Er wusste nicht genau durch was er wach wurde, nur dass er die Augen zukneifen musste, weil ihn das Sonnenlicht blendete. Er legte eine Hand auf seine Augen und realisierte, dass er immer noch im Bett lag. In Astorias Bett. Er hörte das Zwitschern von Vögeln und etwas zu kühle Luft streifte seinen nackten Oberkörper. Er realisierte auch, dass er seit gestern verheiratet war. Dass er nach der Feier zu Astoria gegangen war, sie geküsst hatte und zu guter Letzt sie beide hier gelandet waren. Was im Grunde nicht schlecht war, aber nicht das Problem löste, was wirklich zwischen ihnen stand. Sie fühlte sich von ihm verraten, hintergangen und im Stich gelassen und sie hatte damit recht.
Er blinzelt, starrte einen Augenblick die Decke an, bevor er den Kopf wandte. Die Vorhänge waren zur Seite geschoben, nur die weißen, leichten durchsichtigen Vorhänge befanden sich noch vor den Fenstern, schützten aber nicht von der scheinbar aufgehenden Sonne. Der Wind spielte mit den Vorhängen immer wieder und gab so hin und wieder einen Blick auf den Morgenhimmel frei. Er atmete tief ein und aus als er sie sah. Sie saß im Schneidersitz mit dem Rücken zu ihm. Ihr Haar fiel ihr in weichen Locken über den Rücken, es glänzte im Sonnenlicht. Er runzelte die Stirn. Sie hatte scheinbar etwas in der Hand. Sie versteifte sich als er seine Hand auf ihren Rücken legte und sie schien ihre Hände erschrocken, gegen die Brust zu drücken.
„Was tust du da?", hakte er nach und sie schüttelte den Kopf, ohne ihn anzusehen.
„Nichts."
Er glaubte ihr nicht. Natürlich tat sie gerade etwas. Er setzte sich auf und griff nach ihren Händen und war erstaunt als er die Kette fand. Ihre Kette, die er ihr geschenkt hatte. Er strich mit dem Daumen über sein eigenes Familienwappen. Nein, jetzt auch ihr Wappen.
„Ich war mir sicher, dass du sie schon vernichtet hast.", sagte er leise.
„Hatte ich auch zuerst vor.", erwiderte sie und sie sahen sich einen Augenblick an, bevor sie Lider senkte. „Ich konnte nicht.", flüsterte sie kaum hörbar.
Er wusste nicht, was er sagen sollte.
„Du solltest sie tragen, Tori,", sprach er nach einer Weile des Schweigens und als sie sich nicht rührte, legte er sie ihr um. Er küsste sanft ihr Ohr als er den Anhänger schloss. „Ich habe sie dir nicht ohne Grund geschenkt. Du bist mir wichtig."
Das würde sie immer sein.
„Wieso fällt es dir dann so schwer, drei einfache Worte auszusprechen?", fragte sie ihn direkt und sie sahen sich an.
„Tori ...", murmelte er schwer und sie unterbrach ihn.
„Ich weiß, dass du Angst davor hast und ich es nicht für wichtig nehmen soll. Aber gerade momentan wäre es wichtig für mich. Wieso sprichst du es nicht einfach aus?"
Ja, wieso nicht? Er war jetzt mit ihr verheiratet? Was ging noch fester als das?
„Vermutlich, weil ich gestört bin.", erwiderte er und sie lächelte kurz, bevor sie den Kopf schüttelte.
„Das ist nicht lustig."
„Aber du grinst."
„Es ist trotzdem nicht lustig.", wiederholte sie sich. „Ich bin immer noch stinksauer auf dich."
Er wickelte eine Strähne von ihr um seine Finger.
„Ich weiß. Und das kannst du noch dein ganzes Leben lang sein, aber ich bin jetzt hier. Ich werde mich anstrengen. Ich werde nicht noch einmal so einen Fehler machen."
„Versprich nicht was du nicht halten kannst, Draco.", antwortete sie ihm. Er würde aber es versprechen. Er wollte alles richtig machen, weil er wollte, dass sie glücklich war. Das war das wichtigste. Auch wenn ihm die ganze Situation, die Vorstellung, dass sie in Wirklichkeit schon zu dritt waren, einfach nur ängstigte. Er küsste sie sanft und sie drückte leicht gegen seine Brust. „Ich muss aufstehen."
Er schüttelte den Kopf und küsste sie weiter.
„Es ist nach unserer Hochzeit."
„Ich habe aber Arbeit."
Sie keuchte überrascht auf als er mit sich zurück in die Kissen zog.
„Deine Mitarbeiter werden dafür Verständnis haben."
Sie murmelte erneut seinen Namen, doch er ließ keine weiteren Widerworte zu.
Ihre Mitarbeiter hatten vermutlich dafür Verständnis, aber Astoria hätte es einfach nicht dulden sollen. Generell kam sie sich seltsam dabei vor mit ihm wieder intim zu werden, nach der ganzen... Streiterei. Trotzdem war sie beinahe den ganzen Tag mit ihm im Bett geblieben. Sie hatten über Merlin und die Welt gesprochen, aber nicht über das eigentliche Problem. Er ignorierte es als wäre nichts gewesen, was so typisch für Draco war. Sie rollte mit den Augen und schob den Gedanken zur Seite.
Heute Morgen hatte sie sich nicht so überrumpeln lassen, sondern war noch vor ihm aufgestanden, hatte sich umgezogen und war rausgegangen. Sie hatte ihre Arbeit gemacht. Aufgaben verteilt und die nächsten Tage geplant. Vor allem mit Smith sich abgesprochen. Sie musste ihm eindeutig eine Gehaltserhöhung geben. Was würde sie ohne ihn nur tun? Sie wusste es nicht. Sie seufzte innerlich, während sie an der Koppel stand und ihre Stute streichelte. Sie vermisste es jetzt schon nicht mehr zu reiten. Wie sollte sie das so viele Wochen nur aushalten? Sie wusste es nicht.
Sie wandte den Kopf als Smith wieder kam. Als wüsste er ganz genau, wo er sie suchen musste.
„Alles in Ordnung?"
Smith nickte.
„Natürlich Mrs. Alles in Ordnung. Ich habe mich nur gefragt, ob wir in dem Feld, dass noch nicht bewirtschaftet ist, vielleicht die Zutaten noch anbauen sollen für die Tinktur für Mr. Lucius Malfoy."
Sie runzelte die Stirn. Das wäre zumindest eine Idee.
„Ich muss die Bestände prüfen und ausrechnen, wie viel wir genau benötigen. Aber es wäre definitiv von Vorteil."
„Ich bin mir sicher, dass wir mehr davon brauchen werden. Die Berichte über die Testung und ersten Einsätzen sind hervorragend. Das wird eine Revolution in der Heilkunde.", sprach der alte Mann anerkennend und Astoria lächelte ihn dankend an.
„Vielleicht wäre es gut, wenn das Feld vorberietet wird."
Der Mann nickte.
„Ich sag es den Männern, Mrs."
Astoria sah dem Mann nach. Sie konnte sich jetzt schon nicht an dieses Mrs gewöhnen. Sie blickte auf ihren Ehering. Sie war... verheiratet. Sie war jetzt eine Malfoy. Verrückt. Kaum zu glauben und einfach nur total bescheuert und irre. Sie atmete schwer aus. Und wie würde das in Zukunft weitergehen? Würden sie nie wieder darüber sprechen, miteinander schlafen und was? Warten bis das Baby da war und es bis dahin totschweigen? Sie streichelte erneut ihre Stute und lobte sie, bevor diese wieder davon trottete. Ihr armes Pferd brauchte eindeutig mehr Bewegung. Wie gern würde sie jetzt über Wege und Wiesen jagen. Sie musste unbedingt mit einem der Stalljungen reden. Kein Reiten für sie dachte sie mit leichtem Wehmut und legte mit Bedacht ihre Hand auf ihren Bauch. Sie hatte das Gefühl, dass er nicht mehr so flach war wie zuvor, aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein.
„Du hast aber nicht vor, zu reiten, oder?", fragte eine vertraute Stimme und sie blickte über die Schulter, nur um Draco zu sehen, der näher kam und dann wie sie, sich an die Koppel lehnte und den Pferden beim Grasen zusah.
„Nein tue ich nicht.", erwiderte sie tonlos. „Was machst du noch hier?", redete sie weiter.
Hatte er nicht gestern erwähnt, dass er heute in die Firma gehen wollte?
„Warum warst du vorhin einfach weg?", fragte er gegen und ignorierte ihre Frage.
„Ich hatte zu tun.", sprach sie und wandte sich von der Koppel ab. „So wie du, in der Firma deiner Familie tätig bist, muss ich hier meiner Arbeit nachgehen."
Das Anwesen leiten. Dafür sorgen, dass ihre Mitartbier auch noch in ein paar Jahren eine Arbeit hatten.
„Unsere Familie.", warf er ein und sie fuhr sich an die Stirn. Ja, ihre Familie. Sie waren verheiratet. Als sie nichts sagte, sondern weiterging, schloss er zu ihr auf und sprach weiter. „Ich habe mir heute erneut freigenommen."
„Wieso?", fragte sie tonlos.
„Weil ich mit dir Zeit verbringen möchte."
Sie seufzte.
„Draco..."
„Das ist mein Ernst. Du hast selbst gesagt, dass du nicht willst, dass wir uns ansonsten einfach nur anschweigen und nur Zeit verbringen..." Er machte mit seinen Fingern Gänsefüßchen in der Luft als er Zeit sagte. „... wenn wir offizielle Veranstaltungen besuchen. Also versuchen wir doch das, was wir wie vorher auch getan haben. Zeit miteinander verbringen." Sie rollte mit den Augen. „Du bist immer noch sauer."
„Ja.", antwortete sie knapp und er ging weiter neben ihr her.
„Gehen wir Spazieren?", hakte er weiter nach und ignorierte ihre Antwort.
„Willst du denn Spazierengehen?"
„Warum nicht.", antwortete er ruhig und sie liefen nebeneinanderher. „Wir hätten vielleicht wegfahren sollen."
Sie schüttelte den Kopf.
„Du weißt, dass das nicht möglich war. Lucius braucht dich in der Firma und ich kann nicht in der Hauptsaison einfach verreisen."
„Ein Wochenende wäre schon gegangen."
Ja, vielleicht. Aber war das der richtige Zeitpunkt? Sie hätten sich vermutlich nicht einmal auf ein Ziel einigen können.
„Ich... ich habe am Montag einen Termin beim Heiler."
Es hörte sich dämlich an.
„Soll ich... soll ich mitkommen?"
Sie zuckte die Schultern.
„Du musst nicht... Ich wollte nur, dass du es weißt." Er sollte so etwas wissen, oder? Musste so was wissen? „Wie gesagt, es ist nur... Es ist nur ein Kontrolltermin. Nichts Besonderes."
Lucius hielt mitten im Gang inne, nur um die Stirn zu runzeln und wieder zurückzugehen, um verwirrt in das Büro seines Sohnes zu sehen, der die Tür weit offengelassen hatte.
„Was machst du hier?"
Sein Sohn stand vor seinen Schreibtisch und schien Unterlagen zu sortieren.
„Ordnung in das Chaos hineinbringen. Wir haben außerdem eine Menge Bestellung für die neue Tinktur reinbekommen." Er griff nach einem Brief. „Eine ist sogar aus Amerika. Amerika, kannst du dir das vorstellen?"
„Draco.", sprach Lucius laut und sein Sohn wirkte verwirrt. „Was-tust-du-hier?", hakte er erneut nach und betonte dabei jedes Wort.
Draco zog seine Brauen nach oben.
„Arbeiten? Was soll diese seltsame Fragerei?"
„Was ist mit Astoria?", fragte der Ältere irritiert nach und trat weiter ins Büro.
„Oh, ihr geht es gut. Aber sie will nicht wegfahren. Ich habe ihr erneut den Vorschlag gemacht, will sie aber nicht." Sein Sohn seufzte. „Es ist immer noch kompliziert. Sie ist sauer." Er lächelte plötzlich spitzbübisch. „Auch wenn wir wirklich ein schönes Wochenende hatten."
Lucius seufzte seinen Namen und Draco sah auf.
„Ich meine, was du hier tust? Jetzt gerade. Astoria hat heute einen Heilertermin."
Narzissa hatte gestern kein anderes Thema mehr als das.
„Ja, ich weiß, dass sie beim Heiler ist. Aber sie hat gemeint, dass ich nicht mitkommen muss."
Lucius hätte sich am liebsten an die Stirn geschlagen.
„Du bist so ein Idiot.", murrte Lucius und seinem Sohn klappte der Mund auf.
„Wie kannst du..."
„Draco, wenn deine Frau sagt, du musst nicht dabei sein, dann bedeutete das für dich, dass du auf jeden Fall dort sein sollst. Außerdem ist das ein wichtiger Termin." So begriffsstutzig konnte sein Sohn nicht sein. „Bei Merlins Bart, du musst wahrlich noch viel lernen."
„Es ist ein Kontrolltermin."
„Ein wichtiger Termin. Ein Termin, wo du das erste Mal deinen Sohn oder deine Tochter sehen könntest. Vielleicht erfahrt ihr heute sogar schon, was es wird. Das ist... das ist ein wichtiger Meilenstein, Draco."
Er senkte den Blick und sah Lucius nicht an, was den Älteren erneut schwer ein- und ausatmen ließ.
„Ich weiß, dass dir das ganze immer noch Angst macht, Draco." Viel zu sehr. „Ich kenne das Gefühl, glaub mir. Aber... das ist wichtig. Du solltest dabei sein. Astoria sollte dich dabeihaben."
„Ich denke nicht ...", fing Draco an. „..., dass sie mich dabei haben möchte. Sie ist immer noch unglaublich sauer auf mich."
„Ja ich weiß und das wird sie dir vermutlich noch einige Wochen vorwerfen. Aber sie liebt dich, Draco." Sein Sohn sah ihn unsicher an und Lucius lächelte milde. „Und das weißt du. Du weißt, dass sie dich liebt." Draco presste die Lippen zusammen und nickte. Und Lucius wusste ganz genau, dass sein Sohn Astoria liebte, auch wenn er es nie direkt aussprach. „Also glaub mir einfach.", redete Lucius milde weiter. „Du solltest dabei sein. Geh ins Mungo und sei für sie einfach da."
Sie starrte die Decke des Behandlungszimmers an, in das die Pflegerin sie gebracht hatte. Irgendwie kam sie sich jetzt dämlich vor, dass sie Draco nicht einfach darum gebeten hatte, dass er sie begleitete. Nein, sie spielte lieber beleidigte Kröte. Er hatte sich entschuldigt und ja, auch wenn das nicht alles wegmachte, versuchte er es wenigstens. Sie seufzte und legte eine Hand über ihre Augen. Vielleicht wurde sie einfach nur so seltsam sentimental wegen des Babys. Heute war sie zumindest ziemlich entschlossen hierhergekommen, aber jetzt wo sie den meisten Frauen zugehört hatte, die sich im Wartezimmer, über die Schwangerschaft, dass Muttersein und ihre Ehemänner unterhalten hatten, die alle überglücklich waren, wurde sie ... wehmütig.
Sie wollte gar nicht, bemuttert werden, so wie einige der Damen erzählten oder wie eine zerbrechliche Puppe behandelt werden. Aber... wenn Draco sich wenigstens ein wenig darüber freuen könnte. Ja, dass Baby war nicht geplant. Aber es war nun einmal passiert und damit da. Sie fuhr mit ihren Händen unter ihr Oberteil und berührte dort die nackte Haut. Würde er wenigstens mehr Interesse zeigen, wenn das Kind da war? Was wenn nicht? Was sollte sie dann irgendwann ihrem Sohn oder ihrer Tochter erzählen? Dass es nie so weit gekommen wäre, wenn sie nicht aus Versehen schwanger geworden wäre? Dass sie nur deshalb geheiratet hatten?
„Hör auf zu heulen.", wisperte sie sich selbst zu und strich sich ihre Tränen weg und versuchte ruhiger zu werden.
Sie würde für das Kind da sein. Sie würde es liebhaben und ihm oder ihr alles geben was es brauchte. Irgendwie würde es schon gehen. Musste es gehen, dachte sie bei sich, während sie auf der Liege lag und immer noch auf den Heiler wartete. Sicher, sie würde Draco, dass das ganze Leben lang vorwerfen können, aber dieser seltsame Zustand zwischen ihnen musste aufhören. Wieso sprach er nicht einfach darüber, statt es totzuschweigen?
Sie wandte den Kopf als die Tür aufgerissen wurde und hob irritiert den Kopf.
„Draco?"
Er wirkte abgehetzt und wandte sich um als eine wütende Pflegekraft hinter ihm herkam.
„Ich habe gesagt, sie können da nicht einfach so reingehen."
„Und ich habe ihnen gesagt, dass das da drinnen meine Frau ist und dass es in Ordnung ist.", erwiderte Draco ebenso laut und Astoria hob die Hand, um die Schwester zu beschwichtigen.
„Er gehört wirklich zu mir." Wie sich das anhörte. Die Schwester schnaubte ärgerlich und schloss die Tür hinter ihnen wieder. „Was... was tust du hier?", fragte Astoria irritiert und Draco kam im Anzug, er war eindeutig auf der Arbeit gewesen, auf sie zu, nur um ihr Gesicht zu umfassen und sie zu küssen.
Sie blinzelte ihn irritiert an.
„Es tut mir leid, Tori. Es ... Ich war so dämlich und habe nicht verstanden, wie wichtig das hier für dich ist. Also, der Termin." Ja, war es, aber ... das war ihm jetzt eingefallen? „Mein Vater hat mir klargemacht, dass du in Wirklichkeit mich vermutlich dabeihaben willst.", sprach er ruhig weiter und schien mit seinen grauen Augen ihr Gesicht abzusuchen. „Und deshalb will dich Fragen, ob das wirklich für dich in Ordnung ist? Ob ich dabei sein kann?"
Sie spürte wie ihre Augen feucht wurden und blinzelte dagegen an.
„Ich ... ich würde das schön finden.", wisperte sie schwer und er küsste sie erneut.
Guter, Onkel Lucius.
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Kaltes Herz
FanfictionDraco dachte, sein Leben einigermaßen im Griff zu haben. Doch alles scheint aus den Fugen zu geraten als er auf eine alte Bekannte trifft, die er fast schon aus seinen Gedanken getilgt hatte. Ihr Auftauchen macht ihm deutlich, dass er gar nichts in...