„Wieso hast du mich nicht umgebracht?"
Verwirrt blicke ich in seine tränenden Augen.
„Warum hätte ich dich umbringen sollen? Du rettest Menschen, machst vorbildlich deinen Job und warst mir nie im Weg. Es gab nie einen Grund dich um zu bringen."
Er beginnt zu schluchzen. Beschäftigt ihn diese Frage, weil er von mir getötet werden will?
„Aber ich bin inkompetent und kann mein Temperament, anders als du denkst, nicht beherrschen. So viele Opfer hätten nicht sterben müssen, wenn ich besser wäre."
Die Tränen fließen aus seinen Augen und sein Schluchzen scheint kein Ende zu nehmen. Ich kann nicht anders, als zu ihm zu gehen und ihn in den Arm zu nehmen.
„Es gibt keinen Grund für dich zu weinen. Alles ist gut. Was ist aus dem jungen Katsuki geworden, der besser werden wollte, als All Might? Würde er aufgeben der Beste zu sein, nur weil er eine Person nicht retten konnte? Nein, diese Person ist der Grund noch besser zu werden, sich selbst zu übertreffen und alle mit einem Lächeln zu retten."
Er beruhigt sich langsam und zieht mich näher an sich. Kacchan hat keine Angst vor mir. Ein Lächeln huscht über meine Lippen.
„Sowas Ähnliches hat Izuku auch immer gesagt. Aber es ist einsam ein Held zu sein. Natürlich habe ich Freunde, aber ich darf mir keine Fehler erlauben, sonst zerfällt meine gesamte Welt in Schutt und Asche."
„Genau so ist es bei mir. Ich darf nicht einen Fehler machen, sonst wären all meine Taten und Opfer umsonst gewesen."
„Wie kann es sein, dass wir uns so ähnlich sind?"
„Naja, wir wollen beide Menschen helfen. Wäre ich kein Villain, wäre ich auf jeden Fall ein Hero geworden."
Er drückt sich von mir weg und sieht mich mit seinen verheulten Augen überrascht an.es
„Wirklich? Wieso bist du dir da so sicher?"
„Ich will nicht zu viel erzählen, aber ich hatte schon mal ein Praktikum bei einem Helden und war auch mal Sidekick."
„Bei wem?"
„Dir das zu erzählen würde zu weit gehen. Wie gesagt darf ich keine Fehler machen und mit dir darüber zu reden wäre einer. Tut mir leid."
„Verstehe... willst du immer noch gehen?"
„Es ist schon halb zehn und morgen hab ich viel zu tun, also sollte ich nicht zu spät nach Hause."
„Aber morgen ist Sonntag."
„Das Böse schläft nie."
„Das gute auch nicht."
Er grinst mich breit an. Würde er damit klar kommen, wenn ich ihm sage, wer ich bin? Vielleicht ist es für uns noch nicht zu spät. Vielleicht habe ich noch eine Chance bei ihm.
„Hättest du Lust dich nochmal mit mir zu treffen, obwohl ich dir nichts bieten kann?"
Fragt er mich, ob ich ein zweites „Date" will? Kann ich zu ihm überhaupt Nein sagen? Aber das Risiko für mich wird von mal zu mal größer.
„Vielleicht... Frag mich, wenn du mich das nächste Mal siehst. Bis dann."
Ohne auf eine Antwort zu warten drehe ich mich um, springe vom Dach auf einen Baum und von dort aus auf den Boden. Da kommt auch schon Tetsu angefahren und ich steige zu ihm ins Auto.
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POV Kacchan
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Sobald Deku außerhalb meiner Sichtweite ist zücke ich mein Handy und rufe den leitenden Ermittler Antoine Petit an. Er ist Extra aus Frankreich angereist, um Deku endlich zu fassen.
„Monsieur, Deku ist soeben vom Dach gesprungen und im Begriff das Gelände zu verlassen. Bleiben Sie bitte an ihm dran."
„Verstanden Dainamait."
Ich kann erkennen, wie ein paar Motorräder und Autos sich ihn gewissen Abständen auf den Weg machen um Deku zu verfolgen.
„Ich komme zu Ihnen aufs Dach."
Damit legt er auch schon auf. Wie gut, dass ich nicht verkabelt war, sonst hätte die Polizei meinen Zusammenbruch mit bekommen. Ich habe während unserem Gespräch mehrfach vergessen, dass er ein Villain ist und habe mit ihm ein persönliches Gespräch geführt. Wie konnten wir so vertraut sein? Zwischendurch sind wir beide wieder in unsere Rollen zurück gegangen, aber ansonsten hat es sich so ehrlich und vertraut angefühlt. Dabei haben wir uns das erste mal gesehen, oder? Ich werde aus meinen Gedanken gerissen.
„Dainamait, hast du irgendwas Neues herausfinden können?"
Soll ich ihm das mit dem Praktikum erzählen? Aber natürlich muss ich das, ich bin ein Hero und arbeite mit der Polizei zusammen. Ich darf ihnen keine Informationen vorenthalten. Deku hat es mir gesagt, weil er mir vertraut. Aber gleichzeitig wusste er, dass ich mit der Polizei zusammen arbeite. Er hätte besser darauf achten sollen, was er mir sagt. Was ich komplett verdrängt habe ist, dass er weiß, dass ich schwul bin. Er weiß alles über mich und kann mich jeder Zeit erpressen.
„Nein, Monsieur. Ich habe nicht viel aus ihm rausbekommen. Er hat vermutlich um die Zehn Quirks, aber ich würde ihm nicht vertrauen."
„Irgendwas zu seiner Vergangenheit?"
„Ähm... nein, dazu hat er nichts gesagt."
Ich lüge für den größten Villain der Welt, der einige meiner Freunde auf seinem Gewissen hat. Wieso kann ich nicht einfach die Wahrheit sagen?
„Hast du sein Gesicht gesehen?"
„Ja, aber er hat ein Quirk benutzt um es zu verändern."
„Bist du dir da sicher? Vielleicht wollte er dich nur reinlegen."
„Ich bin mir sicher. Der untere Teil seines Gesichts war um ein oder zwei Nuancen dunkler. Er hat es im dunklen verändert, sodass ihm der Unterschied nicht auffiel."
„Wenn du dir dabei so sicher bist?"
„Ich bin mir sicher, Monsieur. Darf ich nach Hause gehen?"
„Ja, das darfst du."
„Danke."
„Aber ich habe noch eine Frage."
Jetzt weiß ich, wie Deku sich vorhin gefühlt hat...
„Fragen sie einfach..."
„Wieso durften wir ihn nicht festnehmen als ihr beide euch umarmt habt? Sie hätten nur das vereinbarte Zeichen geben müssen und wir wären innerhalb von Sekunden da gewesen."
„Er ist zu stark. Nehmen wir an er hätte wirklich Zehn Quirks, oder noch mehr, dann hätten ihre Männer bei weitem nicht ausgereicht. Sie bräuchten eine ganze Arme, um ihn fest zu nehmen. Ich wünsche noch eine gute Nacht."
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Nach all der Zeit
FanfictionKurz nach Izukus Abschluss an der UA kam seine Mutter ums Leben. In seiner Raserei brachte er den Helden um, den er für ihren Tod verantwortlich machte. Nach fünf Jahren ist Deku ein gefürchteter Villain und trifft zufällig auf seinen alten Chrush...