20. Kapitel

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Ich wusste nicht genau, wie ich vom Zoes Zimmer auf die Couch gekommen war, eine Flasche hochprozentigen in der Hand. Zoe vor mir stellte zwei Gläser auf den Tisch vor mir und ich begann auszuschenken.

„Also, dann erzähl mal. Wie lange läuft das schon?"

„Hör auf, so abwertend zu klingen! Helen ist eine wirklich freundliche Person und ich werde es nicht tolerieren, dass du in meiner Gegenwart so über sie sprichst!"

Ich biss meine Kiefer zusammen. „Na gut, wie lange führt ihr schon eine", ich wedelte mit der Flasche in der Luft, „Beziehung?"

„Seit zwei Monaten – ungefähr."

„Darf man fragen, wie es zu diesem glücklichen Umstand gekommen ist?"

„Helen ist vor einiger Zeit bei uns hereingeschneit, sie wollte dich ein bisschen zum Uni-Leben in Brighton interviewen, aber du warst gerade weg..."

„Und lass mich raten. Es war Liebe auf den ersten Blick?", fragte ich spöttisch, was mir einen bösen Blick ihrerseits einbrachte.

„Nein. Wir haben ein bisschen gequatscht und zuerst fand ich Helen einfach nur nett. Ich habe ihr angeboten, dass ich sie einmal herumführen könnte, und die Dinge haben sich so ergeben."

Ich trank das Glas in einem Zug leer, bevor ich Zoe einer langen Musterung unterzog. „Du bist also in sie verliebt? Sie ist keine deiner One-Night-Stands und du gedenkst auch nicht, sie für den nächstbesten Typen liegenzulassen?"

„Nein!"

„Hm, und was war dann mit dem Kerl, mit dem ich dich vor ein paar Wochen erwischt habe? Der halbnackte?"

„Bei dir klingt das alles immer gleich so obszön!", beschwerte sie sich. „Nein, mit dem ist nichts gelaufen. Bruno hat sich quasi selbst eingeladen, weil er meinte bei mir landen zu können. Er hat gerade seine Hosen heruntergelassen, als ich ihm mehr als deutlich zu verstehen gab, dass ich kein Interesse hätte. Und dann bist du auch schon nach Hause gekommen."

„Dann war das also nur ein Ablenkungsmanöver deinerseits? Nett."

„Sagen wir so, ich hab dich glauben lassen, was du glauben wolltest."

Nach einer etwas längeren Gesprächspause, in derer ich mehr mein leeres Glas musterte, als Zoe, die mich erwartungsvoll ansah, fand ich endlich meine Stimme wieder.

„Ich...es ist einfach etwas viel auf einmal. Aber solange ihr beiden glücklich seid, kann ich wohl oder übel damit leben." Ein Lächeln breitete sich auf Zoes Gesicht aus.

BUM! BUM! BUM!

Wir beiden drehten uns in Richtung der Wohnungstür, die unter den schweren Schlägen eines Querulanten erzitterte. „Erwartest du jemanden?", flüsterte ich.

„Ne, du?"

Ich schüttelte den Kopf, und bewaffnete mich notdürftig mit einem Küchenmesser um mit Zoe als Verstärkung gegen die Leute vor unserem Apartment vorzugehen.

Wir waren keine zwei Meter mehr von der Tür entfernt, als erneut Schläge ertönten, gefolgt von einem: „Polizei, öffnen Sie die Tür!"

„Hast du unseretwegen die Polizei verständigt?", zischte Zoe.

„Fast. Das nächste Mal mach einfach die Tür ordentlich zu, dann hört man euch nicht bis ins Treppenhaus", gab ich zurück.

„Lustig. Aber wenn du die Gendarmarie nicht gerufen hast, wer dann?"

„Das werden wir gleich rausfinden!", versprach ich ihr, packte das Messer dann doch in eine Schublade und öffnete gespannt die Tür.

Tatsächlich standen da zwei uniformierte Polizisten mittleren Alters, in deren Miene sichtliche Genervtheit geschrieben stand.

„Guten Abend, die Herren, was kann ich für Sie tun?", fragte ich in zuckersüßen Tonfall.

„Ihr Nachbarin haben wegen Ruhestörung und Verdacht auf ein Gewaltverbrechen Anzeige erhoben. Wollen sie sich zu den Vorwürfen äußern?"

Ich tauschte mit Zoe mörderische Blicke aus. „Dieses niederträchtige, intrigante Weibsbild!", fluchte Zoe daraufhin. „Zeigt UNS an, obwohl sie diejenigen sind, die mit ihren Eheproblemen das ganze Haus unterhalten!"

„Miss, wir sind nicht hier, um mit Ihnen über ihre Nachbarn zu diskutieren, wir sind hier, um zu überprüfen, ob ein Gewaltverbrechen vorliegt. Wenn sie uns in die Wohnung lassen könnten um den Anschuldigungen ihrer Nachbarin nachzugehen?"

„Bitte!", pikierte Zoe sich und trat zu Seite. „Aber wenn sie schon da sind, würde ich auch gern die ein oder andere Anzeige aufgeben", erklärte sie und schnappte sich einen der Polizisten. „Angefangen mit der Hausverwaltung: Wissen Sie, wie lange dieser verfluchte Lift schon nicht funktioniert? Monate! Der Besitzer vertröstet uns schon seit Monaten – das muss doch auch gegen irgendein Gesetz verstoßen!"

„Miss, bei solchen Beschwerden, melden sie sich bitte bei einem entsprechenden Anwalt, der wird das für sie klären", versuchte sich der Polizist aus Zoes Klammergriff zu entwinden.

„Aber sie sind doch jetzt da! Und außerdem wäre da noch unsere Nachbarin von gegenüber-"

Ich lehnte mich gegen die Flurwand und schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Das konnte vielleicht doch noch ein unterhaltsamer Abend werden! 

The Way of our Hearts - Ist Liebe Stärker als die Angst?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt