Kaum schloss ich meine Zimmertür, drehte ich an dem Riegel. Jetzt konnte keiner mehr von außen rein. Mein Blick wanderte zu meinem schwer atmendem Besucher. Sein Blick traf genau auf meinen, so wie er es immer tat. Seine Augen teilten Verwirrung, Überraschung sowie Freude mit mir. Vorsichtig ließ ich mich neben ihm nieder.
„Geht es dir gut?", fragte er schließlich und brach somit die Stille. Ich nickte.
„Was zu Hölle ist passiert, Bruno?"
„Das könnte ich dich fragen. Warum habt ihr mich gestern nicht eingeladen?"
„Was?"
Meine Augen wurden größer. Wovon sprach er? Er wusste doch ganz genau was passiert war. Er musste es einfach auch wissen.
„Es ist weil Will mich nicht sonderlich leiden kann, oder?", fragte er nun.
„Bruno, was haben wir zuletzt zusammen gemacht?", antwortete ich mit einer Gegenfrage.
„Naja wir- Also du- Wir haben doch zusammen was gegessen. Wie kannst du dich da nicht dran erinnern?!"
Etwas stimmte ganz und gar nicht. Entweder er weiß was hier los ist oder bei diesem Essen geschah etwas Untypisches.
„Was ist den bei diesem Essen passiert?", fragte ich ohne meinen Blick von seinen Augen zu nehmen. Ich hoffte, auf diese Weiße, eine Lüge erkennen zu können. Er wurde nervös, allerdings musste er wissen, worauf ich hinaus wollte.
„Du weiß es doch noch ganz genau.", antwortete er und lehnte sich einige Zentimeter nach hinten.
„Ich will's aber von dir hören."
Ich folgte seiner Bewegung, sodass der Abstand zwischen uns der gleiche blieb. Er atmete schwer auf und hielt die Augen kurz geschlossen, als müsste er seinen nächsten Schritt planen. Kurz darauf öffnete er seine Augen wieder und kam näher. Anscheinend erwartete er, dass ich dieses Mal ausweiche, was allerdings nicht der Fall war. Kurze Überraschung blitzte auf.
„Ich sollte es dir besser zeigen.", sagte er leise. Ohne den tiefen Augenkontakt zu brechen, griff er vorsichtig in seine Jackentasche, was ihn dazu brachte mir noch näher zu kommen. Seine Nase war jetzt keinen Zentimeter mehr von meiner entfernt, sodass ich seinen heißen Atem auf meiner Haut spürte. Seine Augen schrieen nach einer Reaktion. Ihm schien es zu gefallen mich zu necken. Er schien zu glauben, dass er es tat. Endlich hatte er das Etwas aus seiner Tasche geholt. Langsam griff er nach meinem Handgelenk, zog meine Hand zu sich und legte es in auf meine Handfläche.
„Die haben wir nach dem Essen gemacht.", sagte er und entferne sich wieder von mir. Mein Blick wanderte jetzt zum leichten Objekt. Eine Stange mit vier Bildern in einer Reihe. Mein sowie sein Gesicht waren zu sehen.
„Die Fotobox neben der Bibliothek.", sagte ich bloß.
„Ja, die waren noch in meiner Tasche. Hab anscheinen vergessen sie dir zu geben.", gab Bruno lachend von sich. Er wusste doch nichts?Ich stand auf, ließ die Fotoreihe auf meinem Schreibtisch fallen und drehte mich wieder um. Mein Besucher zog seine Jacke aus, legte sie neben sich auf mein Bett und schaute wieder zu mir. Schnaufend setzte ich mich auf mein Stuhl, sodass die Lehne in Brunos Richtung gerichtet war. Meine Hände wanderten zur Lehne.
„Also wie war's gestern?", fragte der Junge entspannt.
„Ich bin früh wieder gegangen.", antwortete ich.
„Was, wieso das denn?"
„Partys sind einfach nicht so meins."
„Also auf der einen warst du die Party selbst."
Er wusste etwas. Diese Party war nämlich meine erste in dieser Realität.
„Die Party gestern war aber meine ers-", fing ich an, wurde aber unterbrochen.
„Hast du was zu trinken hier?", fragte er schnell. Verwundert antwortete ich :„Ich kann dir ein Glas Wasser holen gehen."
Bruno nickte bloß. Also stand ich auf, betätigte den Riegel erneut, öffnete die Tür und fand meinen Weg nach unten. Aus einem Schrank nahm ich mir ein Glas und füllte es schnell mit Wasser. Wieder oben angekommen fand ich die Tür geschlossen. Ich hätte schwören können sie offen gelassen zu haben. Langsam umfasste ich die Türklinke, welche ich langsam herunter drückte. Ich hoffte Bruno bei etwas schlimmen zu erwischen. Allerdings fand ich mein Zimmer verlassen wieder. Was ist bloß in mich gefahren?Die Toilettenspülungen erklang im Raum neben meinem. Enttäuscht ließ ich mich auf mein Bett fallen. Was hatte ich denn erwartet? Vielleicht war er doch nicht der russische Spion, den ich aus der anderen Realität kannte.
Bruno betrat den Raum erneut. Wieder erstrahlte er.
„Das Wasser hab ich auf den Schreibtisch gestellt.", sagte ich und drehte mich auf die Seite. Jetzt konnte ich alles beobachten. Es war bereits dunkel draußen. Die Lichter der Straßenlaternen leuchteten also schwach herein. Schnell knipste ich das Licht meines Nachttisches an, worauf hin ich meine Kraft benutzte, um das Zimmerlicht auszuschalten. Das Licht der Straßenlaternen kam nun mehr zum Vorschein, da die Lichtquelle deutlich kleiner wurde. Mein Blick richtete sich wieder auf Bruno, der das Glas bereis ausgetrunken hatte. Sein Blick lag ebenfalls auf mir.
„Bist du wirklich nur hier her gekommen, um mir das Bild zu geben?", fragte ich leise. Nickend kam der Junge zu mir.
„Rutsch zur Wand.", befahl mit mein Besucher.
„Schuhe aus!", sagte ich und tat was mir befohlen war. Wieder lag ich auf dem Rücken und starrte an die Decke. Ich spürte wie Bruno sich mühevoll auf das Bett quetschte. Er lag nun auf der Seite, sein Gesicht auf seine Hand gestützt.
„Wie lange hast du diese Kräfte eigentlich schon?", fragte er aus dem nichts.
„Was?", fragte ich.
„Naja, seit wann kannst du in die Zukunft sehen und so."
„Ich schätze schon immer."
„Okay cool. Dann kannst du mir bestimmt auch sagen, was in meiner Zukunft passieren wird."Lachend drehte ich meinen Kopf leicht zur Seite. Er meinte es ernst. Sein verwirrter Gesichtsausdruck war Aussage genug.
„Komm schon! Sag mir wenigstens meine nächste Note.", flehte er. Lächelnd verdrehte ich meine Augen und antwortete :„Was bekomme ich dafür?"
„Ich mach dir ein neues Mixtape, versprochen."
„Lass mich kurz überlegen."Eigentlich wusste ich meine Antwort schon aber es machte Spaß ihn zu ärgern. Mit Schmollmund setzte er sich auf, fuhr sich durch die Haare und schaute mich erneut flehend an. Aus meinem ernsten Blick wurde erneut ein leichtes Lächeln, worauf hin er mich ebenfalls lächelnd anschaute. Ich setzte mich ebenfalls auf.
„Okay, Hand her!", sagte ich. Ohne zögern streckte er mir seine Hand entgegen. Langsam fuhr ich seine Kerben nach, bevor sie komplett umfasste. Mit meiner freien Hand griff ich nach einer anderen, was ihn überraschend kurz schnaufen ließ.
„Du musst dich jetzt mit mir konzentrieren. Den am besten an nichts.", sagte ich.
„Wie soll ich denn an nichts denken?", kam von meinem gegenüber.
„Es ist nicht einfach, aber denk an einen Hund oder an deine Mutter oder so. Denk an was einfaches, sonst funktioniert es nicht."Ich schloss meine Augen. All meine Konzentration war nun auf Bruno gerichtet. Überall waren Bruchstücke seines Lebens zu sehen. Sowohl die Zukunft als auch Vergangenheit.
Wir saßen in einem Klassenzimmer. Hawkins, Indiana. High School. Kaum sah ich das Blatt, öffnete ich meine Augen wieder. Mein Blick viel auf Bruno, der immer noch seine Augen geschlossen hatte.„Ist es vorbei?", fragte er. Nickend ließ ich seine Hände los.
„Wow, ich konnte alles sehen, als wäre ich da gewesen.", schob er hinterher.
„Warum hast du nicht noch etwas gewartet?"
„Bruno, du wolltest nur deine Note in Literatur wissen. Eigentlich hatte ich schon das nicht machen dürfen."
„Kannst du auch in die Vergangenheit sehnen?"
„Ja."
„Wow, du bist toll."Schnell zog ich meine Augenbrauen hoch. Er schien zu bemerken, was er da eigentlich sagte.
„Deine Gabe ist toll. Du bist nur-", stammelte er, es schien aber alles bloß schlimmer zu machen.
„Ich bin nur?", fragte ich provokativ und legte mich wieder hin. Er schnaufte verzweifelt. Ich kicherte leicht. Er ließ sein Gesicht beschämt in seine Hände fallen, welche nachließen und er somit beabsichtigt gegen meine aufgestellten Knie fiel. Ich schloss meine Augen. Es war spät. Bruno ließ sich vorsichtig neben mir nieder und zog etwas von meiner Decke über sich. Ich drehte mich zu ihm. Wir schauten uns jetzt wieder in Augen.
„Musst du nicht nach Hause?", fragte ich leise.
„Die interessiert das nicht.", antwortete er noch leiser als ich und rutschte etwas näher an mich ran.
„Ich freue mich schon auf das Mixtape.", sagte ich und schloss meine Augen erneut. Der Junge neben mir bewegte sich nicht, allerdings konnte ich seinen Blick auf mir spüren. Ich spürte auch, wie er mit dem Stoff meines Shirt's spielte und wie er mich anlächelte. Aber was passierte hier gerade in diesem Moment? Er war sicher nicht nur gekommen um mir die Bilder zu bringen. Was wollte Bruno wirklich von mir an diesem Tag?
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Stranger Things:„Die Rückkehr"
FanfictionDer erste Teil: Stranger Things „Neues Erwachen" Wir dachten alle, es sei endlich vorbei... Ich hätte aber von Anfang an auf dieses eine Komische Gefühl hören sollen. Ich hätte alle Zeichen deuten sollen! Die übernatürlichen Sachen passierten schon...