernd über den Boden glitt.
"Was zur Hölle?" Fragte ich genervt. Erst jetzt hörte ich die Musik im Hintergrund. "Harper!" Ich zuckte zusammen.
Meine Tasche ließ ich an der Tür stehen und ging ins Wohnzimmer, erst von hier aus sag ich Scott, wie er schwanked auf die Beine kommen wollte.
Er schwankte nicht nur wegen seiner Verletzung, sondern auch weil er sternhagelvoll war.
"Ist das dein Ernst?" Fragte ich kalt und er grinste mich frech an. Als wäre das völlig normal. Und ich wäre beinahe nochmal zusammengezuckt, weil es das tatsächlich irgendwie war. Ich hatte mich daran gewöhnt zu betrunkenen Männern nach Hause zu kommen.
"Harper." Sagte er, diesmal weicher. "Ich hab ein bisschen gefeiert." Begann er, doch eigentlich wollte ich es nicht hören. So würde ich kein vernünftiges Training mit ihm durchziehen können. Vielleicht würde ich so ein paar Stunden Schlaf bekommen.
"Ich will es gar nicht hören." Sagte ich direkt, um ihn zu unterbrechen. Dann wandte ich mich ab. Ich hatte echt die Schnauze voll.
Doch ich hatte auch keine Lust mehr das hin zu nehmen. Und auch wenn er vielleicht nicht unbedingt alleine Schuld daran trug, bekam er meine geballte Wut zu spüren, als ich mich zu ihm herundrehte und explodierte.
"Ich habe wirklich die Schnauze voll. Mir steht bis hier..." Ich hielt meine Hand über meinen Kopf. Als würden meine Worte mehr Sinn ergeben,  wenn ich ihnen Gesten hinzufügte.
"Ich hab echt keine Lust mehr. Sauft euch doch alle zu Tode, aber lasst mich damit zufrieden." Schrie ich. "Einmal nur, einmal in meinem Leben, will ich es leicht haben. Ich will das ganze Zuckerwatte- Ding. Keine besoffenen Väter, egozentrische Schwestern oder..." Ich zeigte in seine Richtung. "...Absolut betrunkene Patienten. Ich will doch nur meinen Job machen und dann zu einem netten Mann nach Hause kommen, der mich mindestens genauso liebt wie ich ihn." Sagte ich und blickte an die Decke. Ein Stoßgebet, an wen auch immer. Es war mir egal, so lange ich nur erhört wurde.
"Aber das hier ist nicht meine Baustelle. Nein!" Fügte ich hinzu und wandte mich ab. "Darum kann Lilly sich kümmern..." Sagte ich und ging zu meiner Tasche, doch ich jiwlt abrupt inne als er leise sagte: "Sie ist weg. Sie hat mich verlassen."
Für eine ganze Minute starrte ich die Wand neben der Haustür an. Mein Kopf war wie leer gefegt und da war nur noch Wut und Enttäuschung. Doch irgendwie war sie Taub. So als wüsste ich dass sie da war, aber ich spürte sie nicht.
Es war unfair, dass ich wütend war. Denn ich hatte Lilly gesagt, sie solle gehen und den Job annehmen. Doch ich fühlte mich verlassen. Ich hatte die ganze letzte Woche mit Dad verbracht. Er war betrunken und wenn er nicht betrunken war, hatte er geweint. Es war viel. Zu viel und doch musste ich da durch. Lilly nicht. Sie hatte den einfacheren Weg gewählt und war abgehauen. Ohne ein Wort zu sagen. Na offensichtlich hatte sie wenigstens mit Scott geredet.
Langsam ging ich zu ihm zurück. "Seit wann?" Wollte ich unterkühlt wissen und er hob den Blick. In seinen Augen lag die gleiche Qut und Enttäuschung, die auch irgendwo in mir war. "Keine Ahnung. Zwei Tag oder so? Hab bisschen den Überblick verloren." Er schnaubte belustigt. Doch mir war nicht zu lachen zu Mute. "Du Wusstest es nicht?" Fragte er und ich schüttelte nur den Kopf. Ich wusste das sie gehen wollte, aber nicht wann. Und nicht, dass sie es nicht mal für nötig hielt, sich zu verabschieden.
"Bier?" Fragte er nachdem ich mich auf die Couch gesetzt hatte. Das war vielleicht ein Grund zu trinken, doch ich hatte von Alkohol erstmal die Nase voll.
Für eine gefühlte Ewigkeit saßen wir nur da und starrten Löcher in die Luft. Ich wusste nicht mal, was ich sagen sollte. Ich wusste ja nicht mal, was ich fühlen sollte.
"Sie hat mir ne Karte geschrieben." Ich sah ihn an. Er lächelte traurig.
"Es tut mir leid. Ich kann das nicht. Du bist ohne mich viel besser dran. In Liebe, Lilly."
Fassungslos starrte ich ihn an, wie er die wenigen Worte Wiederholte, die Lilly aufgeschrieben hatte. Sie war nie jemand für große, bedeutungsvolle Worte gewesen.
Doch das war kalt und feige. Sie hatte ihn mit einer Grußkarte absolviert. Ich hatte ihr viel zugetraut, doch das nicht. Ich hätte gedacht, dass irgendwo hinter diesem hübschen Gesicht ein wenig Anstand lag. Doch da hatte ich mich wohl getäuscht.
Ich hatte Mitleid mit Scott. So wollte man nicht verlassen werden. Nicht in dieser Situation und nicht mit einer beschissenen Grußkarte.
Doch es gab da einen kleinen, gemeinen Teil, der sich tatsächlich darüber freute. Und direkt daneben lag der Teil, der romantische Fantasien produzierte. Doch beide wurden von einer Stimme gestoppt, die Sagte, dass ich niemals Scott Knight haben durfte.
Ich widersprach nicht.
"Aber weißt du was das schlimmste ist?" Fragte Scott ohne mich anzusehen. Ich sagte nichts.
"Das schlimmste ist, dass es mich gar nicht so sehr stört, wie es das sollte."

ICECOLD - 1 - Scott KnightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt