Kapitel 14

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Von weitem kann ich ihn schon sehen. Kacchan sitzt tatsächlich auf dem Dach der UA. Wieso bin ich hier? Weder ist das ein richtiges Date, noch hat er relevante Informationen für mich. Ich habe ihn nur so lange nicht mehr gesehen. Gestern zählt nicht, wir haben nur eine Minute gesprochen. In meiner Hand halte ich eine Tüte mit Pizzen. Soll ich wirklich zu ihm rüber? Noch ein letztes Mal sehe ich mich um. Ich habe ein paar meiner Leute in dieser Gegend positioniert, um einzugreifen, falls das hier doch nur ein Hinterhalt ist. Gerade will ich mich umdrehen und wieder gehen, als ich sehe wie Kacchan mir zuwinkt. Jetzt gibt es kein zurück mehr. Aber so kann ich ihm nicht gegenüber treten, also ändere ich schnell mein Gesicht ein wenig, um ihn gleich beim Essen zu täuschen. Ich schwinge mich auf das gegenüberliegende Gebäude und lande nur wenige Meter von ihm entfernt auf dem Dach. Er trägt seinen Anzug nicht, sonder normale Kleidung. Ist das für ihn wirklich ein privates Treffen? Sofort kommt er auf mich zu.

„Hallo, ich ähm habe nicht mehr damit gerechnet, dass sie kommen. Es ist bereits zehn vor neun und ich habe schon überlegt zu gehen."

Wie seltsam, von ihm so förmlich begrüßt zu werden. Er verehrt Deku wirklich sehr. Unauffällig reibt er seine Hände an seiner Kleidung ab und hält sie mir im Anschluss hin. Ist er so nervös, sodass er schwitzt? Hat er Angst vor mir?

„Ich bin Dainamait, aber sie dürfen mich Katsuki nennen."

„Freut mich sehr. Sollen wir zum Du wechseln? Ich fühle mich so alt, wenn du mich siezt."

Eifrig nickt er. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob er mich wirklich bewundert oder doch Angst vor mir hat.

„Setz dich hin. Wie du gesagt hattest habe ich Decken und Kissen besorgt, damit uns nicht kalt wird. Wie ich sehe hat du auch was zu Essen mit."

„Wie versprochen..."

Ich lege die Tüte in die Mitte der ausgebreiteten Picknickdecke und Hülle mich selbst in eine andere Decke. Die Stimmung ist etwas seltsam. Ich kann es kaum beschreiben. Wir versuchen eine lockere Umgebung zu schaffen, aber Kacchan und Deku begegnen sich in dieser Form zum ersten Mal. Für ihn bin ich in diesem Moment ein unbekannter, obwohl ich ihn mein ganzes Leben lang schon kenne. Der Möchtegern-Held reißt mich aus meinen Gedanken.

„Bist du mit deinen Whips hier hin gekommen?"

„Ja"

„Wie viele Quirks hast du?"

„Vielleicht zehn? Ich hab irgendwann aufgehört zu zählen."

Das ist gelogen. Ich habe genau 27 Quirks und für jedes einzelne eine eigene „Foltergeschichte", wie ich innerhalb von wenigen Stunden oder Tagen lernen musste es zu beherrschen. Die meisten sind von One for All, aber einige sind auch von den anderen Besitzern von All for One.

„Okay, ähm...Was hast du zum Essen mitgebracht?"

„Pizza. Ich dachte damit kann man nie was falsch machen."

Skeptisch mustert er erst mich und dann die Tüte.

„Ich bin sehr wählerisch. Noch nie hat jemand mir eine Pizza beim ersten Versuch meinen Geschmack getroffen."

„Wollen wir wetten? Ich bin mir sich eine Pizza gekauft zu haben, die dir sehr gut schmecken wird."

„Um was wetten wir?"

„Wenn ich gewinne gibst du mir eine Liste der Hauptverdächtigen und wenn du gewinnst verrate ich dir die Klasse in der ich war."

„Okay, die Wette gilt."

Sofort greift er nach der Tüte und holt die erste Pizza raus.

„Margarita? Dein Ernst?"

„Das ist meine Pizza. Freu dich nicht zu früh. Ich habe noch eine Chance."

Er öffnet den zweiten Karton und kommt aus dem Staunen nicht mehr raus.

„Woher wusstest du, dass das mein Lieblingspizza ist?"

„Nur so geraten."

Geheimnisvoll zwinkere ich ihm zu und ziehe meine Maske ab. Als ich anfange zu essen klebt Kacchans Blick sofort an mir. Er versucht sich jede Feinheit meines Gesichts einzuprägen.

„Du brauchst dir keine Mühe geben, dir mein Gesicht zu merken. Gäbe es für Gesichtsveränderungen keine Quirks hätte ich Make-up benutzt. Ich sehe nicht wirklich so aus."

Etwas enttäuscht sieht er weg, aber die angespannte Stimmung lockert sich etwas.

„Ist grün deine Lieblingsfarbe?"

„Hahaha, nein. Ich denke nicht. Mir hat schon seit Jahren keiner eine solche Frage gestellt. Ich weiß es nicht. Vielleicht violett oder blau. Keine Ahnung."

„Wie viele Menschen hast du wirklich umgebracht? Es gibt Schätzungen zu den bekannten Opfern, aber wie hoch ist die Dunkelziffer?"

„Ich habe bei 103 aufgehört zu zählen."

Das ist auch eine Lüge. Insgesamt habe ich 493 Menschen getötet und 45 Menschen gefoltert, aber manche sind an der Folter gestorben. Diese Zahl ist deutlich kleiner, weil ich nach meiner Zeit bei der LOV aufgehört habe zu foltern. Ich will nicht, dass Mensch unnötig leiden. Vor allem, wenn sie es nicht verdient haben.

„Zurück zu unserer Wette. Du musst mir die Liste von Menschen geben, die ich sein könnten. Ein merkwürdiger Satz."

„Stimmt...Ich habe die Liste hier auf meinem Handy. Sie wird ständig aktualisiert, aber das sind die momentanen Verdächtigen."

Er hält mir sein Handy hin und ich mache ein Foto davon. Die Liste scheint von einer Website zu sein, deshalb achte ich darauf die Adresse mit abzufotografieren.

„Aber mal ehrlich, woher wusstest du, dass ich Salami Peperoni und Brokkoli Pizza mit extra Käse mag? Und komm mir nicht mit ‚Das hab ich geraten', denn niemand errät sowas und diese Information steht auch nicht im Internet. Also, woher wusstest du das?"

Ich brauche dringend eine Ausrede, denn ich kann ihm schlecht sagen, dass wir schon mal zusammen Pizza essen waren. Izuku kann ich auch nicht mit reinziehen. Dank ihm kann ich mich ohne bedenken mit Kacchan treffen. Bei ihm kann ich wieder ich selbst sein. Mein wahres Ich, welches weder ganz Izuku, noch ganz Deku ist.

„Ich habe dich beobachten lassen."

„Von wem? Von Izuku? Arbeitet er für dich? Das würde einige Aspekte seiner Vergangenheit erklären."

„Nein, nicht von ihm. Aber mehr sage ich dazu auch nicht."

„Ich gebe dir Immunität und im Gegenzug erzählst du mir was für eine Art von Beziehung ihr habt."

„Nein. Wieso sollte ich? Wir kennen uns seit zwanzig Minuten und du redest mit dem größten Villain, der einige deiner Freunde und Klassenkameraden umgebracht hat. Noch dazu ist die Idee von Immunität absolut bescheuert. Ich gebe dir Hinweise zu meinen möglichen Mitarbeitern und im Gegenzug kriege ich was? Die Information, dass du schwul bist oder dass du mal ein Mobber warst? Willst du mir von deinem Temperament erzählen, dass du mittlerweile im Griff hast? Oder gibst du mir das Täter Profil für mich, dass ich mir bereits besorgt habe. Es gib nichts, was ich nicht über dich weiß, aber DU weißt rein gar nichts über mich. Du hast mir nichts zu bieten. Ich bin besser als du und wenn ich in deinen kleinen Wettkampf mit Izuku einsteigen darf... ich habe gewonnen."

Er schweigt mich nur betroffen an, denn er weiß, dass ich Recht habe. Ich mache meine Pizzaschachtel zu und stehe auf, um zu gehen. Auch er stehet auf.

„Es gibt keinen Grund für mich zu bleiben. Man sieht sich."

„Nein, geh noch nicht."

„Wieso nicht? Ich hatte wirklich die Hoffnung auf irgendwas hilfreiches, aber ich bin enttäuscht. Deine Liste ist lächerlich. Du hast mir nichts zu bieten."

„Du hast Recht, aber bitte bleib noch einen Moment. Ich habe eine letzte Frage. Bitte, ich muss es wissen."

„Frag einfach..."

„Wieso hast du mich nicht umgebracht?"

Nach all der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt