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Der Schmerz war in jeden Zentimeter meines Körpers gelangt. Ich schloss meine Augen und versuchte mich zu beruhigen. Da war sie. Ein Mädchen. Der Schmerz kam nicht von mir, ich konnte ihren fühlen. Sobald ich meine Augen wieder öffnete, war es vorbei.

Ich schnappte nach Luft und schnellte zu einer Schublade. Mit einem hieb war sie geöffnet und der Inhalator befand sich in meiner Hand.
Ich atmete zusammen mit dem Stoß des Gerätes ein und beruhigte mich wieder.

„Ich dachte die Zeiten wären vorbei.“, sagte Dianne, meine Mutter, behutsam. Überrascht drehte sich mein gesamter Körper in ihre Richtung. Sie lehnte vorsichtig an dem Ramen meiner Tür.

„Dachte ich auch.“, antwortete ich, legte den Inhalator wieder in die Schublade und schob sie zu. Wieder lag mein Blick auf meiner Mutter. Jetzt bemerkte ich ein paar Briefumschläge in ihrer Hand.

„Wadek hat geschrieben.“, antwortete Dianne auf meine fragenden Blicke. Ich richtete mich aus meiner Position auf, Strich mir über meine Hose und sagte :„Könntest du sie auf meine Komode legen? Ich wollte jetzt meine Tasche für morgen packen.“

Mit einem Nicken landeten die Briefe auf meiner Komode und die Tür zu meinem Zimmer schloss sich wieder. Erneut glitt ich auf mein Bett. Mein Kopf lag diesmal allerdings am Fußende, sodass ich an das Bild über meinem Bett starren konnte. Jedoch war das Bild anders. Es schien so, als würde ein kleines Detail verändert worden sein. Allerdings konnte ich nicht erkennen was es war.
Nun richtete ich mich auf und näherte mich dem Bild. Zwei meiner Finger wanderten mit leichtem Druck über das Gemälde. Leichter Wiederstand war in der Mitte des Bildes zu spüren. Erwas befand sich zwischen Ramen und Leinwand. Die Frage war nur was.

„Aufstehen!“, ertönte es im unwahrscheinlich lautem Ton. Sofort riss ich meine Augen auf und blickte in Bruno's, die sich unmittelbar über mir befanden. Ich wartete auf eine Reaktion von Bruno aber er entfernte sich nicht einen Zentimeter von meinem Gesicht. Wenige Zentimeter Entfernung prägten meinen verwirrten, desorientierten und zugleich gelassenen Blick. Keiner sagte etwas. Bruno's Gesichtszüge waren entspannt, allerdings konnte ich erkennen, dass sein Vater wieder etwas getan haben musste. Immernoch gab er kein Ton von sich. Meine Augen huschten durch sein ganzes Gesicht. Mir entgang nicht ein kleinestes Detail. Das leichte Lächeln, seine mit Schmerz und zugleich Freude erfüllten Augen und sein leicht feucht schimmerndes Haar, welches ihm ins Gesicht gefallen war. Wahrscheinlich war er, bevor er zu mir gekommen war, noch Duschen. Ohne etwas zu sagen Strich ich ihm die Strähne leicht zur Seite. Allerdings ohne Erfolg, da sie wieder nach vorne fiel. Ein leichtes Grinsen breite sich auf seinem Gesicht aus und er entfernte sich wieder von mir.

„Bist du gestern eingeschlafen oder schläfst du immer in deinen Klamotten?“, fragte der Junge nun, zog einen Stuhl näher an sich heran und setzte sich darauf.

„Ich muss Gesten eingeschlafen sein.“, antwortete ich stumm, setzte mich auf und fuhr mir durch die Haare. Mein Blick wanderte durch mein unordentliches Zimmer.
Schlagartig erinnerte ich mich an die Tasche, die ich eigentlich noch packen wollte. Sofort reagierte ich, griff nach einer beliebigen Tasche und öffnete meinen Schrank. Schnell griff ich nach Sachen und stopfte sie in die große Tasche.

„Was ist eigentlich zwischen dir und Will?“

Ich schreckte zusammen und stand nun wie erstarrt vor meinem Schrank. Was war das zwischen mir und Will ?
Eine gute Frage.

„Also allgemein.“, kam es schnell hinzu.

„Warum?“, fragte ich und stopfte weiter das nötigste in meine Tasche.

„Naja.. Ich wollte es nur wissen aber du musst es nicht erzählen wenn-“, sagte Bruno erneut schnell. Allerdings unterbrach ich ihn mit den Worten :„Es war  Wunderschön.“

War ?“

„Jetzt ist  es nurnoch kompliziert.“, fügte ich zögernd hinzu.

Kein Wort war mehr zu hören.

„Ich möchte mir gerne frische Klamotten anziehen. Kannst du unten warten?“, sagte ich nach einigen Minuten der Stille und Zwang mir ein Lächeln auf.

Nickend verließ Bruno das Zimmer. Schnell erneute ich Klamotten, hob ein paar Teile vom Boden auf und schmiss sie auf mein Bett, huschte zu der Tasche, stopfte die Briefe von Wadek hinein und schnappte mir meine Jacke und Walkman, der zufällig auf der Jacke lag.

Die Jacke warf ich mir über die Schultern. Dabei viel mir das Kästchen von Nastay ein. Vorsicht glitt meine Hand in eine der Jackentaschen. Nun zog ich die kleine Schachtel heraus. Zögernd starrte ich drauf. Da ich eigentlich schon gesehen hatte was der Inhalt war, öffnete ich sie. Trotzdem war es eine der schwersten Entscheidungen für mich.

Jetzt heilt ich ein Ring mir der Aufschrift
никогда не забыть (nie vergessen) in meiner Hand. Behutsam schob ich mir den etwas zu groß Ring auf meinen Zeigefinger.
Nun zog ich den Zettel, der sich ebenfalls in der Schachtel befand, heraus.
'Er trägt alle deine Antworten.', stand darauf.
Was es bedeuten sollte, wusste ich nicht. Bestimmt nur irgendeine Metapher.
Erneut atmete ich tief ein und eilte nach unten.

„Ich dachte du hast sie weggeschmissen.“, sagte meine Mutter, die zu meiner linken stand, unerwartet.

Erst jetzt bemerkte ich, dass es die Sporttasche von meiner Ankunft gewesen war. Kurz schaute ich sie mir an und sagte :„Da passt das nötigste rein.“

„Kleines,“, antwortete sie bloß und drückte mich fest :„pass auf dich und die anderen gut auf.“

„Keine Sorge.“, sagte ich und löste mich aus dem festen Griff, der von Dianne aus ging.
Mit einem Lächeln begab ich mich nach draußen und sah den zuversichtlich schauenden Bruno. Auch Leila, El und Joyce standen am Auto.

„Wo ist Will?“, fragte ich, als ich am Auto ankam.

„Er ist schon mit Jonathan vorgefahren.“, antwortete Joyce mitleidig.

„Er ist schon vorgefahren.“, wiederholte ich leise und schaute zu Boden. Plötzlich spürte ich einen Hand an meiner Schulter. Ich schaute auf und entdeckte Bruno. Seine Augen waren ebenfalls mit Mitleid gefüllt aber seien Lächeln versprach mir Zuflucht und Sicherheit.
Zusammen mit meiner Tasche verschwand meine Jacke im Kofferraum. Nun stieg auch ich ein. Es wurde Zeit zu fahren. Ich schaute aus dem Fenster und entdeckte meine Mutter, die mir winkte.
Nach einigen Sekunden war sie allerdings schon nicht mehr zu sehen. Die Reise konnte also beginnen. Ich setzte mir meine Kopfhörer auf und begann Will's Mixtape erneut zu hören.
Ich hatte deutlich genug von dem Tape. Alle Lieder hatten sich in mein Gehirn gebrannt.

Nach einer Zeit tippte Bruno mich an.
Schnell zog ich mir die Kopfhörer von den Ohren und schaute ihn erwartungsvoll an.

„Magst du dein Tape nicht?“, fragte er.
Verwundert antwortete ich mit :„Ich habe es schon zu oft gehört.“

„Willst du meins hören?“, fragte der Junge neben mir nun.

Stranger Things:„Die Rückkehr" Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt