„Er hat was?", fragte Blaise und Draco nippte an seinem Scotch während einer sehr aufreizenden Kellnerin ihnen erneut eine Flasche hinstellte und ihn dabei verstohlen anlächelte.
Sie versuchte zu flirten und Draco hatte kein Interesse. Obwohl sie wirklich sehr attraktiv war und offensichtlich auch willig. Aber nicht einmal das besserte seine Laune. Vielleicht lag es aber auch daran, dass es manchmal zu einfach war. Er war übersättigt davon. Er würde es nie zugeben, aber wenn man alles haben konnte, was man wollte, verlor es schnell an Reiz.
„Mir gedroht. Mit einem Verwalter."
Blaise lehnte sich auf dem Sofa zurück, während die Musik von dem Club dumpf gegen ihre Ohren drückte.
„Das wird dein Vater nie tun. Er wird die Führung nicht aus den Händen der Familie geben."
„Du kennst meinen Vater eindeutig nicht.", erwiderte Draco und trank erneut aus seinem Glas. Draco traute ihm das definitiv zu. Er hielt von Draco nichts. Früher war das anders gewesen, aber seitdem Astoria weggeschickt wurde, kam es Draco so vor als könnte er es seinem Vater nicht mehr recht machen. „Ich bin eine Enttäuschung für ihn."
Blaise schnalzte mit der Zunge.
„Hör auf und komm in die Puschen. Dein Vater wird nicht ewig das Oberhaupt eurer Familie bleiben. Mach deine Arbeiten und stell ihn zufrieden."
Leichter gesagt als getan. Er war heute sogar in der Firma aufgetaucht. War bis zum Schluss geblieben, zufrieden war Lucius deshalb nicht gewesen. Er hatte es mehr murrend hingenommen.
Damit hätte Draco leben können. Ja wirklich. Er strebte schon lange nicht mehr danach seinen Vater alles recht zu machen. Aber als Lucius dann heute wieder dieses Kind... nein, Frau erwähnt hat beim Abendessen.... Astoria hier und Astoria da. Momentan schien es in Malfoy Manor nur ein Thema zugeben. Astoria Greengrass.
„Wenn du nur halb so viel Tatendrang hättest, wie Astoria...", hatte heute sein Vater angefangen und Draco war gegangen, um nicht zu hören, was er dann besser machen könnte.
Sein Vater hatte erzählt, dass das Gerücht umging, dass Astoria ein seltenes Kraut züchten wollte, weswegen Lucius mit Dracos Mutter morgen selbst auf das Anwesen der Greengrass mitkam. Hoffentlich wurden Lucius Erwartungen an diese Frau enttäuscht.
Die Blondine kam wieder und beugte sich zu ihnen und gab damit einen Blick auf ihr perfekt sitzendes Dekolletee frei.
„Kann ich euch noch etwas bringen?"
Dracos Augen verengten sich leicht.
„Ja, du kannst verschwinden.", erwiderte er eiskalt und sie zog sich tatsächlich schmollend zurück.
Blaise sah ihn fluchend an.
„Warum machst du so was? Die war heiß." Es scherte ihn nicht. Draco trank sein Glas leer. „Alter, deine Laune ist kaum zu ertragen. Vielleicht würde dir ein wenig Aufheiterung guttun. Sei nett zu ihr, entschuldige dich und ich denke deine Laune steigt spätestens dann, wenn du mit ihr zu den Toiletten verschwindest."
Wohl kaum.
„Kein Interesse.", murrte er und Blaise seufzte.
Seine Laune würde erst wieder besser werden, wenn Greengrass verschwand. Dieses Biest.
Als er mit Narzissa aus dem Kamin trat, sah sich seine Frau um und lächelte. Die bekannte Eingangshalle hatte sich nicht verändert. Kein bisschen. Als wäre die Zeit stillgestanden in dem Gemäuer.
„Es sieht wie früher aus.", erwiderte sie und Lucius nickte stumm, während er sich den Ruß von der Kleidung klopfte. „Vielleicht hätten wir uns ankündigen sollen.", meinte sie und Lucius schnaubte.
„Unsinn. Wir kennen uns doch. Es ist nur ein Besuch."
Sie beiden wandten die Köpfe als sie hastige Schritte hörten und Lucius war nicht wirklich verwundert als sie die Hausdame sahen.
„Mrs. Edwards.", fing Lucius an und die ältere Frau atmete erleichtert aus.
„Merlin sei Dank, Mr. Und Mrs. Malfoy. Ich habe die letzten Tage so sehr gehofft, dass Sie vorbeikommen.", sprach sie schnell und Lucius zog seine Brauen nach oben.
„Wieso? Ist etwas passiert?"
Sie sah sich um als könnte sie belauscht werden und senkte die Stimme.
„Ich weiß, man sollte nicht über den Dienstherren schlecht sprechen. Und ich weiß, dass Miss Astoria das jetzt ist. Aber das... das ist nicht richtig."
Narzissa sah Lucius verwirrt an, bevor sie fragte.
„Was ist den geschehen?"
„Sie ist außer Kontrolle.", meinte die Ältere und Lucius zog seine Brauen nach oben.
„Außer Kontrolle? Was heißt das?"
„Sie hat den Verwalter ausgestellt, der alles geleitet, hatte als sie im Ausland war. Sie treibt sich mit den Arbeitern draußen rum. Buddelt in der Erde umher. Gestern war sie Jagen und statt sich umzuziehen als Mr. Liam Redvers kam, um ihn ordentlich zu empfangen, saßen die beiden so zusammen im Salon." Die Ältere schnappte nach Luft. „So benimmt sich einfach keine Dame, Mr. Malfoy. Wahrlich nicht."
Er tauschte einen kurzen Blick aus mit Narzissa die besorgt ihren Arm um die Frau legte.
„Wie wäre es Mrs. Edwards. Wir beide lassen uns jetzt Tee bringen und mein Mann sucht Astoria. Ja?"
Die Frau wirkte gequält, während Narzissa sie aus der Eingangshalle schob.
„Ich weiß nicht was wir tun sollen. Das macht doch keine Dame. Sie benimmt sich wie ein Junge."
Lucius seufzte bevor er sich aus der Eingangshalle abwandte und das Haus verließ. Über die großen Marmorstufen, die in die Einfahrt führten. Er wusste genau welchen Weg er einschlagen musste, um das Anwesen zu verlassen. Vorbei an den Ställen und Gewächshäuser, um zu den Feldern zu kommen.
Er sah einige Arbeiter auf den Feldern die Pflanzen versorgen. Vieles ohne Magie. Zaubertrankzutaten durften nicht verunreinigt werden mit Magie. Der Anbau und die Ernte waren immer noch eine Knochenarbeit. Daran hatte sich seit Jahrhunderten nichts geändert.
„Sir.", sprach er einen Mann an einem Feld an, der nahe am Weg arbeitete. „Habt ihr Miss Greengrass gesehen?"
Der Mann um die vierzig nickte und deutete in eine Richtung. Lucius bedankte sich als er sie nur zwei Felder weitersah. Sie kniete vor einer Reihe von Pflanzen und schien sie von Unkraut zu befreien und ihre Blätter zu untersuchen.
Sie trug ihre blonden Haare zu einem französischen Zopf geflochten. Es war ungewohnt sie Blond zusehen. Er hatte noch gut ihr braunes Haar im Gedächtnis, dass bei Regen fast schwarz wirkte. Aber sobald die Sonne kam, wie glänzenden Kastanien aussahen. Sie trug eine Hose und offenbar eine Art Bluse unter einer ledigen Halbweste. Als er näher trat, fiel sein Schatten auf sie und sie sah hoch.
„Lucius.", sagte sie überrascht und stand auf. Sie rieb die Hände aneinander und befreite sich damit etwas vom Dreck. „Ich wusste nicht, dass du kommst. Warum hast du nichts gesagt?"
„Nun wir wollten dich überraschen.", erwiderte er. „Narzissa ist im Haus."
„Verstehe.", meinte sie knapp, bevor sie sich umwandte und ihren Mitarbeitern etwas zurief.
Nur um ihn dann zu bitten, ihr zu folgen. Sie gingen zwar Richtung Anwesen, kehrten aber in einem kleinen Haus ein, dass offenbar als Verwaltungsgebäude des Anwesens genutzt wurde. Zumindest sah es danach aus. Sie trat an ein Waschbecken und säuberte ihre Hände, bevor sie Lucius bat sich zu setzen und fragte, ob er etwas zum Trinken möchte, was er bejahte. Sie nahm aus dem Schrank eine Flasche mit Scotch. Er kannte die Flasche genau. Er musste Lächeln als sie ihm ein Glas davon reichte und sie sah ihn verwirrt an.
„Was ist?"
Er schüttelte leicht den Kopf, bevor er aufsah.
„Dein Vater und ich, sind hier oft gesessen und... er hat die gleiche Flasche aus dem Schrank genommen."
Sie lächelte sanft.
„Ich weiß.", antwortete sie bevor sie sich ihm gegenüber setzte an den recht unspektakulären Schreibtisch mit selbst einem Glas in der Hand. Sie prosteten sich zu, bevor sie jeweils daraus tranken. Der Scotch war immer noch so gut wie in seinen Erinnerungen. Es war eine halbe Ewigkeit her. „Also, ist etwas passiert?", hakte Astoria nach als sie ihr Glas zur Seite stellte. „Oder warum bist du hier?"
„Ich wollte einfach nur nach dir sehen, Astoria."
Sie lehnte sich zurück auf ihren Platz und lächelte gelassen.
„Du weißt, dass ich mich über deinen Besuch freue, aber ich glaube dir kein einziges Wort."
Er stellte mit Bedacht sein Glas zur Seite.
„Man hört so einige Gerüchte in London. Du willst einige exotische Pflanzen hier in London züchten."
Sie grinste schief.
„Und deshalb bist du hier?" Nicht wirklich. „Oder hat dich Mrs. Edwards angeschrieben. Sie ist am Verzweifeln mit mir.", erwiderte sie.
„Oh sie hat so etwas erwähnt, aber erst gerade eben." Sie war regelrecht aufgebracht gewesen. „Darüber, dass du dich wie ein Junge benimmst." Sie schnaubte. „Warum hast du den Verwalter entlassen, der alles geregelt hat?"
„Weil ich jetzt wieder da bin.", antwortete sie ruhig. „Und ich mein Anwesen selbst führe. Mithilfe des Landverwalters Smith und meinen Angestellten."
Er murmelte ihren Namen und sie legte den Kopf schief.
„Das passt dir nicht."
„Ich habe dich auf die Schule geschickt, damit man dich erzieht und..."
Sie unterbrach ihn.
„Ja ich weiß, damit ich eine wohlerzogene Lady werde. Und das bin ich auch. Aber ich bin auch eine Wühlmaus." Er sagte erneut ihren Namen und sie lachte etwas. „Was ist? Es ist so. Alle in meiner Familie waren das. Mein Vater war es auch. Das ist unsere Aufgabe. So erhält meine Familie schon seit Generationen ihren Landsitz und ihr Vermögen. Was ist daran schlimm?"
„Denkst du nicht, dass es besser wäre, dass in den Händen eines..."
Er suchte nach den richtigen Worten und ihre Augen verengten sich.
„Was? In die Hände eines Mannes? Nein, das denke ich nicht."
„Du könntest heiraten und deinen Mann, diese Aufgabe bewältigen lassen.", fing er an und wusste, dass es der falsche Ansatz war als sie aufstand.
„Nein. Und selbst wenn ich eines Tages heiraten sollte, Lucius, werde ich weiter meine Geschäfte selbst führen. Das wollte mein Vater so und das werde ich so tun." Sie trat an die kleinen Fenster und er behielt sie im Auge. „Nur weil ich wie ein männlicher Erbe Handel, dreht meine Hausdame durch. Sie muss sich daran gewöhnen. Ich bin eine Erbin, ja. Aber auch mit den damit verbundenen Aufgaben."
„Ich wollte dich nicht beleidigen. Ich dachte nur, dass es leichter für dich wäre, Astoria.", entgegnete er und sie wandte sich um. „Denkst du nicht, dass dein Leben schwer genug war?"
„Lucius, ich liebe dieses Leben. Genau so wie es ist." Sie trat näher an ihn ran und griff nach seiner Hand. Drückte sie vertraut, als wäre sie seine Tochter. „Ich danke dir, dass du mir diese Schule bezahlt hast. Sie war wichtig für mich. Ich habe dort viel gelernt. Aber ich bin nicht nur eine Dame mit einer Abstammung, einen Titel und Gold."
„Wühlmaus.", antwortete er Augenrollend und sie lächelte breit.
„Wühlmaus."
Er hatte sie nur dort hingeschickt, auf eine der teuersten Schulen Europas, um sie in Sicherheit zu wissen und vor allem um sein Gewissen zu beruhigen.
„Dass du das nicht verstehst, wundert mich.", sprach sie und ließ seine Hand los, um sich wieder zusetzen. „Ihr baut doch selbst an."
Er atmete schwer aus.
„Nun einen Teil, ja. Das meiste wird importiert. Mein Gebiet ist vor allen die Apotheken. Aber ja, ich kenne mich mit dem Anbau aus. Doch das meiste macht mein Verwalter."
„Das du Draco noch nicht die Geschäfte überlassen hast und dich endlich zur Ruhe setzt. Wird es nicht Zeit das du deinen Ruhestand anstrebst und genießt?"
Da war es wieder. Der Ruhestand. Etwas was er seit Jahren vor sich herschob und auf das sein Sohn schon wartete, wie ein lauernder Wolf. Lucius wusste ganz genau, dass sein Sohn ihn nicht respektierte und es noch weniger tun würde, sobald Lucius zurücktrat. Vor ein paar Jahren dachte er noch, dass dies kein Problem sein würde. Doch jetzt, wo Draco sich immer mehr dem Alkohol hingab. Seine Grenzen nicht kannte. Gold mit beiden Händen rauswarf, ohne zu begreifen, wie hart es war Gold zu erarbeiten, schwand der Ruhestand immer mehr und dafür vermehrten sich die Sorgen. Er war mit seinem Latein am Ende. Wusste nicht mehr mit was er drohen sollte.
Immerhin war Draco kein verdammtes Kind mehr oder ein Teenager. Was würde nur aus ihm werden, wenn Lucius eines Tages nicht mehr unter den Lebenden weilte. Er würde die Familie ruinieren.
„Ich dachte eigentlich, du hättest schon eine Schar Enkelkinder. Besonders, wenn man von Dracos Eskapaden so hört."
Er schnaubte abfällig.
„Reden wir lieber über etwas anderes."
Er war froh, dass Draco wenigstens noch nicht mit einem unehelichen Kind nachhause gekommen war. Wobei Lucius sicher war, dass er vorher sterben würde, bevor Draco überhaupt an die Zeugung eines Erben dachte. Merlin nochmal.
„Liam Redvers. Wie nahe ist eure Beziehung?", hakte er nach und sie feixte vielsagend.
„Oh Lucius."
„Ich war der beste Freund deines Vaters. Ich muss so etwas Fragen."
„Liam und ich sind sehr gute Freunde. Wirklich sehr gute.", antwortete sie. „Als meinen Mann kann ich ihn mir nicht vorstellen, falls dich das beruhigt." Das beruhigte ihn nicht wirklich. „Aber ich denke auch noch nicht ans Heiraten, Lucius. Erhalt des Erbes hin oder her. Ich bin dafür zu Jung."
Vermutlich, ja.
„Sollten wir nicht langsam zu Narzissa gehen?"
Er schüttelte den Kopf.
„Nein. Das hat Zeit. Erzähl mir von deinen Reisen."
Und sie erzählte. Und er hörte zu. Von ihren Erzählungen von exotischen Ländern, seltsamen Kreaturen und noch fremden Pflanzen. So hätte es vielleicht immer sein können, wenn er sie nicht wegschicken hätte müssen. Und wer weiß, vielleicht hätten Draco und sie sich doch verstanden und irgendwann.... Vielleicht ein gutes Paar abgegeben. Aber dieser Zug war schon lange abgefahren.
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Kaltes Herz
FanfictionDraco dachte, sein Leben einigermaßen im Griff zu haben. Doch alles scheint aus den Fugen zu geraten als er auf eine alte Bekannte trifft, die er fast schon aus seinen Gedanken getilgt hatte. Ihr Auftauchen macht ihm deutlich, dass er gar nichts in...