24. Kapitel

7 2 1
                                    

Es war tiefste Nacht, als ich einige Stunden später die Tür aufschloss und meine Wohnung betrat.

Meine Glieder waren durchgefröstelt, hatte ich bei meinem überstürzten Aufbruch vergessen, mir eine Jacke mitzunehmen, Ich war einfach nur so schnell es ging zur Tür hinaus, ohne mir groß Sorgen zu machen, wohin ich gehen würde.

Natürlich hatte ich auch mein Portemonnaie zu Hause liegen lassen und so hatte ich mich nicht einmal in ein Café setzen können. Zugegeben, ich war auch zu Stolz gewesen nach nur wenigen Minuten wieder aufzutauchen und meine Sachen zu packen.

Also hatte ich mich, in meinem eigenen Elend suhlend, draußen auf eine Parkbank gesetzt und mir sämtliche Gliedmaßen abgefroren. Und ich hatte nachgedacht.

Thomas war mir in der kurzen Zeit, wo wir uns kannten, sehr wichtig geworden und mit einer Sache hatte Zoe, trotz allem recht gehabt. Freund ließ man nicht allein. Selbst wenn es einem solch schwere Schmerzen zufügte, dass man glaubte daran zugrunde zu gehen.

Ich hatte über Stunden mit mir gekämpft und auch wenn das traumatisierte Kind in mir Thomas keinen Platz mehr in seinem Leben zusichern wollte, so konnte ich doch für ihn da sein. Zumindest redete ich mir das ein.

Fast vermutete ich, Zoe vor dem Fernseher hängend zu finden, nur darauf wartend, dass ich wieder zur Tür hereinkam, um mir eine Standpauke zu halten, dass man im Streit nicht auseinanderging. So war es immer. Gewesen. Denn als ich durch den Gang trat, brannte kein Licht und keine zermürbte Zoe lehnte auf der Couch.

Erst da bemerkte ich, dass ihre Zimmertür offenstand. Zoe achtete normalerweise peinlich genau darauf ihre Türe geschlossen zu halten, vor allem wenn sie schlief. Als ich in das dunkle Innere ihres Raums spähte, erkannte ich auch, dass hier jede Spur von meiner Mitbewohnerin fehlte.

Das Gefühl der Verlassenheit schlug wieder brutal zu und ich beeilte mich so schnell wie möglich ins Bett zu kommen, wo ich zumindest so tun konnte, als hätte mich selbst meine beste Freundin allein gelassen.

Selbsthass erfüllte mich und begrub selbst meinen verletzten Stolz unter sich. Doch anstatt weiter mich weiter in meinem erbärmlichen Gefühlschaos zu wälzen, griff ich nach dem Handy und versuchte den Schlamassel zumindest an einer Front zu beseitigen.

Danke. Wenn es Thomas besser geht, kann ich denn dann besuchen?

Kaum eine Minute später brummte mein Handy erneut, die Antwort von Thomas Schwester wie ein Licht am Ende des Tunnels.

Komm, wann immer du Zeit hast. Mein Bruder wird sich bestimmt freuen.

Ich nahm mir vor, möglichst bald zu ihm zu fahren und die Sache zu bereinigen. Denn so sehr ich es auch wollte, wenn er tatsächlich sterbenskrank war, dann musste ich die Sache zwischen uns beenden. Ich konnte für ihn Dasein, aber ich durfte mich auf keinen Fall weiter in ihn verlieben. Nicht wenn ich mein Herz behalten wollte.

The Way of our Hearts - Ist Liebe Stärker als die Angst?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt