15 | Von Schatten verfolgt.

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Die Blicke der beiden lagen auf uns, nur besaßen beide zwei völlig verschiedene Ausdrücke auf den Lippen.

Domenico sah zu uns mit einem allwissenden Grinsen, als hätte er heimlich durch das Fenster gespannt, was er wahrscheinlich auch getan hätte, wenn Valentino nicht bei ihm gewesen wäre, der absolut unerfreut zu uns sah.

"Na dann." Grinste ich und bewegte mich auf den riesigen Schreibtisch in der Mitte des abgedunkelten Raumes zu, ehe Valentino auch schon die Akte darauf schlug.

Die Stimmung in den Raum spannte sich sofort an, als sich alle um den Tisch versammelten und ich sie öffnete.

Bilder.

Bilder verteilten sich auf dem gesamten Tisch. Welche auf denen Giovanni und Nando drauf waren, andere die von unserem Grundstück gemachten wurden.

"Das sieht nach Monaten, der Beschattung aus." Stellte Domenico mit zusammengezogenen Augenbrauen fest, während er seinen Augen in Unglauben zu kniff. "Jahre." Korrigierten Valentino und ich ihn jedoch gleichzeitig.

Meine Augen wanderten zu ihm, der uns beide fragend ansah, doch glitt mein Blick sofort zu Aurora — meiner Schönheit, die sich ihre gekreuzten Arme rieb, als wäre ein kalter Sturm über uns hergezogen.

"Woher—" Wollte er ansetzen, doch kam ich ihn schon zuvor. Meine Hand griff nach einem Bild von Giovanni, auf welchen er sich gerade ein Zigarre anzündete.

Diese Bilder wurden von einer Nähe geschossen, wo man einfach nur glauben konnte, dass der Alte wusste, dass er fotografiert wurde.

"Schau auf seine Stirn!" Befahl Ich Domenico, doch schaute Aurora genauso gehorsam darauf. "Die Narbe fehlt."

Wie im Kino zogen die Erinnerungen an meinem geistigen Auge vorbei, als er damals nach Hause kam und er mir erzählte, dass er mit dem Lauf einer Pistole geschlagen wurde.

Das Blut tropfte bis zu seinem Hemd herunter. Nando bestand damals darauf, ihn ins Krankenhaus zu bringen, doch der Alte weigerte sich.

Die Narbe wäre sicherlich nicht so hässlich geworden, hätte man sie damals genäht — so wie Aurora meine nähte.

"Das Bild könnte nicht älter als drei Jahre sein." Ergänzte Valentino zz meiner Aussage, in einer fassungslos Stimmenlage.

"Wieso gibt es aber keine Bilder von euch beiden?" Ertönte Auroras Stimme. Sie war völlig blass im Gesicht und stützte sich hilflos am Tisch ab.

Besorgt streckte ich meine Hand zu ihr, bevor ich sie langsam in den Sitz des Stuhls zog, in welchen ich saß.

Verlegen sah sie zu Boden, während ich beobachtete, wie ihr gesamtes Gesicht, bis zu ihren Ohren rot wurde.

Nur schenkten die Jungs Aurora nicht die selbe Aufmerksamkeit wie ich. Domenicos Blick lag sofort auf Valentino und mir, der nur auf die schnelle alle Bilder überflog, aber wirklich keines von uns fand.

Es gab Bilder von meinem Balkon, von unseren Autos, von dem Firmensitz von Giovanni, wo Valentino oft aushalf.

Aber von uns war keinerlei Spur, als hätten wir nie existiert.

"Versuchen wir es logisch zu betrachten." Sprach Domenico, während er zur gegenüberliegenden Seite des Tisches lief und seine Hand durch seine Haar fuhr. "Ihr seid nicht wichtig." Dabei blieb sein Blick auf Valentino und mir liegen. Huh, wer wollte so etwas nicht gern hören?

Man hätte es wirklich als Beleidigung auffassen können, auch wenn Domenico außerhalb der Geschäftswelt nur ein ahnungsloser Mann war.

"Du bist nicht die Erbin und Valentino spielt als rechte Hand auch keine große Rolle, im Gegensatz zu Nando." Erläuterte er seine Aussage, womit er auch recht hatte.

Mein Blick glitt an Auroras Arm herab, der sich plötzlich zu bewegen anfing.

Sie kramte ganze Berichte über Giovanni und Nando heraus, welche in Detail ihre Tagesabläufe beschrieben.

Der älteste Bericht war fünf Jahre alt.

"Wie hat Russo nichts von deinen kleinen Aktionen mitbekommen?" Murmelte Valentino eher zu sich selbst, als in die Runde.

Die panisch Augen von Domenico trafen jedoch sofort auf meine. "Das Kokain!" Konnte ich ihn wispern hören.

Jahre war es her, seitdem ich diesen Ausdruck zuletzt sah. Zwanghaft biss er sich seine Lippen blutig, während er seine Hände zu Fäusten ballte und sich seine Fingernägel in seine Haut bohrten.

"Das scheiß Kokain, Gaia..!" — "Du hast das Kokain bei ihm versteckt?" Brüllte mir Valentino sofort in mein linkes Ohr, als seine Faust mit Gewalt auf den Tisch ausprallte.

Ich konnte Auroras nervöses zittern auf meinem Schoß spüren, sowie ihr schnelles atmen hören.

Meine Arme schlangen sich fester um ihre Taille, während mein Blick einfach nur über ihre Schulter zu Valentino fiel, der sich auf Domenico zu bewegte.

"Ich habe immer sicher gestellt, dass wir nicht verfolgt wurden. Wenn irgendjemand davon etwas mitbekommen hätte, dann wäre sicherlich nicht Nando angeschossen worden."

Valentinos Arm wanderte über Domenicos Schulter zu seinem Haar hoch, während er einfach durchfuhr.

"Wenn es nicht wegen dem Kokain ist, warum hätten sie ihn sonst anschießen sollen?" Keifte er jedoch sofort zurück.

Es war, als wollte mir Valentino die Schuld für das alles geben.

"Russo ist im Gegensatz zu Giovanni wie ein Kleinkrimineller, wahrscheinlich wollte er ihn einfach auf irgendeine Art schwächen." Versuchte ich ihm zu erklären, doch schien er mir nicht zuhören zu wollen. "Warum hat er dann nicht versucht Giovanni selbst umzubringen? Warum Nando, wenn jeder weiss, dass dieser Mann sich ein scheißdreck für euch interessiert?" Schrie Valentino drauf los, dabei nahm er seine Hände und schlug beide wieder auf dem Tisch.

Ich wollte ihn nicht in die Augen sehen, ich wollte meinen Gedanken nicht einmal aussprechen, doch kam er mir trotzdem von der Zunge. "Weil Nando einfach ein leichtes Ziel war."

Wie versteinert sah er mich an, bevor er einfach aus dem Raum floh und die Tür zuknallte.

Kopfschüttelnd legte ich meine Stirn auf Auroras Schulter ab, ehe ich auch wieder nach der Akte griff.

"Sollten wir nicht lieber nach ihm sehen gehen?" Hörte ich ihre Stimme schon fast heiser fragen, doch kam mir Domenico schon zuvor. "Man kann mit ihm nicht reden, wenn er wütend ist. Wir sollten ihn erstmal in Ruhe lassen." Atmete er langsam aus.

Mir war nicht bewusst gewesen, wie lange er doch seinen Atem gehalten hatte.

Meine Augen überflogen all diese Bericht. Sie waren all unterschiedlich vom Ablauf her, aber eines hatten sie alle gemeinsam.

Sie waren alle verdammt alt.

"Was ist das?" Vernahm ich die verwirrt stimme von Domenico, die mir einen kleinen Zettel mit einem Ort und einem Datum reichte.

Grinsend sah ich zu ihm hoch. "Das, mein Lieber Freund, wird unsere Rache sein."

Karma Is A Bitch Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt