01 | Gaia.

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Wie eine Wahnsinnige begann ich zu lachen, als ich die angsterfüllten Augen meiner Opfer sah.

Ich lauschte ihren Flehen, ihren Betteln, ihren Bitten und Versprechungen, als sie endlich verstanden, dass sie sich nicht aus den Fesseln befreien konnten.

Schließlich war es Hoffnung. Hoffnung, dass sie es vielleicht doch noch lebend heraus schaffen würden. Hoffnung, die ich ihnen noch nicht geraubt hatte.

Grinsend erhob ich mich aus der Hocke und strich die Falten aus meinem Smoking raus.

Mit einem simplen Fingerschnipsen, traten mehrere Männer aus den dunklen Ecken des Holzlagers heraus.

Ich beobachtete, wie sie nun auch ihr letztes bisschen Hoffnung verloren, als sie die ganzen Benzinkanister in den Händen der Männer sahen.

Sofort wurden die unzähligen Kanister über ihren Köpfen verschüttet. Amüsiert holte ich meine Zigarettenpackung aus der Tasche meines Smokings heraus und zündete mir eine Kippe an.

Tränen bildeten sich in ihren Augen. "Bitte, ich habe eine Familie!" Schrie einer der Männer verzweifelt.

Mein Blick wanderte von dem Feuerzeug zu dem Mann, welcher ein erschöpftes Lächeln trug, als ich langsam zu ihm lief.

Zwar wich ich den Pfützen an Benzin aus, doch umfasste meine Hand dennoch seine nasse Kehle, als ich meine Lippen zu seinem Ohr führte und wisperte:

"Dann darfst du dich auch für diese opfern."

Mit einem Lächeln ließ ich meine brennende kippe zu Boden fallen und beobachtete das letzte bisschen Angst in seinen Augen, bevor diese von der Hitze verbrannt wurden.

"Wir müssen jetzt gehen." Hörte ich eine Stimme aus dem Hintergrund sagen. Zufrieden wandte ich den Männern meinen Rücken zu, als ich mich von dem Flammenmeer entfernte. "Dann starte den Wagen."

Die Schreie der Männer begleiteten mich aus dem morschen Lager, bis ich in eines der schwarzen Wagen eingestiegen war.

Aus dem Fenster heraus, beobachtete ich, wie das Holzdach einstürzte. Zufrieden lehnte ich mich in den Ledersitz.

Stille lag zwischen mir und meinem Fahrer, welche ich nicht ertragen konnte. Ich hasste es, wenn es ruhig war.

"Was ist dein Problem, Valentino?" Fragte ich ihn direkt. Sofort festigt sich sein Griff um das Lenkrad. "Es ist leicht eine Leiche verschwinden zu lassen, aber ein abgebranntes Lager mit verkohlten Körpern—" Regte er sich ruhig auf, da niemand gegen mich die Stimme erheben dürfte. "Du hast es doch selbst gesagt: abgebranntes Lagerhaus und verkohlte Leichen. Man kann uns nichts nachweisen." Lachte ich, doch behielt er seinen versteinerten Ausdruck auf dem Gesicht.

Kopfschütteln richtete ich meine Augen auf die Straße und wartete, bis wir Zuhause ankamen.

Ich stieg aus dem Auto heraus und beobachtete das riesige Gebäude, welches von dem Mond beleuchtet wurde. Heute war Vollmond.

Erschöpft lief ich die Quartztreppen herauf und wartete darauf, dass mir die beiden Angestellten vor der Tür diese öffneten.

Im Augenwinkeln konnte ich erkennen, wie Valentino mir folgte. "Hast du nichts besseres zu tun?" Fragte ich ihn genervt und wandte mich ihm zu. "Gaia—" Sprach er meinen Namen, doch verstummte er sofort, als ich meine Arme vor meiner Brust verschränkte. Angepisst sah er zu mir. "Solltest du nicht auf Nando aufpassen? Als seine rechte Hand, solltest du ihn schließlich nicht aus den Augen lassen."

Schweigend lief er den Gang entlang und würdigte mir keinen Blick mehr. Wann immer ich von Nando sprach, begann er mich zu ignorieren.

Vielleicht weil ich auch nie etwas Gutes über meinen Bruder zu sagen hatte. Schließlich empfand ich es als unfair, dass er das Geschäft übernehmen sollte, obwohl ich die Erstgeborene war.

Ich hatte es verdient der Boss von diesem Laden zu werden. Nando interessierte sich nicht einmal für sein Erbe. Es wollte es nicht weiterführen, er wollte nicht einmal Teil des Familiengeschäfts sein.

Aber der einzige Grund warum er alles bekam war, weil er eben ein Mann war. Männer wären ja so stark, Männer wüssten wie man zu führen hat, Männer wären die schlaueren.

Alles Dinge, die ich mir anhören dürfte, wann immer ich fragte, warum Nando das Erbe bekam.

Wütend Schritt ich die Treppen zu meinem Zimmer hoch, doch legte ich mich um diese Zeit nicht ins Bett, sondern schritt zu meinem Balkon.

Ich setzte mich auf einen der Sessel und schaute auf das Meer herunter, welches den Mond reflektierte. Schiffe zogen an dem Haus vorbei zum Hafen, der in der Nähe lag.

In der Stille wollte ich mir eine weitere Kippe anzünden, doch wurde diese von Geschrei erfüllt.

Ich drehte meinen Kopf zum Rosengarten meiner Mutter und beobachtete, wie Männer in schwarzen Anzügen eine zierliche Gestalt am Boden hielten.

Verzweifelt Schrie sie nach Hilfe, während sie ihren Kopf wild zur Seite drehte, um einen Fluchtweg zu finden.

Amüsiert beobachtet ich sie, jedoch verschwand mein Grinsen schnell wieder, als ich den älteren Mann sah, der auf sie zugeschritten kam.

"Der Alte wagt sich also doch noch aus seinem Sessel raus." Murmelte ich zu mir selbst, während meine Augen keine Sekunde das Geschehen verließen.

Er hockte sich vor das Mädchen und nahm ihr Kinn in seine Hand. Trotz meiner Entfernung, konnte ich noch immer ihre Anspannung sehen.

Ihre Angst veränderte sich aber sofort zu Ekel, als sein Daumen über ihre Lippen strich.

Schon fast musste ich lachen, doch empfand auch etwas Mitleid für sie.

Wütend nahm er seine Hand von ihr und befohl den Männer sie zu verschleppen. Laut brüllte sie, doch verstummte ihre Stimme sofort, als sie hinter eine der Hecken gezogen wurde.

Kopfschüttelnd lief ich vom Balkon und wanderte stattdessen zu seinem Büro. Sofort breitete sich der kneifende Geruch von Zigarren in meiner Nase aus. Angewidert verzog ich mein Gesicht und öffnete ein Fenster, auf dessen Bank sich schon Staub ansammelte.

Gelassen ließ ich mich in seinen Sessel fallen, während ich die unzähligen Alkoholflaschen anstarrte, welche er auf seinen Regalen zur Show stellen wollte.

Mein Blick richtete sich auf die schwarze Holztür, welche er überrascht öffnete. Ich stand von seinem gepolsterten Sessel auf und stellte mich vor seinen Schreibtisch.

Misstrauisch setzte er sich und wartete auf das, was ich zu sagen hatte. "Lange hast du die Dinge schon nicht mehr in die eigenen Hände genommen, Vater." Sein Stirn runzelte sich und wütend sah er mich. "Lass den scheiß, Gaia! Du nennst mich schon seit Jahren nicht mehr so, also, was willst du?"

Lächelnd lief ich auf das Regal zu und schüttete uns beiden etwas von dem Whiskey ein.

"Das Mädchen. Was hat sie angestellt, damit du sie persönlich geholt hast?"

Er hielt das Glas in seiner Hand, doch trank er nichts daraus, stattdessen schwankte er es nur hin und her.

"Ihre Familie hat uns um eine verdammt hohe Summe beschissen." Sprach er ruhig, doch hätte er am liebsten seine Wut an jemanden ausgelassen. "Sie sollte eigentlich dafür bezahlen, doch haben wir keine Verwendung mehr für sie."

Er wollte sie umbringen lassen. "Überlass sie mir und ich verspreche, dass ich dir das Geld auf ihre Kosten wiederbeschaffen werde." Lachend stellte er das Glas auf dem Tisch ab, während er sich eine Zigarre anzünden wollte. "Sowas hat doch immer einen Haken. Was willst du?" Sprach er aber wieder in aller Ernsthaftigkeit. "Ich will das Erbe."

Er kannte meine Forderung schon, weshalb er mich ausdrucklos ansah. Ich bereitete mich darauf vor mit ihm zu diskutieren, stattdessen willigte er ein.

Überrascht versuchte ich mich zu fassen, bevor ich seine Hand schüttelte, um diesen Deal zu besiegeln.

"Also, wie heißt sie?" Wollte ich wissen. "Ihr Name ist..."

Karma Is A Bitch Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt