Einmal. Nur einmal in meinem Leben hatte ich gedacht, dass ich es war, die einmal Glück hatte. Ich gehörte eben nicht zu der Sorte Mensch. Ich war einfach nicht dafür gemacht.
"Was hältst du davon?" Fragte mich Lilly und ich starrte das Kleid an, dass sie trug. Es war ein Traum aus weißem Tüll und Glitzer. Naja oder Albtraum. Für mich in mehrerer Hinsicht.
"Sehe ich darin fett aus?" Wollte sie wissen und sah mich abwartend an. "Du siehst wunderschön aus." Gab ich zurück und das stimmte. Sie war wunderschön.
Ich wünschte mir noch nie so sehr etwas wie jetzt. Hätte ich doch diese kleine Blase nicht verlassen. Hätte ich mich einfach nur näher an Scott gedrückt und wäre für immer dort geblieben. Aber das Leben war kein Wunschkonzert und ich kein Dirigent.
"Glaubst du Scott wird es gefallen?" Ich schluckte. Dann nickte ich nur. ICh war nicht mehr in der Lage zu sprechen. Denn verdammt, ich war wütend. Wütend auf das Leben, auf Lilly - die eigentlich nichts dafür konnte - auf Scott und auf mich. Ich hätte es abbrechen müssen. Nicht nur, weil ich Lilly damit verletzen würde, wenn sie es herausfand, sondern weil ich geahnt hatte, wie es endete. Denn das tat es doch immer gleich. Ich wurde verletzt.
Aber ich war nicht bereit in Selbstmitleid zu verfallen. Scott war nur ein Mann und davon gab es haufenweise. Es war irgendwie befreiend. Die Tatsache, dass er keinen Moment gezögert hatte, als Lilly wieder durch die Tür getreten war, hatte mir das Herz gebrochen. Nicht in dem Moment, denn ich war so perplex, dass ich einfach nur dastand und nichts hatte sagen können. Doch danach. Als er es nicht aufgeklärt hatte, als sie mit der Hochzeit anfing...
Eine gehässige Stimme in meinem Kopf lachte bloß und erklärte mir, dass es logisch war. Denn offiziell stand Scott seit zwei Tagen wieder auf der Aufstellung des Teams.
Das Training startete in drei Tagen und er war in spätestens vier Wochen wieder komplett einsatzfähig. Ob er noch so gut war, wie vorher konnte keiner sagen, doch oftmals waren dabei auch psychologische Faktoren ein Grund. Aber dafür hatte Scott ja Lilly und ich war mir sicher, dass sie ihm eine große Stütze sein würde. Naja, oder auch nicht.
Mein Telefon klingelte und riss mich aus meinen düsteren Gedanken. Ohne auf den Display zu schauen ging ich ran.
"Ja?" Ein leises Lachen, dass ich sofort erkannte. "Casey?" Fragte ich, erhob mich und entfernte mich von Lilly die mit der Verkäuferin redete. Mir waren die Perlen echt scheißegal.
"Hey, Harp." Begrüßte er mich und ich war überrascht wie froh ich war seine Stimme zu hören. Ich vermisste ihn. Ich vermisste die Zeit mit ihm. Er war einer der wenigen Menschen, die es wirklich interessierte was mit mir war. Auch wenn wir uns zu wenig sahen. "Wie eht es dir?" Wollte er wissen und beinahe hätte ich angefangen zu weinen. "Mein Leben ist eine Katastrophe." Sagte ich mit einem langen Seufzer und wieder lachte er. "So schlimm?" Ich nickte. War mir bewusst, dass er mich nicht sehen konnte. "Wie wäre es, wenn du nach New York kommst?" Fragte er mich und ich runzelte die Stirn. Ich kannte ihn. Und daher wusste ich, dass irgendwas los war. "Bist du in Ordnung?" Fragte ich nach, machte mir plötzlich Sorgen.
"Mit geht es gut. Aber..." Wieder runzelte ich dir Stirn. "Aber...?" Hakte ich nach, als er nicht antwortete. "Ich finde du solltest bei der bekloppten Hochzeit des Jahres nicht da sein." Platzte er heraus. "Und ich vermisse meine beste Freundin, weshalb ich dachte du kommst nach New York und wir machen die Stadt unsicher." Fügte er atemlos hinzu. Ich lächelte.
Ich wünschte mir dass es so einfach wäre. Aber ich konnte nicht Lillys Hochzeit verpassen. Das würde sie mir nie verzeihen. Und ich musste nächste Woche auch wieder anfangen zu Arbeiten.
Zwar fand ich die Hochzeit überstürzt und wollte wirklich nicht dabei zusehen, doch es war immerhin meine Schwester.
"Ich kann hören wie du denkst. Aber, Harper, mal im Ernst; Lilly hat sich nie dafür interessiert, was du machst. Sie hat nicht mal gesehen, dass du in Scott verliebt warst, eigentlich schon immer. Es dreht sich alles immer nur um sie und sie verschwendet keinen Gedanken an dich. Du bist ihr nichts schuldig. Weder ihr noch deinem Vater. Sie haben dir beide dein Licht gestohlen und es wird Zeit, dass du es dir wieder holst!" Über seine blumigen Worte musste ich beinahe lachen. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass er recht hatte, doch ich wollte nicht, dass er recht hatte.
In der gesamten letzten Woche hatte ich einige Male daran gedacht einfach meine Sachen zu packen und nach New York zu gehen. Doch es hatte einen Grund sehalb ich überhaupt wieder hergezogen war und dieser hatte sich nicht geändert.
Lilly würde mich zwar nicht brauchen, aber Dad schon. Er schaffte es nicht alleine.
"Du weißt wir könnten jemanden wie dich gebrauchen." Sagte er, als ich nicht antwortete.
"Ich weiß. Aber ich kann nicht einfach gehen..." Casey schnaubte und fiel mir ins Wort. Ein Zeichen dafür, dass er genervt war. "Dieser Mann hat dich nicht verdient. Und deine Schwester auch nicht. Sie ist egozentrisch und egoistisch. Wann hat sie sich Gedanken gemacht, wie es dir geht? Und dein Dad ist alt genug. Und auch Lilly könnte sich um ihn kümmern. Aber dafür ist sie ja zu beschäftigt." Sagte er giftig. Er mochte Lilly wirklich nicht. In letzter Zeit tat ich das auch nicht sonderlich.
"Komm einfach ein paar Monate. Dein Vater wird das schon überleben. Und Scott hat seine tollen Trainer die ihm jetzt wieder rund um die Uhr jeden Wunsch erfüllen. Die haben doch medizinisches Personal." Er tat es nicht mit Absicht, doch er traf einen Nerv und ich konnte mich nur schwer davon abhalten los zu heulen.
Denn verdammt Scott brauchte mich nicht mehr und es tat weh, dass zu wissen.
Ich blickte mich um und sah Lilly, wie sie fröhlich ihren Sekt trank und sich selbst in dem großen Spiegel betrachtete. Sie war glücklich. Und sie merkte nicht mal, dass ich gerade litt. Oder vielleicht war es ihr auch einfach egal.
"Weißt du was, Casey? Vielleicht hast du recht. Ich könnte eine Auszeit echt gut gebrauchen."
DU LIEST GERADE
ICECOLD - 1 - Scott Knight
RomanceUnsere Blicke verschränkt sich ebenso fest miteinander. "Harper." Flüsterte er, als könnte er kaum glauben, dass ich hier war. Vor ihm stand. Langsam hob ich meine andere Hand und legte sie an seine Wange. Die Wärme seiner Haut zog direkt in mich e...