Kapitel 3

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Vielen Dank euch allen <3





Flashback
Er verstand es nicht. Nein, falscher Ansatz. Er wollte es nicht verstehen. Wozu auch? Was fanden seine Eltern an diesem... nervigen Ding. Astoria. Was war das schon für ein Name. Er schnaubte böse und steckte seine Hände tiefer in seine Manteltasche, während er durch den Schnee stapfte. Er wollte einfach Weihnachten mit seinen Eltern verbringen. In Ruhe. Man könnte glauben, dass gerade seine Eltern ein friedvolles Weihnachten anstrebten. Besonders nach dem ganzen Chaos. Dass sie froh waren, dass Draco aus Hogwarts, sicher und unversehrt, zurück war in den sicheren Hallen von Manor. Immerhin lief ein Mörder frei herum. Sirius Black. Er fixierte den Schnee, während er seinen Weg fortsetzte. Sie waren mit ihm verwandt. Damit gab er allerdings nicht vor seinen Freunden an.

Und im Grunde spielte es keine Rolle. Momentan war wichtig, dass ihm eine achtjährige Göre vorgesetzt wurde und er das einfach hinnehmen sollte. Nebenbei erwähnt, dass er immer noch daran zweifelte, dass sie acht war. Sie wirkte nicht wie eine achtjährige. Sie wirkte jünger. Schon alleine ihre Größe war lächerlich. Er war locker einen Kopf größer in ihrem Alter gewesen. Und sie verhielt sich nicht wie eine achtjährige. Schon wie sie seinen Eltern am Zipfel hing. Vielleicht war sie aber einfach nur dumm und einfältig. Wer wusste das schon.

Was er wusste war, dass sie ihm nicht einmal per Brief mitgeteilt hatten, dass sie überhaupt in Manor war. Kein einziges Wort. Er hatte sich schon Sorgen gemacht als sein Vater ihn am Bahnhof abgeholt hatte ohne Dracos Mutter. Aber wie sich herausstellte, war das umsonst gewesen. Seine Mutter war damit beschäftigt ihre Zeit diesem Mädchen zu widmen. Er spürte wieder diesen bitteren Beigeschmack in sich aufsteigen. Sicher, seine Mutter liebte ihn und verwöhnte ihn früher oft genug. Das tat sie immer noch. Aber... wieso tat sie das Gleiche bei diesem fremden Kind. Bei Morgana, sie waren ja nicht einmal mit den Greengrass verwandt.

Er spürte wieder die Wut aufsteigen als er an die vergangenen Tage dachte und den ständigen Ermahnungen und Anweisungen von seinen Eltern.

„Sei nett zu ihr."

„Hilf ihr ein wenig."

„Beschäftige dich mit ihr. Vielleicht werdet ihr Freunde."

Freunde? Er? Mit diesem... Zwerg? Er hatte genug Freunde, verdammt nochmal. Seine Eltern hatten scheinbar einen Narren an diesem Mädchen gefressen. Warum auch immer. Draco hatte einen Verdacht, aber dachte ihn nicht einmal, so unsinnig kam ihm dieser Gedanke vor. Vielleicht weil er im Grunde wusste, dass es absurd war. Oder weil er sich lieber etwas einredete, statt die Wahrheit zu wissen.

Außerdem war er immer noch stinksauer auf seine Eltern. Besonders auf seine Mutter. Abgemacht war gewesen, dass sie zu zweit in die Winkelgasse gingen. Seine Mutter wollte irgendwelche Kleinigkeiten noch besorgen und Draco wollte versuchen doch noch ein paar Sachen mehr zu Weihnachten zu erbetteln. Aber natürlich waren sie nicht nur zu zweit gewesen, sondern seine Mutter hatte Astoria mitgenommen. Sie hatte Draco gebeten auf sie aufzupassen. War das zufassen? Er, der dieses Balg nicht leiden konnte.

Er war verrückt mit diesem Mädchen geworden. Ständig wollte sie seine Hand in der Winkelgasse nehmen bis er sie an geblafft hatte. Sie hatte dann weitere Versuche gelassen. Als er sich dann einem Schaufenster zugewandt hatte und das nicht einmal fünf Minuten, war sie einfach weg gewesen. In der Menge verschwunden. Dieses dumme Biest. Als seine Mutter ihn gefunden hatte, hatte er immer noch nicht sie gefunden und es hatte fast eine Stunde gedauert bis sie sie bei Flourish & Blotts entdeckt hatten.

Draco war sich sicher, hätte er so eine Nummer abgezogen in dem Alter, hätte er eine Predigt bekommen, die sich gewaschen hatte. Was hatte sie bekommen? Er ballte die Fäuste. Seine Mutter hatte sie voller Erleichterung in den Arm genommen und sie gefragt, ob alles in Ordnung sei. Merlin, er hasste Astoria. Dieses Miststück. Wieso zur Hölle musste er sich mit ihr rumschlagen. Zur Hölle mit ihrem toten Vater. Hätte er nicht später sterben könne? Oder das Kind jemanden anderem aufs Auge drücken können. Scheiße verdammt. Dieses Kind würde ihm noch sein ganzes Leben ruinieren und das mit Garantie, da war er sich sicher.

Er betrat Manor und klopfte sich den Schnee vom Mantel. Er wollte schon nach seinen Eltern rufen als er seinen Vater hörte.

„So geht es auf jeden Fall nicht weiter. Sein Verhalten gegenüber Astoria ist nicht akzeptabel."

Draco schnaubte und näherte sich dem Salon, deren Tür offensichtlich nicht ganz zugefallen war.

„Lucius.", hörte er seine Mutter sanft sprechen. „Es ist eine neue Situation für ihn. Er braucht Zeit und..."

„Zeit? Was hat Respekt mit Zeit zu tun? Nein. Er ist kein Kleinkind mehr Narzissa."

Nein, aber er tat seinen Willen kund und deshalb wurde er als Kleinkind bezeichnet.

„Ich verlange nicht, dass er voller Übermut sich mit ihr anfreundet. Aber hilfsbereit, respektvoll und nett gegenüber einen Mitmenschen zu sein, gehört zum guten Ton.", sprach Lucius. „Ich verlange nicht, dass sie beste Freunde werden. Himmel von mir aus, muss er sich auch nicht mehr mit ihr beschäftigen, aber wenn er so ein Verhalten wie die letzten Male an den Tag legt, werde ich Konsequenzen sprechen lassen."

„Es ist vielleicht zu viel für ihn, Lucius.", versuchte seine Mutter Dracos Vater zu besänftigen und dieser lachte falsch auf.

„Zu viel für ihn? Was, dass es nicht mehr nur um ihn geht? Die Welt sich nicht nur um unseren Sohn sich dreht? Nein. Nein, er ist einfach egoistisch und verzogen." Er hörte, wie etwas abgestellt wurde. Vermutlich hatte sich sein Vater Scotch eingeschenkt. „Wir sind selbst schuld. Wir verwöhnen ihn zu sehr.", murrte sein Vater. „Als hätten wir nicht genug Probleme."

„Dachtest du wirklich, dass es so einfach wird?"

„Natürlich nicht, Zissy. Denkst du, ich habe diese Vormundschaft mit dem Irrglauben übernommen, dass alles sich einfach so fügt. Aber bei Merlins Unterhosen und Morganas Katzen, er ist eifersüchtig auf ein verdammtes kleines Mädchen, dass ihm noch nie im Leben etwas getan hat."

„Ich dachte, dass er wenigstens etwas Mitleid mit ihr haben könnte. Sie ist ganz alleine auf dieser Welt."

„Sie hat jetzt uns.", meinte Narzissa hoffnungsvoll.

„Ja.", lachte sein Vater erneut falsch auf. „Und Draco, der ihr das Leben zur Hölle macht." Lucius pausierte. „Vielleicht hätten wir ihn in Hogwarts lassen sollen über den Ferien."

Dracos Herz schlug schnell. War das Lucius verdammter Ernst?! Er war immer in den Ferien zu Hause und jetzt sollte er dort bleiben ihretwegen? Seine Eltern schwiegen eine Weile als Narzissa ruhig fragte.

„Und was schlägst du jetzt vor?"

„Keine Ahnung, Zissy. Absolut keine Ahnung. Aber noch so eine Aktion von Draco und ich muss mir etwas Drastisches einfallen lassen."

Draco schluckte hart, bevor er sich vorsichtig von dem Zimmer wegbewegte und das Herrenhaus wieder verließ. Er fluchte laut, während er wieder Richtung Wald ging. Zur Hölle mit Lucius und zur Hölle mit dieser verdammten Astoria. Merlin verdammt er hatte keine Lust dazu. Er hatte keine Lust wieder im Wald zu sein und trotzdem stapfte er den bekannten Weg entlang und war nicht wirklich verwundert, dass sie immer noch an der Gabelung war. Nur starrte sie nicht mehr nach oben und sah den Schneeflocken zu, die herunterrieselten sondern hockte im Schnee und weinte. Zur Hölle.

„Ich habe doch gesagt, du sollst nicht trödeln.", fuhr er sie an und sie blickte auf.

Ihre seltsamen blauen Augen wirkten verweint.

Es war Unsinn. Es hatte nichts mit Trödeln zu tun gehabt, er hatte die Gunst der Stunde genutzt und war einfach gegangen. Wollte sie loswerden. Aber wenn das bedeutete, dass sein Vater ihn bestrafte, wegen diesem unselbstständigen Fratz, dann würde er sie eben wieder aufgabeln und heil nach Manor bringen.

„Komm schon, steh auf.", sagte er übelgelaunt. „Du wirst nur krank." Sie streckte ihre Hand nach ihm aus und entblößte weiße Handschuhe, passend zu ihrem blauen Wintermantel. „Nein.", sagte er entschieden. „Du bist kein Baby mehr. Steh gefälligst selbst auf." Sie schien zu zögern und tat es dann doch. „Du bist unselbstständig wie ein verdammtes Kleinkind.", murrte er und wandte sich von ihr ab, um wieder zu gehen.

Sollte sie in dem Alter sich nicht mehr zutrauen können? Wieso musste er sich mit diesem dummen Kind rumschlagen.

„Komm schon.", rief er über seine Schulter. „Ich habe keine Lust, dass ich wieder zurücklaufen muss, um dich zu suchen."

So würde es nämlich aussehen. Er hatte sie gesucht. Scheiße verdammt, warum musste er Babysitter spielen? Was hatten sich seine Eltern eigentlich dabei gedacht?

Kaltes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt