Family Video

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Wir waren nun am Family Video angekommen.
Die warmen Strahlen der Sonne prallten auf die Fenster des kleinen Ladens. Die langweilig blaue Aufschrift, auf den Fenstern, konnte mit Sicherheit mal wieder erneuert werden.
Langsam schritt ich näher auf den Eingang zu. Geschlossen, stand dick und fett auf einem Schild zu erkennen. Will, hinter mir, gab ein genervten Laut von sich. Wir stellten beide fest, dass der Laden momentan nicht zu betreten war.

„Vielleicht nur die Mittagspause.“, vermutete Leila laut.

„Was wollen wir hier überhaupt?“, fragte Bruno und legte seine Hand auf meine Schulter. Sofort schüttelte ich sie herunter, legte meine Hände für eine bessere Sicht an die Scheibe der Tür und schaute durch das Glas hinein. Ein junger Erwachsener stand direkt in meiner Sicht. Durch seine Weste stellte ich fest, dass er in dem Laden arbeiten musste. Er griff in eine Tüte Cheese Puffs, stopfte sich sicher eine Hand voll in den Mund und öffnete schließlich die Tür zum Laden.

„Wir haben Pause.“, bestätigte der junge Mann damit Leila's Vermutung. Gerade als er die Tür wieder schließen wollte, quetschte ich meinen Fuß zwischen die bleibende Lücke.
Konfus öffnete er die Tür erneut und sah mich genervt an.

„Ich wollte wiss-.“, fing ich an, wurde jedoch unterbrochen.
„Wir haben Pause.“, wiederholte er. Verwundert musterte ich ihn. Keith, stand auf seinem Schildchen.

„Hör mal zu, Keith.“, sagte ich, „Wir wollen zu Steve und Robin. Sind die beiden vielleicht hier?“

Verblüfft schaute mich der junge Erwachsene an. Er schien dies nicht erwartet zu haben. Erneut griff er in seine Tüte, stopfte sich eine Hand voll Cheese Puffs in den Mund und sagte:„Was springt für ich raus?“

„Was?“, fragte ich verwirrt.

„Hör mal, Arschloch. Bring uns jetzt zu diesem Steve!“, rief Bruno aufgebracht dazwischen und warf seine Hände beinahe aggressiv nach oben.

„Was ist hier los, Keith?“, fragte eine leichte weibliche Stimme. Erleichtert schaute ich zu meiner rechten. Robin, welche gerade aus dem hinteren Lager kam, schaute mich nun mit überraschtem Blick an.

„Diese nervigen Kinder  fragen nach dir.“, antwortete Keith bloß gelangweilt und griff erneut in die Tüte. Nun meldete auch ich mich zu Wort.

„Ist Steve noch hinten?“, fragte ich. Das blonde Mädchen antwortete bloß skeptisch mit einem nicken. Still folgten wir ihr ins Lager, indem Steve uns scheinbar schon erwartete.
Er sprang auf und bewegte sich beinahe wie ein Blitz auf mich zu. Wenige Zentimeter vor mir blieb er wie starr stehen, schaute mir tief in die Augen und sagte lächelnd :„Du bist wieder zurück!“

Ich erwarte diese Art von Empfang nicht, weshalb ich bloß überrascht und geschockt zugleich nickte. Augenblicklich schloss er mich in eine herzliche Umarmung. Vor meiner Abreise, war ich oft bei den beiden im Laden. Steve hat versucht mir seine Art von Humor nahe zu bringen, was allerdings nicht sehr gelungen war. Aber durch diese paar Monate konnte ich auch die beiden, fast Erwachsenen, Teenager näher kennen lernen.
Steve und Robin sahen mich einfach wie ich wirklich war. Alleine für diese Tatsache war ich ihnen unendlich dankbar. Dadurch verlor ich später nicht die komplette Kontrolle.

Eine dunkle Silhouette gab sich hinter Robin zu erkennen. Kaum erkannte den dunklen Schatten, löste sich Steve auch wieder von mir.

„Also, wen hast du hier alles mitgebracht?“, fragte er nun und schaute auf die Gestalten hinter mir. Augenblicklich reagierte ich. Will trat etwas näher zu mir. Aber ich wusste, dass etwas anders war. Es war komisch anders.
Sofort dachte ich an den Kuss, den Bruno mir auf zwang. Sofort schaute ich zu dem all zu verhassten Jungen. Die Augen, dessen Farbe ein fesselndes Braun trugen, schauten direkt in meine. Schnell allerdings schüttelte ich diesen Blick aber wieder ab.
Schließlich stellte ich meine neu gewonnene Freundin, Leila, vor. Das zierliche Mädchen lächelte bloß schüchtern. Mein Blick traf wieder Brunos. Was wollte er nur mit diesem ständigen starren erreichen? Nun stellte ich auch ihn vor.

Die Silhouette, welche sich vorher hinter Robin befand, entpuppte sich nun als Junge. Sofort fiel mir sein Hellfire Club Shirt auf. Seine recht dunklen Haare, welche zu einem Vokuhila-Haarschnitt geschnitten waren, machten sein Gesicht etwas markanter.

„Woher hast du dieses Shirt?“, fragte ich ohne zögern gerade heraus. Verdutzt schaute mich der mir noch unbekannte an.
„Ich bin der Leiter des Hellfire Clubs.“, gab der Fremde von sich. Er war metal. Etwas, was man ihm ansah.

„Solltest du dann nicht in der Schule sein?“, fragte ich lauthals. Ich wusste, so machte ich mir keine Freude.

„Emily, beruhige dich wieder.“, funkte Robin dazwischen. Eddie Munson, der Name des Fremden. Ich wusste es einfach.

„Warum seid ihr eigentlich hier?“, fragte Steve neugierig.
Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen.
Eine eiskalte Briese huschte über meine Haut. Mein Atem zeichnete ein kleines Wölkchen vor mir ab. Dunkle Gestalten bildeten sich vor mir. Eines der grausamen Kreaturen, der Demogorgon, baute sich vor mir auf. Allerdings griff er mich nicht an, es schien als sei es ein friedliches Wesen. Vorsichtig berührten meine Fingerspitzen die Haut des Monsters. Beinahe ängstlich schreckte es leicht zurück, ließ sich schließlich aber auf die leichte Berührung ein. Meine Hand wanderte zum Kopf des Wesens. Langsam fuhr ich kleine Vertiefungen nach. Doch weshalb ließ sich diese Kreatur auf mich ein? Es sollte doch eigentlich angreifen. Schlagartig verschwand jedoch das Vertrauen des Monsters. Es öffnete sein Schlund. Sofort schreckte ich zurück und fiel rückwärts auf den kalten und zugleich nassen Boden. Meine Hand geriet unter einer dieser schleimigen Ranken. Verzweiflung breitete sich in mir aus. Egal was ich versuchte, ich bekam meine Hand nicht befreit.

„Hilfe!“, schrie ich lauthals. Die Hoffnung stirbt zuletzt, sagten sie alle immer. Diese Kreatur bewegte sich auf allen Vieren auf mich zu. Mein Blick huschte von einer Richtung zur anderen. Erfolglos suchte ich nach einem Ausweg.

„Hilfe!“, wiederholte ich. Was wollte ich damit nur erreichen? Keine andere Seele befand sich auf der anderen Seite. Die schreckliche Kreatur befand sich nun direkt über mir. Da fiel es mir ein: Was täte ich bloß ohne meine Kraft?
Sofort hob ich meine noch freie Hand und drücke sie so fest ich kannte gegen den Körper des Demogorgons. Das Ding flog buchstäblich nach hinten. Erschöpfung machte sich bemerkbar. Warum schwächelte ich bloß so leicht? Schlagartig öffnete ich meine Augen wieder. Nun schaute ich in die ach so fesselnden Augen. Beinahe sofort verlor ich mich in ihnen. Sie strahlten eine gewisse Beruhigung aus.

„Emily, ist alles in Ordnung?“, fragte mich nun mein Freund. Ich schaute ihn an. Er schon besorgt. Ich fand mich nun auf dem Boden wieder. An der selben Stelle, wie auf der anderen Seite.

„Es war nie vorbei.“, hörte ich mich bloß zitternd sagen. Eine Träne bahnte sich den Weg über meine zarte Haut.

Stranger Things:„Die Rückkehr" Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt