Wir saßen gerade beim Lunch, als Scott das eigenartige Schweigen brach, das den ganzen Morgen schon herrschte.
Ich hatte mich um kurz nach drei wieder ins Bett gelegt, doch kein bisschen schlafen können und war frustriert und erschöpft aufgestanden. Wir hatten den gesamten Morgen nur das nötigste geredet und es schien als hätte er gespürt, dass ich nicht ganz auf der Höhe war.
"Ich weiß es geht mich eigentlich nichts an..." Er machte eine Pause und legte seine Gabel weg. Mit beiden Händen auf dem Tisch sah er mich an und ich erwiderte seinen Blick Stirnrunzelnd.
"Aber egal was auch passiert ist..." wieder machte er eine Pause und ich war nicht weniger verwirrt.
Auch er selbst schien irgendwie nicht zu wissen, wo er mit seinen Worten hinwollte. Unwohl knetete er seine Hände und seufzte schwer.
"Ich will nur sagen... Also ich meine..." Genervt fuhr er sich über den Kopf. "Er ist ein Idiot."
Völlig irritiert sah ich ihn an. Überlegte, was genau er mir damit sagen wollte und wen er meinte.
"Wie bitte?" Hakte ich perplex nach und legte nun auch meine Gabel weg. "Der Kerl..." Er lächelte aufmunternd. "Ich konnte nicht schlafen." Begann er zu erklären und erst jetzt dämmerte mir, über was er sprechen mochte. Ich biss mir auf die Lippe.
"Ich wusste nicht, dass du spielst. Geschweige denn, dass du so singen kannst. Ich hätte dir gerne dabei zugesehen." Gab er zu und überraschte mich damit. Mein Herz begann zu pochen ich starrte ihn an. Ich freute mich über sein Kompliment. Allerdings nur solange, bis ich begriff was es bedeutete.
Er hatte mich gehört. Er hatte mich singen hören. Oh, ich hasste es, wenn jemand mich hörte. Wenn jemand wusste... Dieses Gefühl beim singen, gehörte nur mir. Ich wollte mich selbst fühlen und es fühlte sich intim an, wenn jemand es hörte.
"Ich... Das... Oh!" Brachte ich raus und versuchte meine Tränen zu unterdrücken. Es war mir so peinlich, dass ich am liebsten davongelaufen wäre.
"Du solltest das nicht hören." Sagte ich nach einer Weile, weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte, ohne wie eine Verrückte zu klingen.
"Ich bin froh, dass ich es habe. Du bist unglaublich." Er senkte den Blick. "Das Klavier muss öfter gespielt werden." Bemerkte er beiläufig.
Dann dämmerte mir, was er mir eigentlich hatte sagen wollen. Er glaubte es gäbe einen Mann, der mich verletzt hatte. Jemanden den ich liebte und nicht... Nun er hatte Recht. Aber das konnte ich ihm kaum sagen. Nun ja, jedenfalls konnte ich ihm nicht sagen, wer es war oder womit er mich verletzt hatte. Immerhin wusste Scott nicht einmal das ich ihn gern hatte. Seit eigentlich schon immer.
"Das hatte nichts zu bedeuten. Ich..." Meine Stimme klang hohl und schwach. "Ich weiß ein wenig über Musik. Und ich denke, dass es nur wenige Menschen gibt, die beim Singen, wenn sie alleine sind, solche Gefühle vortäuschen können." Erklärte er schlicht. "Offensichtlich war ich ja nicht allein." Gab ich etwas schärfer zurück, als beabsichtigt. "Aber das Wusstest du nicht. Entschuldige, ich hätte nichts sagen sollen." Ich war überrascht über seine plötzlich Zurückhaltung.
"Ich wollte nur dass du weißt, dass er ein Idiot ist, wenn er nicht erkennt wie großartig du bist." Am liebsten hätte ich gelacht. "Und ich wollte dir sagen, dass du wirklich gut bist." Fügte er lächelnd hinzu. Mein Herz machte einen aufgeregten Hüpfer.
Wir beendeten das Mittagessen Schweigend. Obwohl ich kaum noch etwas herunterbekommen hatte. Ich räumte den Tisch ab und verstaut die Reste im Kühlschrank.
"Hey, Harper?" Ich wandte mich zu Scott um. "Ich hab das versaut, ich weiß. Aber ich hatte gehofft, dass ich dich nochmal spielen hören würde?" Am liebsten hätte ich mich verkrochen. Ich würde das Klavier vermutlich nicht mehr anrühren. Jetzt wo ich wusste, dass er mich hören könnte. "Vielleicht spielst du mir mal was vor, wenn ich wieder die Treppe..." Ich unterbrach ihn. "Wenn du die Treppe ohne Hilfe hochkommst, darfst du dir ein Lied wünschen." Schnaubte ich. Solange es ihn motivierte. Vermutlich hatte er das eh in einer Stunde vergessen. Spätestens in einer Woche. Und wenn nicht würde ich mich rausreden.
"Deal!" Rief er zufrieden. Ich schnaubte. Wechselte Aber das Thema.
"Morgen bin ich nicht da, da bin ich in der Klinik." Sagte ich also und sah ihn an, um sicher zu gehen, dass er mich gehört hatte.
"Dein Training hab ich notiert. Die Übungen kennst du. Ansonsten solltest du die Ruhe morgen genießen. Guck mit Lilly nen Film oder so. Übertreib es nicht." Er nickte. "Lilly ist nicht da. Sie hat irgendeine Veranstaltung." Sagte er und ich runzelte wieder die Stirn. Doch es ging mich eigentlich nichts an.
Nur glaubte ich einfach, dass etwas Freizeit der Gebesung förderlich war. Und Qualität time mit der Person zu verbringen, die man liebte und heiraten wollte, war nun mal Balsam für die Seele und somit auch für den Körper im allgemeinen.
"Sie mag eh nicht die gleichen Filme wie ich." Sagte er, als wäre Lillys Abwesenheit gar nicht so schlimm. "Sie hat nicht einen Star Wars Film gesehen, glaubt das Herr der Ringe und Game of Thrones das selbe ist und selbst Harry Potter findet sie bescheuert." Ich sah ihn an. Ich wusste, dass sie sich weder für Filme, Bücher oder Musik interessierte, doch das sie so wenig davon hiel war mir nicht klar.
"Echt?" Fragte ich also nach, als könnte ich das nicht glauben. Dabei hatte ich mehr als einmal die Ignoranz der Lillian Rudolph erlebt.
"Nun vielleicht hast du einfach keinen guten Geschmack." Schlug ich mit einem Lächeln hervor und hob eine Braue als ich ihn ansah.
Scott lachte auf und nickte. "So muss es sein." Erklärte er und entlockte mir, bei seinem ernsten Ausdruck, ein Grinsen.
Dabei wusste ich nicht, ob ich seinen Geschmack bei Filmen meinte oder bei Frauen. Wobei... Ich war mir ziemlich sicher, dass ich nicht seinen Geschmack bei Filmen meinte. Und das war einfach absolut kein Grunde zu Grinsen. Absolut überhaupt gar nicht. Shit!
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ICECOLD - 1 - Scott Knight
Storie d'amoreUnsere Blicke verschränkt sich ebenso fest miteinander. "Harper." Flüsterte er, als könnte er kaum glauben, dass ich hier war. Vor ihm stand. Langsam hob ich meine andere Hand und legte sie an seine Wange. Die Wärme seiner Haut zog direkt in mich e...