Kapitel 103

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Das gute daran, dass ich Georges Stundenplan besser kann als meinen eigenen ist, dass ich ihm perfekt aus dem Weg gehen kann. Zu den Zeiten an denen er frei hat und meines Wissens nach in meinem Zimmer auftauchen wird, bin ich natürlich nicht da. So lange habe ich noch nie in der Bibliothek gesessen und mich mit Lernstoff abgelenkt.

Die letzten fünf Tage waren der pure Horror. Ich hatte ganz vergessen wie einnehmend Liebe ist und wie sehr ein gebrochenes Herz den Tagesablauf bestimmen kann. Oder um genau zu sein hatte ich die letzte Woche keinen Tagesablauf. Schlafen, essen, Schule, essen, lernen, schlafen, usw.
Sonst habe ich niemanden von der Sache mit George erzählt, aber ich weiss das sie es mitbekommen haben. Den Gryffindors bin ich genauso gut aus dem Weg gegangen wie George, den ich in der letzten Woche vielleicht drei Mal begegnet bin. Zum Glück hat er mich nicht gesehen.

Mein Brieffach habe ich auch vermieden und bei den Mahlzeiten in der großen Halle habe ich mich extra zwischen alle Slytherin's gesetzt. Meine Ausrede bei meinen Freundinnen war, dass ich lernen muss. Obwohl ich ein paar Mal mit Ginny und Hermine in die Bibliothek gegangen bin und sie tatsächlich nichts bemerkt haben. Naja, wofür gibt es denn sonst Makeup?

...

,, Du könntest alles in einen Karton packen wenn du damit abschließen willst." meint Sophie und stellt eine kleine Schachtel auf meinen Nachttisch.

,, Nein das passt schon, ich werde nichts verändern." schmunzel ich und betrachte die Bilder von George und mir, an meiner Schranktür.

Jeden Morgen wenn ich mir meine Anziehsachen heraushole öffne ich den Holzschrank und blicke in diese Augen, sehe dieses Grinsen und kann mein Herz fühlen wie es wärmer wird. Jeder Mensch hat einen besonderen Platz in meinem Leben und so hat auch Cedric ein eigenes Fotoabteil. Aber das mit George ist anders, ich kann es nicht ansehen ohne dabei an diese wunderschönen Momente zu denken.
Momente die ich nie vergessen werde, Sätze die ich noch immer in meinem Kopf hören kann, Taten die meine Gefühle noch verstärkt haben, die Spannung zwischen uns und die Gespräche, welche ich jede Sekunde vermisse wenn ich an George denke.

,, Und was ist damit?" ertönt hinter mir und ich höre wie sie meine True, welche vor meinem Bett steht öffnet.

Ich schenke Sophie meine Aufmerksamkeit, doch mein Blick fällt direkt auf das kleine Fläschchen in ihrer Hand.
Amortentia.
Ziehrt das Etikett und ich erinnere mich an den Tag, als wäre es gestern gewesen.

Ich habe George gerochen, das tue ich heute noch und es ihm nicht einmal erzählt.

Ein ganzer Schluck wurde entwendet und ich erinnere mich was passiert ist.
Parvati hat versucht ihn zu verführen und kurz danach hat er mir seine Liebe gestanden. Das war einer der schönsten Tage, seit ich mich in diesen lustigen Typen verliebt habe.

Warum sollte er mir sowas antun?

Tränen steigen in meine Augen und die Miene meiner Schwester verändert sich. Sie schraubt den kleinen Deckel auf und wir als hätte sie es einstudiert fällt er auf den Boden. Mein Blick folgt ihren Händen, als sie sich hinkniet und die Box unter meinem Bett entdeckt.

Die Zeichnungen, die Briefe und die ganzen Erinnerungen.

Ich stehe wir angewurzelt da, als sie den Braunen Karton hinaus zieht und mich nach Erlaubnis fragt ihn zu öffnen. Als sie den Deckel anhebt setzte ich mich neben meine Schwester und betrachte die Bilder.
Ich wollte Georges Zeichnungen nie aufhängen, da ich keine Löcher oder Kleberspuren an den Rändern hinterlassen wollte. Wie sehr ich diese Blätter verehre könnte ohnehin niemand verstehen. Sogar die Zigarettenschachtel, welche er an dem Abend auf dem Dach bei mir vergessen hatte, habe ich noch.

,, Y/n..." nuschelt die Blondine und lässt ihre Hände zwischen den ganzen Kram gleiten.

Es ist kein Kram, es ist ein Schatz. Für mich jedenfalls und da ich jetzt wirklich dramatisch bin, kann ich das auch ausleben indem Salzwasser erneut meine Haut befeuchtet. Ich muss hart schlucken, als sie die Serviette heraus holt.

Willst du mit mir auf den Ball gehen ? - G

Steht in krageliger Schrift darauf. Ich muss aufschluchzen und meine Hand bedeckt direkt meine Lippen als die heißen Tränen schmerzhafte Spuren auf meinem Gesicht hinterlassen.
Direkt umklammern mich die arme meiner Schwester und sie seufzt laut in meine Schulter.

,, Von wann ist das denn?" murmelt sie und zieht eine getrocknete Pusteblume aus der Schachtel.

,, Das ist albern." schniefe ich, doch Sophie besteht auf die Wahrheit.

,, Jedes Mal wenn ich eine Pusteblume gesehen habe, habe ich mir gewünscht das er eines Tages mein sein wird und dann habe ich die Samen weggeblasen. Jedes mal habe ich in den Himmel gesehen und gebetet, dass es eines Tages wahr wird. Die ist glaube ich schon fast 2 Jahre alt." seuftze ich schlichte die Zeichnungen zurück auf den Boden der Box.

Küsse haben eben schon etwas zu bedeuten, man küsst sich nicht einfach so.
Wahrheit oder Pflicht wäre etwas anderes gewesen, aber George war so gut wie noch nie betrunken, deshalb kann es nicht sein das er so dicht war.
Seine Küsse waren immer die Besten und sie haben selbst den schlimmsten Tag verbessert, doch jetzt muss ich ohne sie ohne ihn klar kommen.

Ich bin immer noch ich und George ist immer noch George, aber ist es nicht komisch wie ein einziger Kuss diese ganze Liebe durcheinander bringen kann?
Ich bin nicht sauer, schon lange nicht mehr. Ich bin verletzt, sehr und verziehen habe ich ihm sowieso schon längst.
Trotzdem schmerzt mein Herz wie noch nie zuvor und wenn ich die Melodie von careless whispers schon höre reist die Wunde weiter auf.

...

,, Die Party wird bestimmt der Renner!" höre ich aus jeder Ecke, als ich meine Eule füttern gehe.

Der Himmel is voll mit grauen Wolken und ich muss mich echt beeilen, aber das Nest von Lumi ist wirklich nicht in den besten Zustand.
Die Freudenschreie als ich die Eier gesehen habe, hat bestimmt ganz Hogwarts gehört. Jetzt muss ich jeden Tag zu diesem Turm laufen und nachsehen ob ihre Küken schon geschlüpft sind.
Was soll ich denn mir 5 Eulen?
Weggeben ganz sicher nicht, ich werde einfach meine Eltern fragen ob wir sie aufnehmen können.

,, Ach Diggory." erklingt eine bekannte Stimme hinter mir und mein Magen zieht sich zusammen wenn ich sie nur höre.

Ich lasse von dem Netz ab und drehe mich langsam um. Gegenüber von mir sehe ich in zwei Augenpaare, die mich am liebsten am Boden sehen würden. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass sie meine Beziehung kaputt gemacht haben.

,, Dich werden wir heute Abend wohl leider nicht sehen Schätzchen. Oder du suchst dir einfach direkt eine neue Begleitung, das kannst du doch so gut." grinst Parvati frech und ihre Zwillingsschwester lacht nur.

,, Zwei sind nunmal besser als eine." kichert Padma und ohne eine Antwort drehen sie mir den Rücken zu.

Ich beiße die Zähne zusammen und versuche ihre Worte zu ignorieren.

Zwei sind besser als eine.

Eines muss man den zweien lassen, sie treffen immer ins Schwarze. Oder dieses Mal direkt in mein Herz und der Pfeil bohrt sich immer weiter hinein, hinterlässt unvorstellbare Schmerzen. Wie kann man nur so rücksichtslos sein?

La vie - der Duft meines LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt