Kapitel 2

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In der Mittagspause sitze ich zusammen mit Lilly und Hannah an einen der runden Cafeteria. Zu uns setzt sich auch noch Henry, ein guter Freund, der aber etwas zu oft Schule schwänzt, sodass man ihn nicht unbedingt oft sieht. Heute trägt er zu seiner Schuluniform glitzernde Netzhandschuhe, die auf jeden Fall bei mir für Aufmerksamkeit sorgen. „Ich wette innerhalb der nächsten halben Stunde kriegst du noch eine Dresscode Mahnung von Bard oder Voß.", vermute ich in Henrys Richtung, als er sich mir gegenüber sitzt, soweit man gegenüber bei einen runden Tisch überhaupt sagen kann. Henry stützt sein schmales Kinn auf den Diamanten besetzten Handschuh und schließt gleichgültig seine braunen Augen. „Wenigstens sehe ich nicht wie eine von der katholischen Mädchenschule aus." Hannah boxt ihm sofort mit verzogener Miene gegen die Schulter. „Sorry, dass ich keinen Schulverweis riskieren will.", macht sie ihn sofort zurück an. „Mädels, ihr solltet besser als ich wissen, dass man etwas Glitzer einfach im Leben braucht, sonst sterbe ich hier noch in der Schule vor Ödheit."

„Du meinst die drei Tage die du im Schuljahr überhaupt kommst?", reize ich ihn weiter und er verdreht genervt, grinsend die Augen. „Ich nutze meine Zeit eben lieber für anderen Dinge, wenn du Schule ein bisschen weniger ernst nehmen würdest, Señorita, dann könntest du auch mehr Zeit mit deinem heißen Freund verbringen und dann wärst du wahrscheinlich auch nicht so verklemmt die ganze Zeit." Er wackelt neckend mit seinen frisch gezupften und gefärbten Augenbrauen, während sich Hannah herrlich über den Spruch amüsiert. „Glaub mir, wenn ich Schule schwänzen würde, wäre da nichts mit Lionel, er hat im Moment eh viel zu viel mit seinem Training zu tun.", murmle ich eher etwas enttäuscht zurück, weil es leider stimmt. In den letzten Wochen hab ich das Gefühl gehabt, dass sein Team eigentlich jeden Tag zu jeder Zeit trainiert und unsere Treffen wurde weniger. Aber ich bin trotzdem mindestens einmal die Woche mit ihm zusammen und das reicht fürs erste.

„Ich sag's schon lange, du machst zu viel.", stimmt Hannah Henry eifrig zu und legt sich eine ihrer schwarzen lockigen Haare hinters Ohr, die sofort wieder heraus fällt. Hannahs Haare sind wirklich wunderschön und mindestens genauso widerspenstig wie erstaunlich. Entweder trägt sie ihre vielen Locken offen zum Afro, die zwängt ihre Haare in einen Dutt oder lässt sich Braids flechten, die sie dann oft schon nach Zwei Wochen wieder draußen hat, weil ihr das wieder zu langweilig oder zu schwer wurde. „Apropos!", rufe ich allen dreien zu, auch Lilly, die nur an ihrem Handy hockt und soweit ich das einschätzen kann nicht all zu viel von unserem Gespräch mitgekriegt hat.

Aus meiner Schultasche hole ich einen ganzen Ordner voll mit Blättern und Seiten, die aus Fotos, Bildern, Listen und anderen wichtigen Informationen bestehen. Den Ordner lasse ich etwas zu laut auf den Tisch fallen, wobei mein Orangensaft beinahe umkippt, aber ich kann ihn grade noch auffangen. „Ach du heilige Scheiße.", flucht Hannah leise, aber nicht leise genug. Henrys Augen werden nur groß und er hebt seinen Kopf für den Moment von seinem Hanballen. „Mädel", meint er nur in seinem typischen Ton und dann guckt auch Lilly mal hoch. Ihr Mund ist für einen Moment auf, dann schnell wieder zu. Sie hat sogar ihre blonde Haarsträhne aufgehört um den Finger zu drehen. „Was ist das denn alles, Oliv?", fragt sie ruhiger als die anderen beiden. Ich klappe den Ordner auf, sodass sie alle die Titelseite sehen und lesen können. Hannah neben mir beugt sich erstmal weit über den Ordner, bis ich sie wieder zurück auf ihren Platz drücke.

„Geburtstagparty, Lionel, Freitag: 10. Juni", liest sie laut vor, dann guckt sie mich wieder mit ihren großen dunklen Augen an. „Du hast nen Vogel, das Ding ist voller als all meine Schulhefte zusammen." Ich zucke nur mit den Schultern und grinse dabei vielleicht etwas stolz. „Ich gebe mir eben Mühe, der 18. Geburtstag sollte eben groß sein und da ich die Freundin bin, finde ich , weiß ich am besten, was getan werden sollte." Lilly mischt sich auch wieder ein, guckt dabei aber nicht von ihrem Handy hoch. „Du weißt aber schon, dass die Ceasers einen Partyplaner haben?" Naja, wusste ich in der Tat nicht, bis jetzt. Aber da Lionels Mutter schon weiß, dass ich ihm eine Party gebe, denke ich, dass ich mir darum keine Gedanken machen muss.

Farbenfroh |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt