Kapitel 9

131 5 1
                                    

Natürlich fragt er nicht nach irgendeinem Geheimnis, sondern nach meinem Größten. Wie soll ich darauf antworten? Ich kann ihm nicht sagen, dass ich Deku bin. Soll ich ihn bitten mich etwas anderes zu fragen?

„Kannst du mir vielleicht eine andere Frage stellen? Es ist zu früh, um dir das schon zu sagen. Außerdem muss ich bald los, damit ich morgen früh pünktlich im Büro bin. Kannst du mich deshalb etwas fragen, dass ich schneller erzählen kann?"

„Oh, ähm... ich hab nicht erwartet, dass du schon los musst, sonst hätte ich mich kürzer gefasst. Aber ja, also..ähhh... öhm.. ich wollte dich das schon länger fragen, hab das aber noch nicht geschafft. Also... ich habe mir die gleiche Frage gestellt, wie Ochaco letzte Woche. Naja, warum du nicht mit ihr zusammen gekommen bist, obwohl ihr so vertraut wart."

Ich atme erleichtert auf, aber ihm scheint es schwer gefallen zu sein mich das zu fragen.

„Das ist eigentlich sehr simpel. Ich wollte sogar mit ihr zusammen kommen, aber der Kuss hat sich komisch angefüllt. Nichts gegen sie, sie konnte gut küssen, aber..."

Kacchan sieht etwas enttäuscht zu Boden. Warum ziehen ihn Sachen, die mit Ochaco zutun haben so runter? Steht er auf sie, obwohl er schwul ist? Egal.

„...Aber es hat sich falsch angefühlt sie zu küssen. Es lag einfach nur an mir. Ich hab nicht das gefühlt, was ich dachte zu fühlen. Der Kuss zeigte mir damals, dass ich nichts für sie empfand. "

„Aber letzte Woche hast du etwas für sie empfunden und bist mit zu ihr gefahren."

„Nein, so war das nicht. Ich hab sie zu sich nach Hause gebracht und bin mit dem Taxi direkt zu mir gefahren. Ich bin nicht mal ausgestiegen oder so und geküsst haben wir uns schon gar nicht. Sie ist im Wagen eingeschlafen und ihr Dad hat sie aus dem Auto gehoben und ins Haus getragen."

„Das heißt ihr habt nicht..."

Er macht ein paar andeutende Handbewegungen.

„NEIN! Wir haben nichts der Gleichen getan."

Ein leichtes Lächeln ziert seine Lippen und er scheint erleichtert. Er hatte wohl wirklich Interesse an Ochaco.

„Du solltest öfter lächeln, das steht dir."

Jetzt wird er auch noch rot. Ohne dass er es merkt setze ich mein Verstärkungs-Quirk ein. Sein Herz schlägt sehr schnell und seine Pupillen sind geweitet. Kacchan rückt ein kleines Stück näher zu mir. Die Anzeichen deuten darauf, dass er verliebt ist, aber Ochaco ist nicht hier. Dann muss es einen anderen Auslöser geben. Aber hier ist keiner, außer... mir! Er ist in mich verliebt! Er hat auf der Party nicht Ochaco angesehen, sonder mich und er hat sich auch keine Sorgen um sie gemacht, sonder um mich. Wieso fällt mir das erst jetzt auf, obwohl es doch so offensichtlich ist? Er hat mir gestanden, dass er schwul ist, wie kam ich überhaupt auf die Idee er würde auf eine Frau stehen? Er sieht mich wieder mit seinen rot leuchtenden Augen an. Wie gern ich ihn jetzt küssen würde. Halt, Stop! Hör aus solche Sachen zu denken. Du kannst keinen Helden küssen! Ich schaue auf mein Handy.

„Ach die Zeit. Ich muss jetzt los, sonst komme ich morgen zu spät zur Arbeit."

Ich stehe auf und gehe zur Tür. Kacchan folgt mir kurz darauf. Als ich durch die Haustür bin dreh ich mich noch ein mal um.

„Bis demnächst."

„Bis demnächst."

Er scheint betrübt. So traurig kann ich ihn kaum ansehen. Kurzerhand gehe ich auf ihn zu und ziehe ihn in eine Umarmung. Er ist überrascht, erwidert aber nach ein paar Sekunden.

„Rufst du an oder schreibst mir?"

„Ja, Izuku, das mache ich."

Ich überlege los zu lassen, aber ich genieße es lieber, wie geborgen mich seine starken Arme umgeben. Kann es nicht für immer so sein? Ich war schon so oft auf der Flucht und habe so viele Menschen von mir gestoßen, dass ich vergessen habe, wie sich zu Hause anfühlt. Hier bin ich sicher, genau so wie alle anderen Menschen bei ihm sicher sind. Er ist der geborene Held. Er ist mein Held! Vorsichtig beginne ich mich von ihm zu lösen.

„Bis bald."

Mit diesen Worten drehe ich mich um und steige in mein Auto. Auch nachdem ich schon los gefahren bin und am Ende der Straße abbiege  steht er immer noch draußen und sieht mir hinterher. Er ist wirklich in mich verliebt. Ich muss schon zu geben, er ist nicht ohne. Dieses Gefühl von Geborgenheit, das er mir gibt, habe ich bei niemandem zuvor gespürt. Er ist anders. Anders als die anderen Helden. Egal wie viele ich töten muss um mehr Menschen zu retten, ihn werde ich verschonen und noch vieles mehr. Ich werde ihn beschützen, so wie er die Menschen beschützt. Zusammen könnten wir die Welt von den falschen Helden befreien und ein neues Zeitalter errichten, in welchem die Menschen wirklich sicher sind. Da das neue System keine Helden brauchen würde könnte er sich offiziell outen. Vielleicht würde er sagen, was er für mich empfindet. Ich würde ihm auch meine Gefühle gestehen und wir werden heiraten und überall regen Bogen Flaggen aufhängen und seiner Mum zeigen, dass wir glücklich sind. Vielleicht werden wir aufs Land ziehen und Kinder adoptieren oder vielleicht sogar ein Waisenhaus eröffnen. Vielleicht werden wir einen Hund haben, der mit den Kindern spielt oder eine Katze oder Hühner oder direkt einen ganzen Bauernhof. Vor einer roten Ampel halte ich an. Was denke ich da für nen Scheiß? Ich steh nicht mal auf ihn, er ist ein Held und er ist genau so verdorben, wie alle anderen auch. Er würde mich niemals bei meinem Vorhaben unterstützen. Wie komme ich bloß auf solche bescheuerten Gedanken? Zu Hause angekommen lege ich mich direkt in mein Bett und versuche ein zu schlafen.

Nach all der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt