Das erste Spiel der Saison. Das Auftaktspiel. Ich hatte vorher noch nie eine Karte für das erste Penguins Spiel der Saison gehabt, die waren mir einfach meist zu teuer. Doch ich wusste, dass Dex sich darüber freuen würde. Also hatte ich meine Vorbehalte runtergeschluckt und war hergekommen.
Ich hatte Caseys Wohnung auf Vordermann gebracht und dann ein langes Gespräch mit Dad geführt. Dann hatte ich meine Wohnung gekündigt und Lilly eine Nachricht geschickt, dass sie die Wohnung innerhalb eines Monats räumen soll. Sonst würde ihr ganzes Zeug auf dem Müll landen. Sie hat nicht geantwortet. Vielleicht war es unfair sauer auf sie zu sein, doch ich konnte aus meiner Haut nicht raus. Denn wieder einmal hatte sie das was ich wollte. Und auch wenn es nur einen kleinen Moment gegeben hatte in dem ich gedacht hatte, dass dies mein Moment sein würde. Meiner. Ganz allein.
Dad hatte mir angeboten, dass er, weil er wohl sowieso nie im Schlafzimmer schlief, das untere des Hauses nutzen würde und mir die gesamten drei Zimmer im oberen Teil des Hauses überlassen würde. Er hatte wohl eh eine Weile schon darüber nachgedacht das Haus wieder etwas umzubauen. Er hat in den letzten Jahren ein wenig gespart.
Es war eines der Gespräche, die nur selten stattfanden. Lange, ehrliche Gespräche. Fast so wie früher. Und auch wenn er auf einem guten Weg war, fragte ich mich, wie lange das noch so sein würde. Aber ich verbot mir diese Gedanken. Wollte genießen was ich jetzt gerade hatte.
Und auch dass er nun neben mir stand und mit funkelnden Blick auf das Eis sah... Er war wie ein kleines Kind und es brach mir fast das Herz.
Wir hatten einen Platz an der Seitenlinie, gegenüber der Familienloge. Doch Lilly wäre vermutlich mehr mit sich beschäftigt als uns zu erkennen. Zumal Scott laut Aufstellung heute noch nicht spielen würde. Rein fachlich hätte mich das auch überrascht, doch Wunder gab es überall.
"Jetzt weiß ich warum du Eishockey so magst." Sagte er und blickte sich in der Halle um. Dabei war noch gar nichts passiert. Die Show würde erst anfangen. Wir waren sogar so früh dran, dass ich auf dem Eis noch einige der Spieler sah, wie sie gerade ihren Weg zurück in die Kabine machten. Und obwohl ich mich versuchte daran zu hindern, hielt ich nach Scott Ausschau. Doch ich sah ihn nirgendwo. Ich wusste selbst nicht, ob das etwas Gutes oder Schlechtes war.
Doch als ich meinen Blick schweifen ließ sah ich Lilly. Sie war aufgebrezelt und stand lachend im Familienblock. Sie passte gut zu den anderen Frauen. Jedenfalls zu dem jungen, gackernden Teil. Sie wirkte, als würde das ihr Platz sein. Als hätte sie nie etwas anderes getan und ich schluckte schwer, als mich wieder dieser stechende Schmerz der Eifersucht traf.
Dex hatte mir mal erzählt dass es zwei verschiedene Gruppen gab. Die Frauen und die Freundinnen. Während die Frauen das Herz des Teams waren, Partys und Feste veranstalteten, waren die Freundinnen eher Accessoires. Sie waren nett anzusehen, doch oft nur von kurzer Dauer. Und ein gehässiger Teil - ein sehr gehässiger Teil - von mir wollte das Lilly zu der zweiten Sorte gehörte. Aber das war nicht fair und ich wollte nicht so denken. Doch irgendwie half es mir. Half es mir in Scott nur den oberflächlichen Idioten zu sehen, den ich sehen wollte. Denn es war einfacher darüber hinweg zu kommen. Ein Arschloch vergaß man immer schneller als einen tollen Kerl. Jedenfalls redete ich mir das ein.
"Weißt du..." Begann Dad und riss mich aus meinen Gedanken. "... Er ist ein Idiot. Dafür dass er sich die falsche Schwester ausgesucht hat." Sagte er nur und lächelte sanft, als hätte er meine Gedanken erraten. Seine Worte ließen mich erstarren. "Was?" Hakte ich krächzend nach. Noch immer lächelte er, hob seinen Arm und drückte meine Schulter. "Ich liebe Lilly. Das tue ich wirklich. Doch sie wird ihn nicht glücklich machen und er sie sicherlich auch nicht." Redete er weiter. "Das traurige ist nur, dass ich glaube, das er dich glücklich machen könnte. Und du ihn."
Zunächst verstand ich seine Worte nicht. Doch sie sickerten in mich hinein und ich starrte ihn nur an. Wie viel wusste er? Warum wusste er überhaupt etwas? Oder hatte er nur geraten? Was zur...?
"Ich..." Begann ich, doch ich wusste nicht wirklich, was ich darauf sagen sollte. Ich wollte ihm zustimmen, ihm beipflichten. Doch was hätte das genutzt? Das hätte Scotts Meinung nicht geändert. Und ich hätte nur wieder an ihn gedacht.
Es ging hier schon lange nicht mehr darum, was ich wollte. Was ich dachte. Ich war mir nicht Mal sicher, ob es je darum gegangen war, was ich wollte oder was ich dachte.
Lilly war perfekt. Passte in eine andere Kategorie. Mit ihr konnte man angeben. Ich hingegen war anders. Mit mir gab man nicht an. Nicht in den Kreisen, in denen Scott sich bewegte. Offensichtlich war er der gleichen Meinung.
Dabei verdiente ich einen Mann der mit mir angab. Der mich stolz seinen Leuten vorstellte und mich liebte wie ich war. Der sich sicher war, dass ich es war. Und auch wenn ich kurz gedacht hatte, dass Scott dieser Mann war, war er es eben doch nicht. Es war so einfach. Manchmal reichte es eben nicht aus jemanden zu mögen. ... zu lieben.
"In einem anderen Universum hast du vielleicht recht." Begann ich ernst und sah wie mein Dad traurig lächelte. "Du musst endlich aufhören, dir von deiner Schwester das Licht klauen zu lassen. Sie kann dir doch gar nicht das Wasser reichen. Und er..." Er nickte abschätzig aufs Eis. "...wird das noch früh genug heraus finden." Ich lachte auf. "Ich habe aber keine Lust drauf zu warten. Ich habe lange genug auf Scott Knight gewartet."
Ich war überrascht davon, wie fest meine Stimme klang. Noch überraschter aber war ich davon, wie ernst ich mir damit war.
Ich liebte Scott. Das tat ich seit Jahren. Aber ich würde ihm nicht weiter aus der Ferne folgen wie ein Satellit der Erde. Ich war kein Satellit. Ich war die verdammte Sonne. Und nur weil er nicht erkannte, dass ich es war, um das er sich drehen sollte, würde ich nicht darauf warten. Immerhin gab es noch weitaus mehr Planeten für die ich der Mittelpunkt des Universums bilden konnte. Ich musste sie nur finden.
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ICECOLD - 1 - Scott Knight
RomanceUnsere Blicke verschränkt sich ebenso fest miteinander. "Harper." Flüsterte er, als könnte er kaum glauben, dass ich hier war. Vor ihm stand. Langsam hob ich meine andere Hand und legte sie an seine Wange. Die Wärme seiner Haut zog direkt in mich e...