Kapitel 25

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Astoria sah sich in der großzügigen Wohnung um und trat sogar an eines der großen Fenster, um es zu öffnen und nach draußen zu sehen. Obwohl die Wohnung sehr zentral lag, schien hier der Verkehr kein Problem zu sein wegen des Lärms. Es war ein renovierter Altbau, der sehr modernisiert wurde und vermutlich jede Wohnung in dem Gebäude ein Vermögen an Miete kostete.
„Was sagst du?", fragte ihre beste Freundin mit einem erwartungsvollen Grinsen auf den Lippen.
Astoria ging erneut ein paar Schritte durch den großen, leeren Wohnraum.
„Sie ist sehr hübsch."
„Hübsch? Sie ist gigantisch und einfach nur fabuleux.", schwärmte ihre Freundin. „Hast du gesehen, wie zentral sie liegt? Die Wohnung ist ein Glücksgriff. Warum bist du so wenig begeistert?"

Astoria seufzte.
„Ich finde sie doch schön."
„Schön kann ich auch das Wetter finden, mon amour.", rüffelte Chloé.
„Wie hoch ist die Miete?", fragte Astoria direkt. „Ich meine, ist die Wohnung überhaupt ein Mietobjekt oder reden wir hier von einer Eigentumswohnung?"
Chloé rollte mit ihren Augen.
„Spielverderberin. Du sollst dir keine Gedanken wegen des Preises machen. Du sollst mir sagen, was du davon hältst."
Astoria seufzte erneut.
„Ich habe dir gesagt, du kannst bei mir wohnen, bis das mit deinem Vater geklärt ist."
Mr. Fabre war momentan auf dem Kriegsfuß mit seiner Tochter. So richtig hatte es Astoria noch nicht verstanden.

Sie wusste nur so viel: Chloés Vater war stinksauer. Er hatte nach Weihnachten gefordert, das seine Tochter Nachhause kam, was sie nicht getan hatte. Im Gegenteil, sie hatte ihm verkündet in England zu bleiben. Nun, das war auch nicht richtig. Sie hatte ihrem Vater wortwörtlich gesagt, dass sie bei Blaise in England bleiben würde. Die Folge war ein wütender Briefverkehr gewesen bis hin zur Drohung und deren Umsetzung, dass Mr. Fabre Chloés Konten einfror, und zwar bis er sich selbst ein Bild über den neuen Freund seiner Tochter gemacht hatte.

Chloé hatte es gelangweilt aufgenommen und ihren Brüdern geschrieben, die selbstverständlich auf ihrer Seite waren und seitdem herrschte Krieg in der Familie. Mehr Krieg als sonst.
„Oh bitte, sieh mich nicht so an, Astoria. Ich bin nicht arm. Meine Brüder sind da und Papa kann und darf gar nicht mein Gold auf ewig einfrieren. Außerdem arbeite ich jetzt und Blaise will sich um die Wohnung kümmern."
Ja für wenige Stunden im Ministerium. Keiner mit einem Halbzeitjob im Ministerium konnte sich so eine Wohnung leisten.
„Ich gebe nur zu bedenken, dass es ratsam wäre mit dem Beziehen einer eigenen Wohnung zu warten."
„Unsinn. Es ist hervorragend. Erstens haben wir alle vier mehr Freiraum und ich fall dir nicht zur Last."
Astoria schüttelte den Kopf.
„Du fällst mir nicht zur Last. Du bist meine beste Freundin."
Wie eine Schwester die sie nie hatte.

„Schon. Aber, wenn ich hier einziehe, zieht vielleicht Blaise mit ein. So genau haben wir das noch nicht ausdiskutiert." Die Französin lachte und ging Richtung Küche. „Ich meine, wenn es nach Blaise geht, würden wir auf den Familiensitz ziehen mit seiner Mutter. Versteh mich nicht falsch, ich mag Blaises Mutter. Aber das ist dann doch ein wenig zu viel Nähe auf einmal."
Astoria verschränkte die Hände vor der Brust.
„Glaubst du nicht, dass das mit Blaise und dir recht schnell geht?"
Chloé hielt inne und zog ihre Brauen nach oben.
„Je vous demande pardon?"
Astoria spürte, wie sie rot wurde.
„Ich meine ja nur. Ihr kennt euch doch im Grunde so kurz und jetzt wollt ihr zusammenziehen? Ist das nicht ein wenig... überstürzt?" Als ihre beste Freundin nichts sagte, fügte Astoria hastig hinzu. „Ich will dich nicht kritisieren. Wenn du glücklich bist reicht mir das völlig aus. Ich mach mir nur Sorgen."
Große Sorgen.

Sie kannte Chloé. Sie hatte nie lange Beziehungen. Meisten war sie diejenige, die ihre Kerle abschoss. Entweder, weil es ihr zu langweilig wurde. Die Kerle zu Besitzergreifend wurden oder weil sie einfach keine Lust mehr auf eine Beziehung hatte.
„Ich weiß, dass du dir Sorgen machst, aber das brauchst du nicht. Ich weiß, was ich tue. Und das mit Blaise und mir ist einfach anders. Croyez-moi."
„Ich denke nur, dass du deinen Vater nicht so provozieren solltest. Er liebt dich."
Sie rollte mit den Augen.
„Oh ja. Aber er tanzt nach der Pfeife seiner neuen Frau."
„Denkst du nicht, dass er sich nur Sorgen macht?", warf Astoria ein. „Du hast ihm gesagt, du besucht mich. Dann hast du ihm gesagt, du bleibst hier und jetzt setzt du ihn vor vollendeten Tatsachen, dass du nie wiederkommst."
Sie rollte mit den Augen.
„Tori..."
„Hör zu, ich sage nicht, tu, was dein Vater sagt, aber komm ihm zumindest ein wenig entgegen. Oder schreib ihm wenigstens wieder. Du hast immerhin noch einen Vater, dem du schreiben kannst."

In Chloés Augen regte sich etwas, bevor sie näherkam und Astoria fest umarmte. Astoria hob schwach die Hände und erwiderte die Umarmung.
„Verzeih. Pardonner, ich... ich habe nicht daran gedacht. "
Sie ließen sich los und Astoria lächelte schwach.
„Ich weiß, dass das Verhalten deines Vaters nicht richtig ist. Aber gib ihm die Chance, sich auf die Situation einstellen zu können."
„Gut, ich verspreche dir, dass ich ihm schreibe. Ich werde heute noch schreiben. In Ordnung?" Sie ging an Astoria vorbei und die Brünette folgte der Französin in ein großzügiges Bad. „Aber wenn wir schon dabei sind, ich muss auch mit dir reden."
Sie zog ihre Brauen nach oben.
„Mit mir? Wieso?"

„Nun zuerst zu dieser... nennen wir es überstürzten Beziehung.", antwortete Chloé und machte mit ihren Fingern Gänsefüßchen in der Luft als sie die letzten beiden Worte sagte. „Versteh mich nicht falsch, meine Liebe. Ich finde es großartig. Zumindest was es heißt, dass du einen weiteren Schritt machst in die Welt der Erwachsenen. Tu vois, chérie." Astoria spürte, wie sie rot wurde. „Aber ein wenig schnell ging das auch bei euch, oder? Ich meine, praktisch wohnt ihr schon zusammen."
„Nonsens.", wehrte Astoria ab und die Französin lachte, während sie das Schlafzimmer betrat.
„Oh bitte. Er hat nach dem Brand bei dir gewohnt. Und, wenn er nicht gerade so spät aus der Arbeit kommt ist er ständig in deinem Haus."

„Nun ja, wir verbringen eben Zeit miteinander.", wehrte sie ab.
Immerhin sah sie Draco während der Woche kaum. Sie war beschäftigt. Er war beschäftigt. Lucius integrierte ihn voll in der Firma und Astoria wusste, wie wichtig das war. Er musste es lernen. Musste lernen, die Geschäfte zu führen.
„Blaise macht sich Sorgen um Draco."
Astoria horchte auf.
„Was? Wieso?"
Chloé zuckte die Schultern.
„Aucune idée. Richtig erklären kann er es nicht. Er hat das Gefühl, dass Draco wie ausgewechselt ist. Versteh mich nicht falsch, gut ausgewechselt. Aber Blaise sagt, er warte noch auf den Knall." Welchen verfluchten Knall? „Er meint, dass Dracos Wandlung zu schnell ging."

Astoria schüttelte den Kopf.
„Schnell? Er hat Jahre damit verschwendet sich kaputtzumachen."
„Ja, ich weiß und ich habe Blaise auch gesagt, dass er seinen besten Freund jeden Tag daran erinnern soll, dass du das Beste bist, was ihm passieren konnte." Astoria merkte wieder, wie sie rot wurde. „Und das ist mein Ernst, Astoria. Du bist das Beste, was ihm passieren konnte. Egal was die Leute reden oder die Presse schreibt."
Nun die Leute waren sich nicht einig und die Presse erst recht nicht. Einige Frauen verfluchten sie in Gedanken. Die Presse pries sie manchmal als das Pärchen des Jahres an und im nächsten Moment, spekulierten sie, wann Draco sie wieder abschoss.
„Die Leute haben schon immer über mich geredet. Wenn ich das auf die Waagschale legen würde, dürfte ich mich gar nicht mehr sehen lassen."
Chloé grinste breit und sah sich dann wieder um.
„Also, was denkst du? Ist die Wohnung genial oder nicht?"






Draco spürte genau den Blick seines Vaters, während er weiter die angefertigten Briefe unterschrieb, die vor kurzen noch eine der Sekretärinnen gebracht hatte. Er ignorierte es gekonnt. Als er die Mappe schloss, um nach der nächsten zu greifen, fragte er ruhig.
„Was ist?"
Sein Vater schüttelte den Kopf, während er ihm gegenübersaß.
„Nichts."
Draco schnaubte und unterschrieb erneut.
„Du willst mir doch nicht sagen, dass du einfach so dasitzt und mir beim Unterschreiben diverser Briefe zusiehst?"
„Deine Mutter", fing Lucius nach einer Weile an. „Hat sich gefragt, ob du heute Abend wieder bei Astoria bist."

Was war das für eine seltsame Frage.
„Vermutlich."
Sein Vater nickte.
„Verstehe."
Draco runzelte die Stirn.
„Ist das ein Problem?"
„Nein. Natürlich nicht."
Draco legte die Feder zur Seite und fixierte seinen Vater.
„Warum diese seltsame Fragerei?"
„Deine Mutter macht sich nur Gedanken.", warf er fast gleichgültig ein.
„Du meinst Mutter und du." Er rollte mit den Augen. „Und Blaise und jeder anderer auch."
Er konnte es nicht mehr hören.
„Wir denken nur, Draco, dass du dich auch auf andere Dinge konzentrieren solltest."
Lucius. Lucius dachte das. Draco war sich ziemlich sicher, dass seine Mutter in Gedanken schon eine verdammte Hochzeit plante. Vermutlich hatte sie schon einen perfekten Termin im Kopf.
„Ihr seid doch froh, dass ich mich gut verstehe mit Astoria, oder?"
„Natürlich."
„Und ihr habt auch nichts gegen sie als meine Freundin oder umgekehrt."
„Das stört uns sicher nicht, Draco."

„Dann verstehe ich nicht, wieso alle daran etwas auszusetzen zu haben."
„Niemand hat gegen euch etwas zum Aussetzen. Wir machen uns nur Sorgen, Draco. Das ist alles."
„Warum?", fragte er beinahe bockig. „Es ist doch alles gut. Ich verstehe nicht, wieso ihr alle ständig so angespannt seid." Konnten sie nicht zufrieden sein? So zufrieden wie er? So zufrieden wie Astoria und er? „Oder siehst du das wie Blaise, der ständig in Sorge ist, dass ich in alte Muster verfalle?"
Weil Mensch sich nicht so von einem Moment auf den anderen ändern konnten, laut Blaise. Aber er hatte sich nicht von einem Moment auf den anderen geändert. Im Grunde hatte es alles begonnen mit Astorias Rückkehr nach England.

„Nein, das denke ich nicht.", antwortete Lucius. „Ich weiß, dass du dich änderst." Änderst? Er hatte sich geändert. „Aber ich mache mir trotzdem Sorgen."
Sein Vater lehnte sich etwas zurück. „Ich weiß, du verstehst das nicht. Aber ich werde mich immer um euch Sorgen. Um dich Sorgen. Du bist mein Sohn." Es steckte mehr dahinter und das wusste Draco genau. Seine Mutter war wohl die Einzige, die sich am wenigsten sorgte. Alle anderen taten es. Lucius, der Angst hatte, dass Draco in alte Verhaltensmuster fiel, so wie Blaise. Andere Damen und Herren der hohen Gesellschaft, die mehr den Ruf von Astoria fürchteten. Den Ruf, den Draco zerstören könnte und sie somit für alle anderen guten Partien ruinierte.

Mrs. Edwards war der festen Überzeugung, dass sie beide in der Hölle landen würde. Sodom und Gomorra, laut ihrer Aussage. Wobei Draco sicher war, dass Mrs. Edwards, Astorias oberste Hausdame, nur um Astorias Seelenheil besorgt war und vermutlich glaubte, dass Draco der Teufel höchstpersönlich war. Der Teufel, der sie verführte und ins Verderben führte.
„Ich würde Astoria niemals absichtlich Schaden zufügen, Vater. Ich mag sie."
Lucius Brauen zogen sich nach oben.
„Du magst sie?" Draco richtete seine Augen wieder auf die Papiere vor sich. „Ich nehme doch sehr stark an, dass es ein wenig mehr als nur mögen ist. Besonders in Anbetracht, wie... nun eng eure Beziehung zu sein scheint."

Draco wehrte mit der Hand ab.
„Du weißt, dass ich nicht über solche Dinge spreche."
Und schon gar nicht mit seinem Vater.
„Draco.", sagte Lucius ruhig und sie blickten sich wieder an. „Du nimmst das doch mit Astoria ernst, oder?"
„Ich spiele mit ihr nicht.", knurrte Draco. „So wie es viele glauben oder behaupten."
Sein Vater schien mit sich selbst zu kämpfen als wollte er noch etwas sagen und nickte dann doch nur.
„Gut. Das ist das wichtigste." Wieso glaubten sie alle das? Nur weil er nicht sofort auf die Knie ging und ihr einen Ring an den Finger steckte? Zur Hölle mit ihnen allen. „Wir könnten morgen Abend gemeinsam Essen gehen."
Draco nickte wirsch.
„Von mir aus. Ich werde Astoria heute Fragen."






Sie beugte sich mehr über ihre Notizen und strich etwas durch, bevor sie die Formel erneuerte. Sie arbeitete seit einigen Wochen an einer neuen Rezeptur. Es ging um eine Tinktur, die dazu dienen sollte, magische Narben zu lindern. Vielleicht sogar sie verschwinden zu lassen. Sie war sich noch nicht ganz sicher, wie gut die Rezeptur gelingen würde. Es war ein wenig verzwickt. Die Zutaten selten und teuer. Die Mischung musste stimmen. Es war kompliziert. Aber Astoria liebte es und sie wollte endlich weiterkommen. Mit dem Frühling kamen immer mehr die anderen Arbeiten hinzu und das bedeutete immer mehr Abstriche in der Forschung.

Sie zuckte kurz zusammen als jemand seine Arme um sich schlang und sie lachte leise als sei Dracos warme Lippen auf ihrer Wange spürte, bevor er über ihre Schulter auf ihre Arbeit sah.
„Und bist du weitergekommen?"
„Ein wenig.", sagte sie. „Ich muss morgen einen Sud aufsetzen, um herauszufinden, ob das Verhältnis der Kräuter stimmt. Aber, wenn es klappt, bin ich auf jeden Fall ein wenig weiter."
„Brauchst du noch lange?"
„Etwas."
Sie seufzte wohlig als sie spürte wie Draco ihren Nacken küsste.
„Kann ich dich von diesem Tisch weglocken?", meinte rau und ein angenehmer Schauer lief durch ihren Körper als er eine Hand unter ihre Bluse schob. „Irgendetwas?", meinte er und sie spürte, wie er gegen ihre Wange grinste.

Als sie ihre Feder niederlegte, zog er sie hoch, nur um ihr den Atem zu rauben mit einem Kuss.
„Draco...", sagte sie schwer.
Mrs. Edwards, wenn sie so erwischte, würde die alte Frau noch einen Infarkt erleiden. Sie spürte das Ziehen des Apparierens und atmete schwer aus als sie in ihren Schlafzimmern zum Stehen kam.
„Ich habe dich den ganzen Tag vermisst.", nuschelte er gegen ihren Mund und sie lachte, während er ihre Bluse öffnete.
„Du bist erst heute Morgen in die Arbeit gegangen."
„Viel zu lange.", antwortete er knapp und sie keuchte überrascht auf als er mit ihr sich aufs Bett fallen ließ.
Sie schloss die Augen und er murmelte ihren Namen als er eine Spur über ihre Brüste hinab zu ihrem Bauchnabel küsste und dabei die Bluse von ihren Schultern schob.



In der Hinsicht war er unersättlich und er testete eindeutig ihre Grenzen aus. Zumindest dachte sie darüber nach, während sie später neben ihm im Bett lag und ihre Hand auf seiner Brust ruhte, während sein Arm als ihr Kissen diente und seine Finger durch ihr zerzaustes Haar fuhren. Sie harmonierten, eindeutig. Nicht nur im Bett. Aber er hatte auch greifbare Grenzen, die er nicht überschritt. Nicht zulassen wollte, dass jemand es sah. Er sprach nicht gerne über Gefühle und das war etwas was Astoria immer noch verunsicherte. Sie wusste nie wirklich, woran sie bei ihm war. Es ließ sie, wenn auch nur manchmal, unsicher werden.

„Worüber denkst du nach?", fragte er und sie spürte seine Lippen an ihrer Stirn.
Sie zuckte die Schultern und schlang ihren Arm fester um seinen Oberkörper.
„Nichts Bestimmtes."
Er schien innezuhalten und als er wieder über ihren Kopf fuhr, sprach er ruhig weiter.
„Meine Eltern wollen morgen mit uns essen gehen."
Sie runzelte ihre Stirn und hob ihren Kopf, um ihn anzusehen. Seine grauen Augen wirkten immer noch dunkel. Sein Haar zerzaust und seine Wangen noch etwas gerötet. Er sah verboten gut aus.
„Was hast du gesagt?"
„Das ich dich Frage."
„Ich habe nichts dagegen, wenn wir essen gehen. Du verbringst ohnehin so viel Zeit bei mir."
„Und das ist schlecht?"
Sie schüttelte den Kopf.
„Nein. Aber siehst du deine Eltern überhaupt noch?" Er wollte den Mund aufmachen, aber sie war schneller. „Außer deinen Vater in der Arbeit, Draco."

„Bitte halte du mir jetzt nicht auch noch einen Vortrag. Denn konnte ich mir heute schon von meinem Vater anhören."
Astoria setzte sich auf und Draco legte seinen Arm hinter seinen Kopf und hielt sie im Blick.
„Welchen Vortrag?"
Er rollte mit den Augen.
„Ob ich nicht zu viel Zeit mit dir verbringe. Ob es nicht ratsam wäre sich auch auf andere Dinge zu konzentrieren und ob ich es ernst mit dir meine." Er seufzte übertrieben. „Im Grunde habe ich das Gefühl, dass er glaubt, wie Blaise, dass ich irgendeine Nummer abziehe und sofort in alte Verhaltensmuster falle, wenn sie mir nur zulange den Rücken zudrehen."

„Sie machen sich einfach nur Sorgen, Draco.", sprach sie sanft und er schnaubte.
„Wieso können sie mir nicht einfach vertrauen? Merlin, nur weil ich nicht große Liebesschwüre von mir gebe?" Ihre Blicke begegneten sich und sie senkte die Lider. Sie fühlte sich fast ertappt und wusste nicht wieso. Er griff nach ihrer Hand und verschränkte seine Finger mit ihren. „Du weiß, wie wichtig du mir bist, oder?" Sie nickte stumm. „Tori." Sie sah auf. „Das weißt du, oder?"
„Ja, Draco.", sprach sie, bevor sie sich zu ihm beugte und ihn sanft küsste.
Er umfasste ihr Gesicht und musterte sie voller Sorge.
„Zweifle nicht an mir. Das würde ich nicht ertragen."
Sie wisperte erneut seinen Namen und er zog sie an sich.

Sie hörte seinen Herzschlag an ihrem Ohr, während ihr Kopf auf seiner Brust gebetet war.
„Wieso hast du so ein Problem damit über Gefühle zu reden?", fragte sie vorsichtig und sie spürte, wie er innehielt.
Zu zögern schien, bevor er ruhig meinte.
„In meiner Familie reden wir über so etwas nicht."
Sie drehte sich etwas, legte ihr Kind weiterhin auf seiner nackten Haut ab und sah ihn an.
„Das glaube ich nicht."
Er zog seine Brauen nach oben.
„Du glaubst mir das nicht?"
Sie konnte das nicht glauben.
„Deine Mutter ist so ein liebevoller und emotionaler Mensch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man bei euch so etwas unterdrückt."
Er schüttelte etwas den Kopf und schien darüber nachzudenken.
„Früher war es vielleicht nicht so. Aber während des Krieges..."

Er brach ab. Sie sagte seinen Namen und ihre Blicke trafen sich erneut.
„Was war während des Krieges?"
Er schüttelte fast fahrig den Kopf und atmete schwer aus.
„Emotionen vor anderen zu zeigen gehört nicht gerade zum guten Ton." Nun, das war ihr bekannt. Das war so in den höheren Kreisen. Sich nie etwas anmerken zu lassen vor den anderen was man dachte oder fühlte, um nicht angreifbar zu sein. Aber innerhalb der Familie sah es oft ganz anders aus. „Als die Zeichen deutlich wurden... Es deutlich wurde, dass der Dunkle Lord wiederkehrte, war es regelrecht verboten so etwas wie Gefühle zu zeigen. Mein Vater war sehr erpicht darauf mir das einzubläuen." Seine Stirn zog sich in Falten. „Und im Grunde war das gut. Angst zu zeigen in den Runden des Dunklen Lords, war nie ein guter Einfall."

Er lachte falsch auf.
„Überhaupt kein guter Einfall."
Er sprach nie über den Krieg. Das war eine der Dinge, die er immer abblockte.
„Und nach dem Krieg?", frage sie und er zuckte etwas mit den Schultern.
„Habe ich so weitergemacht. Es war einfacher als sich mit dem ganzen Scheiß auseinanderzusetzen. Als den ganzen Mist an sich heranzulassen."
Er grinste plötzlich diabolisch.
„Was?", fragte sie irritiert.
„Außerdem hat es etwas für sich, den Unnahbaren zu Spielen."
Sie rollte mit den Augen.
„Du meinst ein arrogantes und eiskaltes Arschloch zu sein?"
Sie lachte etwas als er sie in die Seite kniff.
„Gib zu, ein wenig hat das schon an Reiz?"
„Ich wollte dich am liebsten umbringen." Sie lachte als er sich mit ihr drehte und damit unter sich begrub. Als er sich von ihr löste, berührte sie mit einer Hand sein Gesicht und ließ ihre Hand weiter wandern bis zu seinem Herz. „Ich mag dich lieber mit Herz, Draco."
Er hatte ein gutes Herz, auch wenn das viele anzweifelten. Es war die Wahrheit.

Kaltes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt