Kapitel 67
Wer ruft schon wieder unbekannt an. Immer wenn dies jemand tut, dann kommt nichts gutes dabei raus.
,,Hallo wer ist da?"
,,Wenn ihr die kleine wiedersehen wollt, dann kommst du allein ohne jemandem was zu sagen!" hörte ich eine raue, tiefe Stimme sagen.
Sie wurde umgestellt, dass merkt man.,,sag mir wer ihr seid!" rief ich ins Telefon, dennoch leise, damit Rukije unten nichts hört.
,,komm und Leandra kann zurück zu ihrer Familie. Heute um 03:00 Uhr Nacht in dem Industriegebiet vor Still!" befohl er.
,,waar..." wieder aufgelegt.
Meine Hände zitterten wie verrückt, sodass mein Handy direkt auf den Boden fiel und das Display zerfiel.
Mein Herz raste wie verrückt, wie mit der Nacht am Friedhof zu vergleichen so groß war meine Angst.
Langsam ließ ich mich aufs Bett nieder und versteckte meinen Kopf in die Hände. Tränen flossen. Tränen der Angst und der Schuld.
Wegen mir musste noch ein 7-jähriges Mädchen leiden. Noch eines Angst haben. Noch ein Mensch verletzt werden. Alles wegen mir. Ich muss sterben, nur dann können alle anderen endlich ruhig leben.
Eins stand fest! Ich werde mich rausschleichen und zu dem Ort gehen. Auch wenn es mich mein Leben kostet. Das war ich jedem schuldig!
Ich wischte meine Tränen weg. Ich war schon viel zu lange oben. Rukije scheisse.Sofort lief ich runter und sah sie nirgends. Ich hatte doch Mergim versprochen auf sie aufzupassen, nichteinmal das bekomme ich hin.
Ich lief raus und sah sie mehrere Meter weiter weg. Sofort ging ich zu ihr und holte sie zurück.
Zusammen gingen wir wieder ins Haus und sie hatte ihre Tränen erneut nicht unter Kontrolle. Ich war meinen ebenfalls wieder ziemlich nah, doch wollte ich keine Schwäche zeigen. Ich musste stark bleiben für sie, um sie nicht noch mehr zum weinen zu bringen.Gegen 22 Uhr kamen Mergim und sein Vater nach Hause. Unverzüglich standen die Mutter und ich auf und warteten auf eine Antwort. Ich blickte in die Gesichter und sah Erschöpfung, Trauer, Angst, Tränen und viele andere schlimme Gefühle. Es tat mir so weh im Herzen. Ich musste diesen Schmerz von allen beenden.
,,Sie ist nirgendwo" sagte Mergim stotternd und ließ sich auf den Boden fallen.
Ich ging schnell zu ihm hin und versuchte ihn hochzuheben, doch er wollte nicht.
,,Komm bitte" sagte ich und schaffte es ihn auf die Couch zu bekommen.
Im Wohnzimmer warteten wir schweigend vor uns hin. Auf nur einen Anruf. Ich wartete darauf endlich gehen zu können und jeden zu erlösen.
Ob ich es ihnen erzählen sollte. Nein das würde alles kaputt machen und Leandra würde wahrscheinlich nicht wieder kommen.
Endlich. Rukije war in Ahmets Armen eingeschlafen, welcher ebenso schlief.
Ich schaute zu Mergim dessen Augen geschwollen und gerötet weit offen standen. Ich musste ihn ins Bett bekommen.,,Komm zemer lass uns oben bisschen ausruhen." sagte ich leise.
,,Denkst du das kann ich während meine kleine Prinzessin leidet!" antwortete er stockend.
,,Nein aber du musst, komm" langsam hielt ich ihn am Arm und zog ihn nach oben. Er folgte mir einfach nur.
Oben setzte er sich verzweifelt aufs Bett. Ich setzte mich neben ihn und nahm seine Hände.Ich drückte seine Hände und machte ihn auf mich Aufmerksam.
,,Schau mich an zemer".Er drehte seinen Kopf leicht zu mir und guckte mich mit verheulten, glänzenden Augen an.
,,Alles wird gut ok. Morgen ist Leandra wieder hier, glaub alles wird gut. Deine Prinzessin läuft Morgen in deine Arme.".
Bei diesen Sätzen liefen mir unzählige Tränen über die Wange, welche Mergim dann versuchte wegzuwischen. Es ging nicht, denn sie hörten nicht auf.
Es war Zeit Abschied zu nehmen. Abschied von dem Jungen den ich liebe.
Ich nahm seinen Kopf in die Hände und küsste ihn. Leidenschaftlich und lange. Es wird unser letzter Kuss sein. Er war durchmischt mit Tränen, mit Trauer mit Angst. Ich konnte mich garnicht von ihm losmachen. Wie soll ich ihn bloß zurücklassen.,,Was ist los zemer ich bin doch hier" sagte er plötzlich als er sich kurz löste.
,,Du wirst immer hier in meinem Herzen sein" sagte ich schluchzend und deutete mit der Hand auf mein Herz hin.
,,Was redest du de..." ich ließ ihn garnicht ausprechen, denn ich drückte erneut meine Lippen auf seine, löste mich von ihm und schloss ihn in eine unendlich lange Umarmung.
,,Sag nichts mehr, schlaf jetzt" flüsterte ich ihm währenddessen zu.
Ich legte ihn zusammen mit mir hin und hielt ihn weiterhin im Arm.
Gegen 2:00 Uhr bemerkte ich, dass er eingeschlafen war.
Ich brauchte mit dem Auto ca. 30 Minuten von hier zu dem Treffpunkt. Ich hatte zwar keinen Führerschein, aber konnte fahren dadurch, dass ich in Gostivar immer Auto gefahren bin.
Das heißt noch 30 Minuten hatte ich um mir Mergim anzuschauen, ihn leicht zu küssen, sodass er nicht aufwacht, seinen Geruch einzuatmen, seine Nähe und Wärme zu spüren, bei ihm zu sein.
30 Minuten, die wie im Flug vergingen, denn ein Blick auf die Uhr sagte mir, es war soweit. Ich näherte mich Sekunde für Sekunde dem Tod.
Langsam entfernte ich Mergim von mir und ließ ihn schlafen. Im Türrahmen blieb ich nocheinmal stehen und schenkte ihm meine letzten Blick.Leise schloss ich die Tür und tapste vorsichtig in Zehenspitzen die Treppen hinunter.
Zog mir meine Jacke und Schuhe an, griff nach Mergims Autoschlüssel und verließ voller Angst überfüllt das Haus.
Ich stieg ins Auto, steckte den Schlüssel ein und fuhr wortwörtlich in den Tod.
Mein Herz hatte keine Millisekunde aufgehört wie wild gegen meine Brust zu hämmern. Mein Körper hatte nicht aufgehört zu zittern, wie als wenn es minus 30 grad wäre und ich bemerkte, wie die Blässe durch mein Gesicht geschossen war und mein Kopf sich schon jetzt leicht drehte.Der Weg jagte mir noch mehr Angst ein, als ich sowieso schon hatte.
Wenn jemand stirbt, dann ich und ganz bestimmt nicht die kleine Leandra.
Im Industriegebit angekommen war keine Menschensseele und kein Auto. Alles dunkel, still, durchraucht und nebelig.
Ich suchte nach der Still Fabrik und fand sie. Die Orangene-schwarze Aufschrift.
Am Tor parkte ich das Auto und stieg aus. Noch sah ich niemanden.
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es 2:53 Uhr war. Ich war aus Angst wohl noch schneller gefahren.Da sah ich es. Ein Auto. Es fuhr direkt in meine Richtung.
Jetzt parkte es ca. 10 Meter von mir und die Fahrertür öffnete sich.
Als ich sah wer ausstieg stockte mir der Atem und ich drohte zu ersticken.
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Das verlorene Ich
Teen FictionEin junges Mädchen erleidet in einer Nacht ein schweres Schicksal, welches ihr ganzes Leben verändert. Auf ihrem Weg zum weiterleben lernt sie einen Jungen kennen, der ihr hilft wieder aufzustehen. Aufzustehen von ihrem inneren Schmerz!