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1 Jahr später

Das kleine Haus war so voll mit Menschen, dass es aus allen Nähten platzte. Es war ein gemütliches, kleines Haus am Stadtrand. Es hatte nur fünf Zimmer, drei Badezimmer, eine große Wohnküche und ein Angrenzendes Wohnzimmer. Ich hatte das Haus betreten und fühlte mich sofort zuhause.
Scott hatte nicht einmal eine Sekunde gezögert, als er mein Gesicht gesehen hatte. Und weniger als zwei Monate später waren wir eingezogen. Nach einigen Dates, auf die Scott bestanden hatte.
"Hey, Harp." Rief Dex und betrat die Küche. "Das Haus ist wirklich schön." Sagte er und ich lächelte dankbar. "Es passt zu dir. Es ist so..." mit gerunzwlter Stirn sah ich ihn an. Wartete auf seine nächsten Worte.
"...gemütlich. Man fühlt sich sofort wie zuhause." Er zuckte mit den Schultern. "Nur blöd, dass dieser Spielverderber dich vor mir gesehen hat." Lachte er und nickte zur Wohnzimmertür, durch die Scott gerade hereinkam.
"Oh wer ist denn nach New York abgehauen?" Fragte Scott und grinste Dex an. "Und wer hat das vorgeschlagen? Du wolltest doch nur die Konkurrenz loswerden." Gab Dex zur Antwort.
Scott kam zu mir, lehnte sich neben mir an den Küchentresen und legte seinen Arm um mich.
"Ja. Das kann schon stimmen." Gab Scott zu. Dann sah er mich an. "Hat Lilly sich gemeldet?" Fragte er leise und lächelte traurig. Er wusste, dass ich darauf hoffte, dass sie sich melden würde. Doch ich konnte nur den Kopf schütteln.
Ich hatte seit fast Acht Monaten nichts mehr von ihr gehört. Nur von Dad. Als ich ihr eine Nachricht geschrieben hatte, dass wir in das neue Haus ziehen würden und ich mich freuen würde, sie zu sehen, hatte ich keine Antwort erhalten. Jede weitere hatte sie ignoriert.
"Tut mir leid." Flüsterte er mir ins Ohr, legte seine Hand auf meinen Bauch und drückte mir einen Kuss auf den Scheitel.
"Sie wird irgendwann drüber hinweg kommen." Es war Scotts Lieblingsatz geworden. Er sagte ihn ständig. Dabei wussten wir beide nicht, ob es stimmte. Er wollte mich aufheitern, weil er wusste, dass mich die Beziehung die Lily und ich gerade hatten, belastete.
Und ich hoffte jedes Mal, dass er recht hatte.
Scott löste sich von mir, strich mir nochmal über den Arm und ging dann ins Wohnzimmer, wo die restlichen Jungs des Teams saßen und dich lachend unterhielten.
Ich lehnte mich an den Türrahmen und beobachtete die Jungs. Mein Blick schweifte zu den Frauen. Zu der Gruppe der ich mittlerweile auch gehörte.
Im letzten Jahr hatte sich mein Leben komplett geändert. Und ich würde das nicht eintauschen wollen. Doch manchmal wünschte ich mir, dass es anders gelaufen wäre. Dass Lily und ich noch immer miteinander reden würden und ich mich nicht ganz so beraubt fühlen würde.
"Du hast echt den Jackpot geknackt, Harper." Sagte Em, die neben mir zum stehen kam und auf die versammelte Mannschaft sah. Sie musterte die Jungs und ich lächelte. "Wie läuft es mit Reid?" Wollte ich wissen und wusste, dass sie mir kicht viel erzählen konnte. Denn er hatte es noch immer nicht geschafft sie anzusprechen. Also sah sie mich nur zerknautscht an.
"Ich hab keine Lust über den Langweiler zu reden. Zumal er am Ende des Monats weg ist." Ich nickte. Sein Arbeitsvertrag lief aus. Auch wenn ich seit einem halben Jahr nicht mehr in der Klinik war, hielt ich mich auf dem Laufenden. Dank Em.
"Vielleicht angle ich mir einfach einen deiner kleinen Eishockey-Spieler." Sagte sie und zeigte mit ihrem Zeigefinger Kreise in die Luft.
"Also ich kann ja nur für mich sprechen. Aber ich gehöre wohl nicht zu den kleinen Eishockey-Spielern." Wir zuckten zusammen, als Dex hinter uns aus der Küche kam. Er zwinkerte mir zu und grinste brei. Ich sah, wie Em errötete und den Blick senkte. Schüchtern blickte sie Dex nach, der wieder zu den Jungs ging. Dabei fing ich Scotts Blick ein, der mich sanft anlächelte. Ich erwiderte es.
Es war eigenartig wie ruhig ich mich fühlte. Wie geerdet ich war. Das hier war der Ort an den ich gehörte und ich wünschte Em das sie auch diesen Ort fand. Aber vielleicht nicht gerade in Dex. Nicht weil ich eifersüchtig war. Sondern weil ich Dex kannte.
"Er wohnt in New York." Sagte ich also und lächelte. Sie nickte.
"Ich will ihn ja nicht gleich heiraten. Sind ja nicht alle wie du." Erklärte sie lachend. "Aber er sieht aus, wie jemand mit dem man Spaß haben kann." Brachte sie raus und ich nickte. Vermutlich war er das. "Ich will nur nicht, dass du verletzt wirst, Em." Gab ich zu. Und legte meinen Arm um ihre Schulter und drückte sie sanft an mich.
"Aber nach allem was ich gehört habe, kann man viel Spaß mit ihm haben." Em lächelte und ging dann hinüber zu Dex, der sich mit breitem Grinsen in Empfang nahm.
Keine Sekunde später stand Scott wieder neben mir. "Willst du dich nicht mal hinsetzen?" Flüsterte er leise und legte wieder seinen Arm besitzergreifend um mich. "Mach dir keine Sorgen um mich." Sagte ich leise und lehnte mich an ihn. "Ich mache mir aber Sorgen um euch." Wieder strich er mir über den Bauch. "Ich liebe dich wirklich." Flüsterte ich leise und blickte wieder über die Runde.
"Ich dich mehr." Sagte Scott und seine Worte flossen durch mich hindurch. Auch wenn es natürlich nicht stimmte. Doch ganz perfekt war es nicht. So war eben das Leben. 
"Lass uns morgen zu deinem Dad fahren." Schlug er vor. "Deine Eltern kommen morgen." Erinnerte ich ihn.  "Und bleiben ein paar Tage." Ich nickte. "Ich weiß du vermisst deine Familie." Schob ich hinterher. Wir sahen sie viel zu selten. Auch wenn seine Mutter verrückt geworden war, als wir ihr von unseren Neuigkeiten erzählt hatten.
"Ihr seid meine Familie. Du und die kleine Qualle." Er lächelte stolz.
"Tja und ich muss wohl damit Leben, dass deine Mutter jetzt auch dazu gehört." Er lachte auf. "Du liebst meine Mutter. Manchmal mehr als mich." Ich lachte auf. "Und das liegt immer absolut nur an dir." Erklärte ich mit einem Grinsen. Streiten gehörte eben einfach manchmal dazu. Und wir stritten gerne. Wobei wir uns noch lieber versöhnten.
"Ich liebe es wenn du mich hasst." Sagte er leise, dass uns die anderen nicht hörten.  "Ich liebe dich auch wenn ich dich hasse." Eigentlich liebte ich ihn immer. Egal was er tat. Story of my life.

ICECOLD - 1 - Scott KnightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt