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Vincent

"Okay, erzähle mir all die Details. " Ich seufzte, und blickte meine beste Freundin an, die mich erwartungsvoll anschaute. Wir saßen auf einer Bank, und Jasmin griff in meiner Tüte Pommes.  "Ich habe dir dich schon alles erzählt.  Sie hat geweint in der Bücherei, ich habe sie geküsst, und sie hat meinen Kuss erwidert," sagte ich stur. Natürlich war das nicht die Wahrhe it.  Aber ich war nicht scharf darauf, Jasmin  zu erzählen, wie kitschig ich gewesen war. Aber mein Herz klopfte immer noch, als Sam meinen Satz unterbrochen hatte, und mich einfach so geküsst hatte. Es hatte sich so gut gefühlt.  Ihre Lippen auf meine, zärtlich.  Aber ich konnte es nicht ertragen, sie weinen zu sehen, also musste ich kommen, um sie aufzumuntern.  "Komm schon, da ist noch mehr," drängte Jasmin mich lachend.  "Ich kann es in deinen Augen sehen!" "Ok, ok. Also, ich habe ihr meine Gefühle gestanden. " Ihre Augen leuchteten.  "Und?  Mehr Details, bitte!" Ich seufzte.  "Okay.  Sie.... Ich bin glücklich mit ihr." "Wie glücklich?" "Ich glaube zu 100%." "Wirklich?" Sie lächelte. "Ich glaube schon." Ich grinste, und zur meiner Überraschung fiel mir Jasmin um den Hals, und wollte mich nicht mehr loslassen.  Ich erwiderte ihre Umarmung kurz, dann ächzte ich. "Jasmin, ich bekomme keine Luft mehr. " Jasmin löste sich von mir.  "Sorry, ich freue mich total für dich. Mehr Details bitte!" "Ich denke, sie ist das klügste, schönste, und brillanste Mädchen, dass ich je gekannt habe." Ich merkte jetzt erst, dass ich wie ein Idiot lächelte, als Jasmin mich lange ansah. "Was?" "O mein Gott. Du bist ja total in sie verliebt. " Ich zuckte mit den Schultern.  "Ja, ich weiß. " Jasmin lächelte.  "Ich freue mich so für dich. Du warst gefühlt noch nie verliebt in deinen ganzen Leben." "Ach," winkte ich ab, und stopfte mir Pommes in den Mund.  "Das ist so romantisch," schwärmte Jasmin, dann verfinsterte ihr Gesicht, und alles fröhliche verschwand aus ihrem schönen Gesicht.   "Was?" Jasmin blickte in einer Richtung; zu jemandem. In ihren Augen schimmerten Tränen.  "Was ist, Jasmin?," flüsterte ich besorgt.  Das passte nicht zur meiner besten Freundin.  Ich wollte unbedingt wissen, was meiner besten Freundin so aufgeregt hatte,  und sah einen Jungen mit hübschen blonden Haar, sitzend im seinen Rollstuhl.  Mit seinen Eltern.  Ich erinnerte mich an ihn. Er war Jasmins Freund, und Nachbar.  "Das ist doch nur René," sagte ich etwas verwirrt zu Jasmin.  "Habt ihr euch etwa gestritten?" Jasmins Gesicht war Antwort genug. Bestürzt nahm ich sie im Arm.  Jasmin weinte nicht.  Meine beste Freundin war selten nah am Wasser gebaut, und sie hab  ihre Schwäche nie zu. Dennoch klammerte sie sich an mich, als wäre ich ein Fels. "Das tut mir echt leid, Jas." Jasmin löste sich schnell von mir. In ihren Augen stand Unsicherheit.  "Ich möchte nicht darüber reden," murmelte sie, ohne mich anzusehen.  Das traf mich.  Sie erzählte mir sonst alles.  "Warum nicht?" Jasmin sah mich kurz an, wandte aber dem Blick ab. "Weil es erbärmlich ist, und nicht wichtig. " "Hey." Ich packte ihre Hände. "Du kannst mir alles sagen." "Kann ich nicht." Jasmin ruschte von mir weg. "Tu nicht so, als ob du nie Geheimnisse von mir hast. Wie kannst du von mir erwarten, dass ich dir alles erzähle, wenn du mir selbst nicht alles erzählst?" Ihre Worte trafen mich wie Messer. Das traurigste war, dass sie Recht hatte. "Jasmin, ich.." hob ich an, aber Jasmin ließ mich nicht ausreden.  "Es tut mir leid, Vincent. Aber du hast deine Geheimnisse.  Und ich habe meine. "  Und bevor ich sie aufgehalten konnte, war sie weg. Ich starrte ihr hinterher, und spürte wieder die altbekannte Leere, die sich in meinen Glück einmischte. Ich fühlte Mitleid für Jasmin, die noch vor ein paar Minuten so fröhlich gewesen war. Ich würde ihr später einen Anruf geben.

Sam

"Jasmin, bitte lass mich dir helfen. " Vom weitem hörte ich Vincents Stimme.  "Vincent, lass mich einfach in Ruhe, ok? " "Jasmin..." "Nein!" Jasmin wirbelte herum, und ging.  Vincent starrte ihr hilflos hinterher.  Ich trat aus meinem Versteck hervor.  "Hi." Vincent hob den Blick, und ein schiefes Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen. "Oh, hi."  Er ging zu mir. "Was geht?" Aber ich wusste sofort, was sich hinter seiner Maske versteckte. "Was ist los zwischen Jasmin, und dir?" Äh, weiß du was? Es ist nichts.  Es ist egal. Du bist hier. " Ich blieb stur. "Vincent, du musst das nicht mehr tun. Der geheimnisvolle Typ.  Erzähl mir, was los ist." Vincent seufzte.  "Okay, ich weiß nicht, was... mit ihr los ist. Sie war noch total fröhlich, als wir über..." Er errörete plötzlich.  "Äh, als wir über Hausaufgaben gesprochen haben, und als sie den Typen namens René gesehen hat, ist sie voll stinkig geworden.  Sie wollte mir nicht erzählen, warum. Ich meine, er war sonst immer ihr Freund, und.. " Er sah so hilflos aus, dass ich ihn umarmen wollte, mich aber zurückhielt.  "Vielleicht ist sie in ihn verliebt in ihn, aber er liebt ein anderes Mädchen," überlegte ich.  Vincent zuckte mit den Schultern.  "Vielleicht.  " Er seufzte.  "Ich mache mir Sorgen um sie," gestand er mit leiser Stimme.  "Sie war nie so. Ich war immer derjenige der irgendwas hatte, und dann hat sie sich immer um mich gekümmert.  Und jetzt... jetzt ist sie traurig wegen irgendetwas, und ich kann ihr nicht helfen. " Eine Träne rollte über seine Wange, und er tat mir leid. Beschämt drehte Vincent den Kopf weg, damit ich ihn nicht weinen sah. Aber es war zu spät für das. "Hey, es ist okay," flüsterte ich, und drehte ihn zur mir um. Er sah mich an, sein Gesicht war tränennass.  "Sam, ich... es tut mir leid. Ich.. " Ich wusste überhaupt nicht, für was er sich entschuldigte, und schlang stumm und sanft die Arme um ihn. "Es ist okay," murmelte ich. Er versteifte sich in meiner Umarmung, aber dann ließ er es zu, und erwiderte meine Umarmung sanft.  Ich umarmte ihn fest, so wie er mich umarmt hatte, jenen Tag in der Bibliothek. Und so verharrten wir. Irgendwann löste er sich von mir, und sah mich an. "Danke." Sein Wort war nur ein Hauch.  Ich erwiderte nichts, sondern lächelte ihn nur an. Er sah mich an, und dann  beugte er sich zur mir, und küsste mich. Seine Lippen sanft auf meinen.  Ich griff in seine Haar, und erwiderte den Kuss sanft.  Er schlang seine Arme um mich, während er mich küsste.  Meine Lippen waren zärtlich auf seinen. Dann löste ich mich von ihm, und Vincent sah mich an. Ich sagte nichts, sondern griff nur nach seiner Hand.  Unsere Finger verschränkten uns. Ich sah ihn an.  "Zur dir?" Er schüttelte den Kopf.  "Bloß nicht." Ich grinste leicht.  "Warum nicht?" "Muss ich wirklich erklären, warum?" Er lächelte gequält.  "Meine Mom war schrecklich zu dir, ich habe für sie geschämt, was ich eigentlich immer tue. Aber... die Art, wie sie zur dir war, einfach..."Er sprach nicht weiter, sondern sah mich nur an. "Können wir lieber zur dir gehen?" Ich verzog das Gesicht. "Glaub mir, bei mir ist es nicht besser.  Ben ist quasi bei uns eingezogen, und sowas wie ein Stiefvater jetzt. Sie und Ben verbringen ihre Zeit mit Knutschen. " Vincent verzog das Gesicht.  "Keine Details bitte." Ich musste lachen, und er auch. Und dann lächelte ich ihn an, und sagte: "Das Café ist offen. " Er verstand, und nickte.  "Klingt gut."

Sam

Ich beobachtete, wie Vincent sein Eis löffelte.  Ich nahm selber einen Löffel zur Hand, und stocherte in meinen Schokoeis herum. Vincent sah mich an. "Sag's me," foderte er. Ich wusste, was er meinte, und seufzte auf. Vincent sah mich an. "Das ist nicht fair," jammerte er. "Ich habe dir alles erzählt.  Alles. Von meinen erbärmlichen Leben, von meiner Mutter.  Ich habe dir sogar etwas erzählt, was nicht mal meine beste Freundin wusste. Jetzt bist du dran." Er hatte Recht, und wir beide wussten es. Also gab ich nach. "Na schön. Ich schreibe meine Geschichten auf einer App, Wattpad. Mein Traum ist es, Autorin zu werden. " Vincent hörte mir aufmerksam zu. Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen.  "Das ist wirklich fantastisch, Sam." Ich schüttelte den Kopf.  "Ist es nicht." Er nahm meine Hand.  "Hör auf, das zu sagen. Ok? Das ist wunderbar. Ich will deine Geschichten lesen. Morgen. Wirklich, das ist fantastisch. " Ich rollte mit den Augen, musste aber lächeln.  Aber mein kleines Lächeln verblasste, als ich Lina sah, mit Josh.  "Ich liebe dich," sagte Lina gerade zu ihm. Josh sah sie an."Du gehörst mir," sagte er. Ich verengte die Augen. Rhysand und Freye Nachäffe. Lina lächelte ihn strahlend an. Und Josh beugte sich vor, um sie zu küssen.   Mir stockte der Atem.  Ich sah zu, wie Lina die Arme um ihn schlang, ins dem Kuss erwiderte.  Der Anblick verabscheute mich. Lina drehte sich zur mir um, um mich triumphierend anzusehen.  Ich wusste, was sie sagen wollte: Josh ist meiner.  Komm damit klar.  Ich schluckte, und sah in das Gesicht der Fremden, das ich einmal so geliebt habe. In dem Moment nahm Vincent mein Gesicht in beide Hände; und drückte seine Lippen auf meine.  Ich erwiderte den Kuss sanft.  Und sah mit einen Anflug mit Genugtuung, wie Lina die Augen überrascht aufriss. Josh erstarrte.  Ich aber hatte nur Augen für Vincent.  Er lächelte sanft. "Was die können, können wir auch," flüsterte er in mein Ohr. "Gehen wir jetzt zur dir?" Ich nickte.  Er griff unwillkürlich nach meiner Hand; und hielt sie fest umschlungen, als wir zur mir nach Hause gingen. Ich lächelte ihn an, und war froh, dass er an meiner Seite war.





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