Kapitel 12

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Vor ein paar Tagen habe ich das Land verlassen, damit Kacchan nicht an meiner Lüge zweifelt. Mit einer Tasse schwarzem Kaffee setze ich mich auf das Sofa in meinem Hotelzimmer und schalte ein bisschen durch die Kanäle der Hotels. Bei einer Talkshow stoppe ich. Für mich ist es früh am Morgen, aber dort ist es bereits Abend.

„...Wir begrüßen nun den Superheld Nummer eins, Katsuki Bakugou."

Kacchan erscheint auf der Bühne und geht nach vorne zur Moderatorin. Nachdem er ihr und ein paar der anderen Gästen die Hand geschüttelt hat setzt er sich hin. Mit seinen blutroten Augen strahlt er sein Grinsen in die Kamera. Ich habe das Gefühl direkt in seine Seele zu schauen. Er wirkt ruhig und friedvoll. Langweilig. Wo ist der Kacchan in den ich mich damals verliebt habe? Der, dem egal ist, was Andere denken. Hat seine Mutter ihn so verändert?

„Dainamait, es gibt Gerüchte, dass Sie gegen Deku ermittelt. Ist da was dran?"

„Das stimmt tatsächlich. Seit ein paar Tagen arbeite ich nun schon mit der Polizei zusammen."

„Wie genau lief das ganze ab? Eigentlich werden Helden erst dazu gerufen, wenn ein Verdächtiger fest steht."

„Das ist soweit korrekt."

„Wieso wurden sie jetzt schon dazu gerufen. Seit drei Jahren findet die Polizei keine weiteren Hinweise. Laut meinen Quellen gibt es auch weiterhin keine Neuen. Warum wurden sie jetzt schon dazu gerufen?"

„Um bei der Recherche zu helfen. Seit Dekus Auftauchen vor vier Jahren will ich an den Ermittlungen beteiligt sein. Die Polizei hat mir endlich meinen größten Wunsch erfüllt und ich darf helfen."

„Wie sieht ihre sogenannte ‚Hilfe' aus?"

„Zunächst haben wir unsere Erkenntnisse verglichen und versucht uns in Deku hinein zu versetzten. Anders als bisher versuchen wir uns nicht auf die neuen Fälle, sondern auf seine Vergangenheit zu fokussieren."

„Ach Ja? Was bringt das?"

„Einiges! Wir sind uns sicher, dass Deku vor seinem Auftreten entführt oder gefoltert wurde. Außerdem sind wir uns sicher, dass er eine Helden-Schule besucht hat. Das mag nach nicht viel klingen, aber ich bin auch erst seit ein paar Tagen dran."

„Das klingt vielversprechend. Die Bürger können wieder auf ein Ende von Deku hoffen. Danke für Ihre Hilfe Dainamait."

Scheiße

Ich mache den Fernseher wieder aus und legen mich hin. Nicht mehr lange und sie haben mich. Kacchan weiß, dass ich entführt wurde, dass ich mich selbst befreit habe und dass ich auf einer Helden-Schule war. Er weiß, dass ich perfekt auf das Profil passe. Was soll ich tun? Mich weiter verstecken? Ich muss Tetsu fragen wie weit die Polizei wirklich ist und ob Kacchan mich „verraten" hat. Sofort greife ich nach meinem Handy und wähle seine Nummer.

„Was kann ich für dich tun Deku?"

„Wie weit ist die Polizei?"

„Was? In wie fern?"

„Mit meinem Fall. Wie nah sind sie an mir dran? Hat Dainamait was über mich gesagt?"

„Ach so... Nein, dein Name steht nicht auf der Verdächtigenliste. Wieso machst du dir so viele Sorgen darüber?"

„Ich passe perfekt auf das Profil."

„Natürlich tust du das, du bist Deku."

„Jaja, schon klar, aber Kacchan weiß von meiner Entführung."

„Was? Wann hast du ihm davon erzählt?"

„Beim Klassentreffen. Ich war angetrunken und wir hatten so nen dummen Deal und ich hab ihm erzählt, dass ich All for One umgebracht habe."

„Kannst du noch dümmer sein? Es ist ein Wunder, dass er dich nicht gemeldet hat. Vor allem nachdem du mir von seiner Einstellung zu Mord erzählt hast. Kaum zu glauben, dass er dich nicht auf der Stelle verhaftet hat."

„Ja... da ist was dran. Sollen wir das mit der Organisation immer noch durchziehen?"

„Es gebe keinen besseren Zeitpunkt deine Macht zu präsentieren. Du musst die falsche Hoffnung der Menschen zu Nichte machen."

„Okay. Ich fliege heute Abend. Buch ein Hotelzimmer für mich. Ich werde nicht in meiner Wohnung schlafen."

Ich lege auf und beginne meine Sachen zu packen. Morgen Abend muss alles perfekt klappen. Am besten mache ich einen weiteren Notfallplan. Wenn auch nur eine Spur zu mir zurück führt kann ich einpacken. Zwar kann ich mein Gesicht und grobes Aussehen leicht verändern, aber niemals vollständig. Ein kleiner Teil bleibt immer Deku.

~~~~~

Das Rathaus von Musutafu. Gerade stehe ich auf dem Dach des Hochhauses und sehe zu, wie Autos berühmte Leute vor den Eingang bringen. Wenn ich Mr.Plastic, bei dem ich Sidekick war nicht umgebracht hätte, wäre ich dann auch dort unten? Wenn All for One mich nicht nach dem Mord gefunden hätte, wäre ich dann verurteilt worden? Ständig frage ich mich, ob mein Leben normal wäre, wenn Mr.Plastic meine Mum gerettet hätte, statt den Villain zu jagen. Es ist alles Vergangenheit. Ich werde nie wieder die Chance haben ein Held zu sein. Ich werde nie die Chance auf ein normales Leben haben. Ich werde nie die Chance auf eine Beziehung mit Kacchan haben. Das ist die Realität und so wird sie auch bleiben.

„Wir sind soweit Deku. Alle stehen auf ihren Plätzen."

Die Stimme in meinem Kopfhörer reißt mich aus meinen Gedanken. Jetzt heißt es Warten. Ich wäre nur ein halb so guter Villain würde ich meinen Auftritt nicht richtig timen.

„Hat jemand von euch schon mal von nem Hochhaus gepisst?"

Eine andere Stimme. Sie ist nicht nur in meinem Ohr, sonder auch hinter mir. 

„Ein mal. Ich hatte einen Auftrag und musste auf das Eintreffen von Toru Hagakure warten. Der Beweis, dass Deku das unmögliche kann."

„Ich erinnere mich. Die Unsichtbare wurde aus hundert Metern Entfernung nicht nur gesehen, sondern sogar erschossen. Das war ein unglaublicher Skandal... Ist es für dich schwieriger Menschen umzubringen, die du kennst?"

„Es wird leichter."

„Leute, aufpassen! Es ist Zeit."

Ich stelle mich auf den Rand des Daches. Mit dem Rücken zum Abgrund genieße ich den Wind, der durch meine grünen Haare zieht. Noch ein letztes Mal atme ich tief durch, bevor ich meine Maske anziehe.

„JETZT!"

Das dröhnen in meinen Kopfhörern ist mein Startschuss, aber ich springe nicht. Langsam verlagere ich mein Gewicht nach hinten, strecke meine Arme zu den Seiten aus und lasse mich fallen. Ich genieße den Freienfall. Leider bin ich nicht zum Vergnügen hier. Nur eine Etage in diesem Gebäude ist erleuchtet. Mit meinen Whips navigiere ich mich näher an die Fenster heran. Ich hole noch ein letztes Mal Schwung und breche durch die Scheibe. Sofort rolle ich mich auf dem Boden ab. Als ich aufstehe blicke ich in die erschrockenen Gesichter der Anwesenden.

„Da bin ich wieder!..."

Nach all der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt