Kapitel 24

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Vielen lieben Dank <3








Lucius nippte nachdenklich an seinem Scotch, während er in die Flammen sah. Der Abend war ruhig und schön verlaufen. Harmonisch. Fast schon zu harmonisch. Draco war gutgelaunt gewesen. Er war schon seit Jahren nicht mehr so ausgeglichen. Zumindest hatte es so gewirkt. Es machte Lucius nur Sorgen, auf was das alles vielleicht aufbaute und wer verletzt werden würde, wenn es schiefging. Astoria. Astoria würde die Leidtragende sein und das Gefiel ihm nicht. Er blickte auf als sich Narzissas Hand auf seine Schulter legte, nur um die Sitzgelegenheit zu umrunden und sich neben ihn zu setzen.
„Du bist so still. Denn ganzen Tag schon. Was ist los?", fragte sie besorgt und er schüttelte den Kopf.
Wollte er wirklich sie damit belasten? Heute an Heiligabend?

„Ist etwas passiert?", hakte Narzissa nach und musterte ihn aufmerksam.
„Draco.", murmelte er und trank erneut aus seinem Glas, nur um es zu leeren.
„Draco?", fragte sie verwirrt. „Er hat gesund gewirkt und äußert gutgelaunt. Was besorgt dich?"
Gut gelaunt, oh ja, dass konnte sich Lucius gut vorstellen. Er stand auf und ging zur Vitrine, um sich nachzuschenken.
„Mich besorgt Draco und Astoria.", murmelte er und schenkte sich ein.
„Astoria und Draco? Ich finde, die beiden haben eine sehr gute Beziehung."
„Zu gut.", meinte Lucius und wandte sich um.
Narzissa sah ihn irritiert an.
„Zu gut? Muss ich das verstehen?", fragte die Blondine. „Zuerst sind wir jahrelang besorgt, weil sie sich nicht verstehen und jetzt machen wir uns Sorgen, weil sie sich verstehen?"

Lucius sah sie vielsagend an.
„Zu gut, Narzissa."
Sie schien sein Gesicht abzusuchen und plötzlich regte sich etwas in ihren Augen.
„Das ist doch nicht dein Ernst, oder?" Doch war es. Er setzte sich wieder und sie schnappte nach Luft. „Du denkst, dass die beiden etwas miteinander haben?"
„Ich denke das nicht nur. Ich weiß es."
Er hatte sofort gewusst, dass etwas nicht stimmte als Draco kam. Und als Astoria auftauchte, war er sich noch sicherer. Komplett sicher war er sich als er den Knutschfleck entdeckt hatte. Vielleicht war es ein Fehler die beiden allein bei Astoria zulassen. Aber verflucht, wer hätte denn gedacht, dass es dazu kommen würde? Sie hatten sich gehasst, waren gerade Freunde geworden und jetzt... ja, was waren die beiden jetzt?

„Du meine Güte. Ist das sicher? Denkst du... denkst du das wirklich. Das ist doch großartig." Er verzog das Gesicht und nippte an seinem Glas erneut. „Dir gefällt die Idee nicht.", stellte sie fest und er sagte nichts dazu. „Wieso nicht? Hyperion und du habt darüber schon geredet, da war Astoria noch nicht einmal unterwegs."
„Bei Merlin.", fluchte Lucius leise. „Narzissa, wir waren jung und natürlich hat uns der Gedanke gefallen. Wir waren von Kindesbeinen an beste Freunde und natürlich war es eine verdammt schöne Vorstellung. Dass unsere Kinder gemeinsam aufwachsen. Dass sie beste Freunde werden und wenn wir einen Sohn und eine Tochter haben, dass sie irgendwann sich so gut verstehen, dass sie heiraten. Ja. Aber das war, wie du schon gesagt hast, bevor Astoria überhaupt im Anmarsch war."

Es war eine halbe Ewigkeit her.
„Und es war, bevor der erste Krieg begann." Bevor Astoria zur Welt kam. Bevor Hyperion starb. Bevor... sich alles verändert hatte. „Versteh doch, Narzissa. Es ist nicht so, dass ich das nicht Draco gönne. Ihnen beiden nicht gönnen würde. Aber wenn es schiefgeht und..."
„Himmel, Lucius. Wieso sollte es schiefgehen?", unterbrach ihn Narzissa und Lucius lachte falsch auf.
„Wieso? Ist das dein Ernst? Wie oft hatte Draco eine ernsthafte Beziehung, Narzissa?"
„Oh Lucius.", schnaubte sie.
„Du kannst doch nicht wirklich..."
„Wie oft?"
Sie sagte nichts. Presste die Lippen fest zusammen.

„Siehst du.", sagte er vielsagend und setzte sich ihr gegenüber. „Narzissa, ich sage ja nicht, dass ich es ihnen nicht gönne. Aber ich habe Angst." Er seufzte. „Ich habe Angst. Angst, dass es nicht funktioniert."
Sie beugte sich vor und griff nach seiner freien Hand.
„Aber du kannst das nicht vergleichen.", sprach sie. „Vielleicht ist es genau das gewesen, was Draco gesucht und gebraucht hat."
„Herrje, Narzissa.", sprach er und stand erneut auf, während er sein Glas auf den kleinen Beistelltisch knallte.
„Was? Kann das nicht sein?"
„Und wenn es nicht so ist, was dann? Soll ich Astoria wieder ins Ausland schicken?" Es wäre keine Lösung da. „Ich will mich nicht entscheiden müssen und wir wissen beide, für wen ich mich entscheiden würde."
„Wissen wir das?", fragte sie fast kühl und er wirbelte herum.

„Du weißt, dass ich immer hinter unsern Sohn stehen werde. Immer. Egal was er anstellt. Er ist mein Sohn."
Narzissa atmete schwer aus.
„Entschuldige, Lucius. Ich möchte dich nicht provozieren. Wieso streiten wir überhaupt? Wenn die beiden zusammen sind, ist das doch großartig."
Das war nicht das Problem. Das Problem war, wenn es auseinanderbrach.
„Wenn es nicht funktioniert, Narzissa. Was dann?"
„Sieh doch nicht immer alles so schwarz.", antwortete seine Frau und er seufzte schwer, während er sich wieder setzte. „Stell dir vor, was für ein Segen es wäre, wenn das zwischen ihnen funktioniert. Wir beide mögen Astoria. Sie wäre nicht nur eine gute Ehefrau, sondern auch eine Unterstützung für Draco."

„Narzissa..."
„Sie kennt sich aus in dem Geschäft. Sie hat Ahnung von seiner Arbeit. Ihrer gemeinsamen Arbeit. Und sie tut ihm gut, Lucius. Mehr als gut, das weißt du."
„Astoria ist viel zu jung, um jetzt über das Heiraten nachzudenken."
Seine Frau rollte mit den Augen.
„Ich sage doch nicht, dass die beiden jetzt heiraten müssen, Lucius." Sie griff wieder nach seiner Hand. „Gib dem doch einfach Zeit und eine Chance und hör auf dir den Kopf zu zerbrechen. Wir können ihnen beiden ohnehin nichts vorschreiben."
Das war wahr. Sie konnten nichts tun.






Sie stand am Fenster und sah hinaus. Von hier aus sah man offenbar nicht ihr Anwesen. Was seltsam war. Sie wusste, wenn sie einen Stock höher sein würde, könnte sie es ganz sicher sehen. Sie zuckte zusammen und lächelte im nächsten Moment als sich Dracos warme Arme um sie schlangen und er seinen Kopf auf ihre Schulter legte und sie auf die Wange küsste.
„Du sollst zurück ins Bett kommen."
Sie schmunzelte.
„Ich sollte gar nicht hier sein. Sondern in meinem zugeteilten Gästezimmer."
„Falsch. Einfach nur falsch.", murmelte er und küsste ihre Schulter. „Du gehörst genau hierher."
Er ließ sie los.
„Ich wette, das würden deine Eltern anders sehen." Oder zumindest Lucius. Er machte sich Sorgen.

„Meine Eltern würde das feiern. Glaub mir.", sagte er und ließ sich in das zerwühlte Bett fallen.
Sie wandte sich ihm kurz zu. Er trug nur Boxershorts. Boxershorts die er sich nur wieder übergezogen hat.
„Dein Vater ahnt etwas.", sprach sie und er hob seine Brauen.
„Denkst du?"
Sie nickte.
„Ja, denke ich."
„Davon hat er heute beim Gespräch nach dem Abendessen nichts gesagt.", antwortete er lapidar und sie ging hinüber zum Bett, nur um darauf zu steigen und sich neben ihn zu setzen.
„Was hat er gesagt?"
Sie waren fast eine Stunde weg gewesen, während Narzissa und sie Schach gespielt hatten.

Er seufzte und fuhr sich durch die Haare.
„Über die Arbeit. Nach den Feiertagen soll ich wieder im Büro auftauchen. Er sagt, dass es jetzt wichtig ist. Dass ich langsam wieder den Alltag kennenlernen muss."
„Er hat recht.", sagte sie und Draco runzelte stumm verwirrt die Stirn. „Das du nach den Feiertagen anfangen sollst. Es gibt viel zu tun."
„Ist das dein Ernst?"
Sie grinste.
„Ja. Ist es. Ihr müsst eure Ernte an den Mann bringen und vor allem planen, was ihr alles für das nächste Jahr braucht. Deals aushandeln mit Anbauern."
Sie lachte als er sie unter sich begrub.
„Dann sollten wir verhandeln."
Sie legte ihre Hand auf seine Lippen.
„Das ist mein Ernst, Draco. Das Unternehmen deines Vaters ist deine Zukunft. Eure Zukunft."

Er küsste ihre Fingerspitzen.
„Ich weiß. Das weiß ich Astoria."
„Dann hör auf Lucius. Er will dir nur helfen."
„Ich weiß.", wisperte er. „Ich weiß das. Aber es heißt weniger Zeit mit dir."
„Das nennt man Erwachsen werden, mein Lieber."
Er grinste und küsste sie sanft auf den Mund. Bevor er plötzlich aufstand.
„Ich habe etwas für dich."
„Für mich?", fragte sie und setzte sich auf.
„Ja."
„Aber Bescherung ist erst morgen.", erwiderte sie, während er eine Schublade aufzog.
„Ich weiß. Ich gebe dir auch morgen etwas. Versprochen."
„Darum geht es mir doch nicht.", sagte sie und er schmunzelte.
Er kam wieder auf sie zu mit einem schmalen Päckchen.
„Ich hätte es dir schon eher gegeben, aber es kam heute erst an."

Sie runzelte die Stirn und er setzte sich ihr gegenüber und drückte ihr das Päckchen in die Hand.
„Na los, mach es auf.", forderte er und sie zögerte, bevor sie die schlichte Schleife öffnete. Sie nahm den Deckel ab und murmelte seinen Namen als sie auf das Stückchen Holz sah. Es war ein Zauberstab. Ein Zauberstab mit beinahe ähnlichen goldenen Ornamenten, wie der ihrer Mutter. „Es ist kein Weihnachtsgeschenk.", sagte er leise als sie den Stab aus der Schachtel nahm und ihn durch ihre Finger gleiten ließ.

„Sondern eine Wiedergutmachung und Entschuldigung.", fügte er hinzu und sie sah auf.
„Wie hast du..."
„Ihn nachmachen lassen? Ich habe die Ornamente in deinem Zimmer gesehen und ich bin zu Ollivanders. Sein Sohn hat die Aufzeichnungen seines Vaters durchsucht und den Stab gefunden."
„Ollivander hatte Aufzeichnungen?"
Denn Mr. Ollivander selbst arbeitete nicht mehr. Man hörte es munkeln, dass es ihm gesundheitlich nicht gut ginge.

„Ja, hatte er. Und sein Sohn hat ihn nachgemacht, so gut es eben möglich war.", meinte Draco und sie sah wieder auf den Stab. Er sah...beinahe gleich aus. „Das Holz ist ein anderes und der Kern auch. Hier hat sich sein Sohn an deinen Stab gehalten. Wir mussten extra den Händler in Frankreich kontaktieren und der war nicht gerade... nun sagen wir, begeistert."
„Du hättest mich fragen können."
Er gluckste leicht.
„Aber dann wäre es keine Überraschung mehr gewesen, oder?" Sie glaubte es kaum. „Tori.", wisperte er und sie sah auf als er seine Hand an ihre Wange legte und mit dem Daumen eine vereinzelte Träne wegwischte.

„Es tut mir leid. So furchtbar leid, dass ich... dir so viel Schmerz bereitet habe." Sie schüttelte kaum sichtbar den Kopf. „Und ich verdanke dir so viel, Tori. So unsagbar viel." Tat er das? „Du hast mein Leben gerettet, ist dir das klar?"
Er übertrieb, wie immer. Sie legte den Stab zur Seite, nur um ihre Arme um seinen Hals zu schlingen und ihn zärtlich zu küssen. Er erwiderte den Kuss, zog sie enger an sich und drückte sie dann zurück in die Kissen, nur um sich über sie zu beugen. Vielleicht machte sich Lucius umsonst Sorgen. Aber so waren vermutlich Eltern. Astoria sorgte sich zumindest nicht. Sie war nur glücklich und sie wollte dieses Gefühl nicht verlieren. Ihn nicht mehr verlieren.

Kaltes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt