Ich hatte den Kater meines Lebens. An einem Sonntag zu trinken sollte verboten werden.
Mein ganzer Körper war völlig erschlagen. Mein Magen fuhr Achterbahn und in meinem Kopf hämmerte es unaufhörlich.
Dabei konnte ich mich an kaum noch etwas nach dem zehnten Shot erinnern.
Tief Luft holend ging ich die Treppe hinunter und klopfte an Scotts Tür. Es war kurz nach Sechs.
"Ja?" Rief er und ich trat ein. Zerknautscht lächelte ich. "Morgen." Flüsterte ich und rieb mir die Schläfe. Überrascht blieb ich stehen.
Ich hatte erwartet, dass er noch im Bett liegen würde, doch er war schon fertig und stand an der kleinen Kommode neben dem Bett.
"Du..." Brachte ich raus und mein Lächeln wurde breiter. "Das Ding nervt nur." Sagte er unterkühlt und nickte zum Rollstuhl, der ein paar Schritte neben ihm stand. "Außerdem meintest du doch, das ich mich zusammenreißen soll." Zustimmend nickte ich.
"Wie geht es deinem Bein? Und der Hüfte? Spürst du was?" Er schnaubte.
"Es fühlt sich seltsam an." War alles was er sagte. Irgendwie war er komisch. "Ist alles in Ordnung?" Hakte ich nach und blickte ihn stirnrunzelnd an. "Alles klar." Sagte er, noch immer unterkühlt. "Dann lass uns loslegen."
Ich war mehr als überrascht, welche Fortschritte er machte. Damit hatte er bestätigt, was ich vermutet hatte. Dass er sich zurückhielt. Aus welchem Grund auch immer.
Wir schwiegen. Doch es war nicht wie sonst. Es war kein angenehmes Schweigen. Eher so als würde da etwas sein und ich wusste nicht, was es war. "Ist irgendwas los?" Fragte ich nachdem ich eine Weile hin und her überlegt hatte, ob ich etwas sagte.
Wir saßen gerade beim Mittagessen und das zähe Schweigen hatte so schwer auf mir gelastet, dass ich es kaum aushielt.
"Was soll los sein?" Hakte Scott genervt nach. Als würde ich mir dieses Gefühl nur einbilden. "Keine Ahnung. Bist du sauer auf mich? Wenn es wegen Dex ist..." Er unterbrach mich. "Ihr seit doch beide erwachsen." Schoss er zurück. "Also ist alles in bester Ordnung?" Wollte ich wissen. Obwohl ich natürlich wusste, dass es nicht so war. Aber er nickte.
Dann warf er dem Rollstuhl, der der ihn stand, weil er darauf bestanden hatte auf einem 'normalen' Stuhl zu sitzen, einen Blick zu. Genervt seufzte er. Doch als er sich hochstemmte und aufstand, steuerte er nicht den Rollstuhl an. Stattdessen handelte er sich vom Tisch zur Spüle. Dabei den Teller in der einen Hand. Fasziniert beobachtete ich ihn dabei, doch ich war sprungbereit. Ich wollte nicht, dass er sich übernahm. Ich erhob mich langsam, als ich sah wie Abi in der Tür stand und ihn anstarrte. Selbst von hier erkannte ich, dass sie Tränen in den Augen hatte. Ich lächelte sanft.
Erschöpft stellte Scott den Teller ab und ließ den Kopf hängen um tief Luft zu holen. "Willst du auch gleich abspülen?" Fragte ich ihn und riss ihn aus seinen Gedanken. Sehnsüchtig guckte er zu seinem Rollstuhl und ich lächelte. "Sieht so aus, als müsste der Coach doch nochmal an der Startaufstellung drehen." Warf nun Abi ein und betrat den Raum. Scott hob den Kopf und lächelte seine Mutter warm an. "Ganz so schnell geht das nicht." Sagte Scott und ich beeilt mich den Rollstuhl zu ihm zu schieben.
Seine Muskulatur sprang gut auf die Behandlung an. Er konnte eigentlich ohne große Probleme sein Knie belasten. Und auch seine Hüfte war stabil. Doch es war die Kraft, die ihm ausging. Seine Muskulatur hatte gelitten und war einfach schnell erschöpft. Daran war nichts verwerflich.
"Aber ich freue mich darauf endlich wieder in meinem Bett zu schlafen." Er warf mir einen Blick zu. "Und ich würde gerne mal wieder eine Runde Klavier spielen." Ich schluckte. Doch Abi bemerkte meine Unsicherheit nicht. "Ich würde dich so gerne mal wieder spielen hören." Schwärmte sie und kam auf uns zu. "Vielleicht könnten wir dich ja in ein paar Tagen nach oben kriegen?" Sie sah erst Scott dann mich an. "Oh. Das wäre klasse." Er schien sich wirklich, ehrlich darüber zu freuen.
"Wusstest du, dass Harper auch spielt?" Sagte Scott und überraschte damit uns beide. Interessiert sah sie mich an. "Wirklich?" Ich nickte freundlich. "Ich bin nicht so gut. Aber ein wenig spielen kann ich schon." Er schnaubte. "Sie ist nur bescheiden." Es war mir unangenehm. "Spielst du noch andere Instrumente?" Fragte Abi und diesmal wirkte auch Scott äußerst interessiert. "Ich kann noch ein wenig Gitarre spielen." Gab ich kleinlaut zu und Scott lächelte. Er sah beinahe so aus, als wäre er stolz auf mich. "Singen kann sie auch. Verstehe gar nicht, warum du das früher nie in der Schule getan hast." Sagte Scott und ich runzelte die Stirn. Wäre es ihm überhaupt aufgefallen, hätte ich es getan?
"Als ob du gewusst hättest, wenn ich im Chor oder so gewesen wäre." Gab ich scherzhaft aus und er hob den Blick und sah mir direkt in die Augen. Für einen ewigen Moment sah er mich nur an. Blieb still. Wieder baute sich eine Energie auf. Doch diese war anders als zuvor. Elektrisiert und erregend. Ich schluckte.
"Er wusste immerhin in welcher Chemieklasse du warst." Warf Abi ein und ich riss meinen Blick von ihm los und sah sie an. Lachend nickte sie.
"Er ist nur deswegen in den Kurs gewechselt." Erklärte sie grinsend. Ich starrte sie an. Langsam blickte ich dann zu Scott. "Mom!" Rief er und ich sah, wie er tatsächlich errötete.
"Ich brauchte einen guten Laborpartner und..." Ich blinzelte ein paar Mal. "Also hast du mich ausgenutzt?" Fragte ich belustigt. Ignorierte den Stich, in meiner Brust. Mir war ja klar, dass er nicht in mich verknallt war oder so. Aber vielleicht hätte er ja mein Freund sein wollen. Das wäre etwas gewesen, worüber ich mich gefreut hätte.
"Ich wollte nicht mit einem der anderen Streber in eine Gruppe kommen." Verteidigte er sich. Ich schnaubte. "Ich war gar kein so schlimmer Streber." Sagte ich daraufhin. Und er blinzelte. "Egal was ich sage, es wird das falsche sein, oder?" Fragte er zerknautscht und sowohl Abi als auch ich nickten.
"Dann sollte ich vielleicht einfach den Mund halten." Sagte Scott und ich lachte laut auf. Ja, manchmal war es am besten, wenn man gar nichts sagte.
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ICECOLD - 1 - Scott Knight
RomanceUnsere Blicke verschränkt sich ebenso fest miteinander. "Harper." Flüsterte er, als könnte er kaum glauben, dass ich hier war. Vor ihm stand. Langsam hob ich meine andere Hand und legte sie an seine Wange. Die Wärme seiner Haut zog direkt in mich e...