Kapitel 41

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Blaise strahlte. Draco glaubte, seinen besten Freund noch nie so glücklich gesehen zu haben. Nun, er hatte die Frau bekommen, die von Anfang an ihn in den Bann gezogen hatte. Chloé Fabre. Nun, jetzt wohl Chloé Zabini. Die Hochzeit würde wohl morgen groß in den Zeitungen stehen. Das war immer so in ihren Kreisen und eins war sicher, Blaise und Chloé gaben ein schönes Paar ab. So ein umwerfendes Paar, wie Astoria und er. Er nippte an seinem Champagner, während Blaise und Chloé sich mit ihren Brüdern unterhielten. Mr. Fabre war nicht gekommen zur Hochzeit seiner einzigen Tochter. Astoria hatte versucht die Wogen zu glätten, aber er stellte sich auf die Seite seiner zweiten Frau. Chloés älterer Bruder hatte sie zur Zeremonie geführt. Und eins war Draco seit heute klar. Blaise und Chloé würden alles miteinander überstehen.

Er ließ seine Augen über die Hochzeitgesellschaft gleiten und sah Astoria in ihrem umwerfenden Kleid bei Blaise Mutter und seiner Mutter stehen. Sie wirkte heute fröhlich. Strahlend. Das schaffte sie fast schon jeden Tag. Aber es gab auch noch schwere Tage. Tage an denen sie sich zurückzog. Tage an denen nicht mal er an sie rankam. Nicht so oft, wie zuvor. Aber immer noch oft genug. Heute machte sie nicht den Eindruck danach. Im Gegenteil. Sein Kiefer spannte sich an. Aber es gab immer noch genügend schlimme Tage. Er wandte sich von ihr ab als eine vertraute Stimme hinter ihn fragte.
„Sie sieht fit aus. Geht es ihr wirklich gut?"
Sein Vater sah besorgt zu Astoria und Draco lächelte schwach.
„Es geht ihr gut. Nicht immer, aber definitiv besser als vor ein paar Wochen."
Oder Monaten.

„Es wird jeden Tag besser."
Wobei er bezweifelte, dass Astoria es komplett abschütteln konnte.
„Die Wunde ein Kind zu verlieren, wird niemals richtig vergehen.", warf sein Vater ein. Ja, so sah Draco das auch. „Geht es dir gut?"
Draco blinzelte überrascht, dachte darüber nach.
„Ich denke schon." Er hatte eine gewisse Routine aufgebaut. Er griff Astoria immer noch unter die Arme, wobei sie ihren Alltag und ihre Routine mittlerweile wieder gut im Griff hatte. „Es gibt noch schwere Tage. Aber mir geht es gut, wenn es ihr gut geht."
Sein Vater lächelte schwach.
„Das freut mich. Wirklich, Draco." Vermutlich hatte er immer noch Sorge, dass es Draco zu kompliziert wurde und er alles hinschmeißen würde.

„Dad.", sprach Draco und Lucius wandte sich ihm das erste Mal richtig zu. „Ich liebe sie. Ich werde sie nicht sitzen lassen. Auch nicht, wenn es ihr wieder besser geht." Sein Vater starrte ihn nur an. „Ich liebe Tori und irgendwann werden wir Babys haben."
Sein Vater nickte und klopfte ihm auf die Schulter.
„Wie sieht es aus, kommt doch Morgen zum Essen."
Draco zog die Luft ein.
„Das wird nicht funktionieren."
Der Ältere runzelte die Stirn.
„Wieso nicht? Ich meine, ich verstehe die letzten Wochen war viel zu tun, dein bester Freund und ihre beste Freundin heiraten. Aber die beiden sind ab heute Abend in den Flitterwochen. Da werdet ihr beide doch etwas Zeit für deine Mutter und mich haben."
„Ich muss dich leider enttäuschen. Denn Astoria und ich, werden heute Abend auch England verlassen für eine Woche."
Sein Vater klappte der Mund auf.
„Was?"

Draco gluckste.
„Ich habe doch Urlaub genommen. Du selbst hast meinen Antrag auf dem Tisch gehabt." Was lächerlich war, immerhin würde ihm irgendwann die gesamte Firma gehören. „Ich werde mit Astoria auf diese kleine Insel in der Südsee fahren. Wir machen ein wenig Urlaub."
„Weiß Astoria das?"
Draco grinste vielsagend.
„Sie weiß, dass wir Urlaub machen. Sie weiß aber nicht, dass wir dorthin reisen." Es sollte eine Überraschung sein. Sie beide blickten wieder zu Astoria. „Das wird ihr guttun.", murmelte Draco mehr zu sich selbst und er setzt eine unschuldige Miene auf als Astoria auf sie zukam.
„Tori, du siehst wundervoll aus.", sprach sein Vater als er sie zur Begrüßung auf die Wange küsste.
Sie hatten sich zwar bei der Zeremonie gesehen, aber als Trauzeugen von Chloé und Blaise hatten die beiden da wahrlich anderes zu tun gehabt.

„Danke, Lucius.", sprach Astoria und Draco stellte sein Glas auf einem vorbei schwebenden Tablett ab, nur um nach Astorias Hand zu greifen.
„Lass uns Tanzen, ja?"
„Draco.", empörte sie sich leicht als er sie auf die Tanzfläche führte, ausdrehte und wieder eindrehte. „Es ist unhöflich, deinen Vater einfach stehen zu lassen."
Er gluckste als er eine Hand in ihren Rücken legte.
„Glaub mir, mein Vater kennt mich. Das ist nichts Neues für ihn."
Sie schmunzelte.
„Es ist trotzdem unhöflich."
Und wenn schon, sie würden ohnehin beim Essen beieinandersitzen.
„Habe ich eigentlich dir heute schon gesagt, wie wunderschön du bist?"
Sie lächelte.
„Du Charmeur. Sicher schon ein Dutzend Mal."
Und er würde es bestimmt noch ein dutzend Mal tun.

Er küsste sie kurz auf den Mund, bevor er sie wieder ausdrehte und sie lachte dabei. Als er sie wieder an sich zog, nickte sie in Richtung von Blaise und Chloé, die sich immer noch unterhielten.
„Schau wie glücklich die beiden sind."
„Und wir haben geholfen, dass das so wird."
„Ja, haben wir.", bestätigte sie.
„Geht es dir gut?", fragte er besorgt und sie nickte.
„Ja. Ich bin heute sehr glücklich."
Und darüber war er froh. Er zog sie noch etwas enger an sich, nur um ihre Lippen erneut zu teilen. Er liebte sie. Sie würden das hier schaffen. Da war er sich sicher. Absolut sicher.






Sie hörte das Rauschen des Meeres und nahm die leichte Brise wahr. Sie senkte den Blick als die nächste Welle über ihre nackten Füße schwappte. Sie grub ihre Zehen in den weichen Sand. Sie lächelte milde. Sie hätte nicht gedacht so schnell hierher zu kommen. Sie war der Annahme gewesen, dass sie Frankreich besuchen würden. Doch der Portschlüssel über das Ministerium hatte sie hierher gebracht. Draco wollte sie damit überraschen und das war ihm wahrlich gelungen. Sie hatte keine Ahnung gehabt. Sie sah wieder hinaus auf das weite Meer. Es hatte sich scheinbar hier nichts verändert. Hier schien die Zeit stillzustehen.
„Tori.", sprach eine vertraute Stimme und sie wandte den Kopf, nur um die freundliche Gestalt der älteren Frau zu sehen.
Malia. Sie winkte sie zu sich und Astoria ging auf sie zu. Sie hielt ihr einen Becher hin und Astoria nahm ihn dankend, bevor sie sich neben der Älteren in den Sand setzte.

Malia war die Frau von Koa und Koa war derjenige der bereits ihrem Vater viel beigebracht hatte, was die Kunst der Pflanzen und der Heilkunst anging. Malia war so etwas wie eine Heilerin. Astoria nippte an dem Becher und spürte etwas Kühles ihre Kehle nach unten fließen, aber gleichzeitig eine seltsame Wärme in seinen Körper aufsteigen. Astoria atmete tief ein und aus, bevor sie in das runde Gesicht von Malia blickte.
„Der Trank des inneren Friedens."
Malia nickte.
„Ja."
„Ich habe den Geschmack vermisst."
Malia lachte leise.
„Er soll dir nicht nur gut schmecken, sondern dich stärken." Sie zog eine Hand von Astoria in ihre. „Du wirkst geschwächt." Sie ließ Astorias Hand los und legte sie an ihre Wange. „Müde und erschöpft."
Astoria nickte kaum sichtbar.
„Die letzten Monate waren nicht leicht."
Vermutlich eine der schwersten ihres Lebens. Sie hatte solchen Kummer schon lange nicht mehr verspürt. Das letzte Mal als ihr Vater starb und dann kurz darauf als sie weggeschickt wurde.

Malia nickte vielsagend und zog ihre Hand zurück.
„Ja, ich sehe es. Du hast viel erlebt, seitdem du von uns weggegangen bist. Und viel gefunden. Deine Heimat. Freunde und eine Liebe." Ja und damit hatte sie wahrlich nicht gerechnet. „Und du hast auch etwas verloren." Astoria senkte den Blick. Es kam ihr immer noch so oft unwirklich vor. „Ein Kind zu verlieren, auch wenn es noch nicht die Welt erblickt hat, ist trotzdem grausam und ein schwerer Verlust, der einen das Herz und die Seele zerreißt."
Astoria schluchzte und fuhr sich kurz über die Augen. Sie versuchte ihre Gedanken zu sammeln.
„Ich habe das Gefühl, nicht mehr ich selbst zu sein. Etwas verloren zu haben. Nicht nur das Baby. Einen Teil von mir."
Malia griff erneut nach ihrer Hand.
„Ich weiß und dieser Teil wird nie wieder so werden, wie er war. Aber du musst versuchen, wieder dich selbst zu finden, Astoria."
Das war leichter gesagt als getan.

„Es werden wieder bessere Zeiten kommen." Das hoffte sie. Das hoffte sie wirklich. Und an manchen Tagen gelang es ihr recht gut. Es gab auch andere Tage. Aber die meisten überwand sie gut. Mit der Hilfe ihrer Familie, Freund und vor allem Draco. Draco der sie hiermit überrascht hatte. „Und ich habe Angst.", gestand sie und Malia musterte sie aufmerksam. „Ich meine, der Heiler sagt, dass alles in Ordnung ist und ich irgendwann Kinder bekommen kann. Aber was, wenn es nicht so ist? Was wenn es wieder passiert und..." Sie atmete schwer durch. „Ich kann das nicht noch einmal."
Malia griff nach beiden ihrer Hände, stellte den Becher zur Seite und musterte Astorias Handinnenflächen und Astoria rollte mit den Augen als sie begriff was Malia machte. So sehr sie Malia schätzte, so unsinnig fand sie das Handlesen und das wusste Malia ganz genau.

„Du hast genügend durchgemacht. Genügend Schicksalsschläge hinter dir."
Sie seufzte erschöpft.
„Malia."
Doch die Ältere sprach weiter.
„Du wirst Kinder haben und du wirst glücklich sein." Es war unsinnig. Malia musterte sie sanft. „Du glaubst mir nicht."
Astoria zog ihre Hände zu sich und griff wieder nach dem Becher.
„Ich halte nur nicht viel vom Handlesen."
„Du wirst sehen, dass ich recht habe. Du wirst bald ein kleines Wesen in den Armen halten. Einem Jungen das Leben schenken. Glaub mir."
Sie glaubte es nicht. Nicht weil sie nicht wollte, aber... sie hatte viel zu sehr Angst, wieder schwanger zu werden. Angst, erneut eine Fehlgeburt zu haben. Ja, vielleicht hatten sie alle recht und irgendwann würde alles gut und normal werden, doch momentan war jeder Tag einfach ein Kampf. Auch, wenn es Tag für Tag leichter wurde.

Darüber dachte sie auch nach als die Sonne bereits unterging und sie zurück zu dem kleinen Bungalow ging, den Draco und sie hier bewohnten.
„Hey.", sprach Draco und wirkte aufgeregt. „Also ich weiß immer noch nicht wie dieser Koa so viel wissen kann, aber er hat mir eine Heilpflanze gezeigt, die einfach nur grandios ist. Ein Alleskönner. Ich würde sie ja gerne mit nach England nehmen, aber er sagt, das würde nie und nimmer funktionieren." Draco gluckste, während er scheinbar Notizen auf dem Esstisch sortierte. „Das wäre doch eine Herausforderung, oder?"
Sie schlang die Arme um ihn und drückte ihren Kopf gegen seinen Rücken. Sie wollte jetzt seine Nähe.

Er legte seine Hände auf ihre.
„Hey.", sprach er sanfter. „Alles in Ordnung?"
Sie nickte stumm, bevor sie ihren Kopf erneut gegen seinen Rücken drückte.
„Ich wollte dir noch einmal danken.", nuschelte sie und er befreite sich von ihr, nur um sie sanft in seine Arme zu schließen.
„Schon gut. Das ist doch gar nichts." Er küsste sie auf die Stirn und sie schlang ihre Arme fester um ihn. Doch es war etwas Besonderes und bestimmt nicht selbstverständlich. Er löste sich etwas von ihr, um ihr Gesicht zu umfassen und sie besorgt zu mustern. „Geht es dir gut?"
Sie nickte kaum merklich.
„Ja. Ich wollte dir das einfach sagen und das ich dich liebe."
In seine Augen regte sich wieder dieses vertraute Gefühl, bevor er sich zu ihr beugte und ihre Lippen sanft mit seinen teilte.

Sie erwiderte den Kuss. Verstärkte dieses vertraute Gefühl und löste sich nicht von ihm als Draco seine Hände hob, um sie scheinbar nicht zu berühren.
„Tori...", murmelte er. „Wir sollte nicht..." Sie erstickte seine Widerworte, indem sie ihre Arme um seinen Nacken legte und den Kuss intensivierte. „Wir wollten es langsam angehen lassen.", keuchte er als ihre Hände sich unter sein Shirt schoben und das schien wohl genug für Draco zu sein. Er zog sie an sich, erwiderte den Kuss und die Berührungen und Astoria keuchte überrascht auf als er sie hochhob, nur um sie auf den Tisch zu setzen. Sie hörte einige der Blätter auf den Boden fallen. „Bist du sicher?", fragte er außer Atem, während er ihr Top über ihren Kopf zog.
Sie nickte und küsste ihn gierig als Antwort. Sie hatte das hier vermisst, ohne es wirklich zu merken.






Draco fühlte sich zwar erschöpft, aber gleichzeitig fühlte er sich zufrieden und ausgeglichen. Er hatte beinahe vergessen, wie gut der Sex mit Astoria war. Aber sie hatten es eindeutig übertrieben. Sie waren im Wohnraum übereinander hergefallen und hatten dann weiter im Schlafzimmer gemacht. Er wandte sich zur Seite, um Astoria zu mustern und sich dann vorzubeugen und einen Kuss auf ihre nackte Schulter zu legen. Astoria, die auf dem Bauch lag und ein Kissen dabei umschlungen hatte, wandte den Kopf und als sie lächelte, lächelte er sie ebenfalls an.
„Alles in Ordnung?" Sie nickte und er strich ihr die wirren Strähnen hinters Ohr, nur um sie auf den Mund zu küssen.
Sie kuschelte sich an ihn und er legte sanft einen Arm um sie.

„Koa hat recht. Es ist unmöglich.", sprach sie und er gluckste.
„Wirklich? Darüber willst du jetzt reden?" Sie kniff ihn in die Seite und er lachte wieder, bevor er seinen Kopf wandte, um sie anzusehen. „Die Pflanze ist großartig. Sie ist so vielseitig einsetzbar."
„Ich weiß.", sprach sie. „Aber die Verarbeitung ist kompliziert. Du kannst damit auch schnell tödliche Gifte entwickeln, ohne es zu beabsichtigen. Und sie ist hochempfindlich. Kleine Wetterveränderungen kann sie zerstören. Nicht gerade gut für das typische englische Wetter."
„Eine Herausforderung.", murmelte er und wickelte dabei eine Strähne ihres Haares um seinen Finger.
„Ein Risiko."
Das er gerne eingehen würde. Er sah Potenzial.

„Was heißt eigentlich Hōkū ʻelima māka ʻulaʻula?", wollte er wissen.
„Rosaroter Fünfzackstern.", kicherte sie und Draco lachte leise.
„Nun ja, es passt. Die Blüte hat fünf Blätter und ist rosarot."
Sie setzte sich auf.
„Du willst das wirklich ausprobieren? Ich meine sie in England züchten?"
Er zuckte leicht die Schultern.
„Wie gesagt, ich sehe darin ein gutes Geschäft. Wir wären die erste Apotheke, die diese Pflanze jederzeit liefern könnte und wir könnten neue Tränke und Tinkturen erforschen. Sei ehrlich, es wäre genial." Sie grinste schief. Es war Antwort genug. Er setzte sich auf und küsste sie. „Komm schon, dass wird Spaß machen."
„Du bist verrückt.", nuschelte sie und er zog sie zurück in die Kissen. Ja, war er, und zwar nach ihr.

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