Kapitel 22

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Die Zwei Tag bis Donnerstag vergehen im Schneckentempo und ich kann nicht leugnen, dass ich ziemlich nervös bin, als ich mich am späten Nachmittag für meinen Besuch bei Ezra fertig mache. Schließlich war ich noch nie in diesem Hau für jemand anderen als Lionel und ich hoffe sehr, dass er es auch nicht heraus finden wird. Ich weiß, nicht grade das netteste, was ich sagen kann, aber ich will nicht heraus finden, wie Lionel darauf reagieren würde, wenn er erfährt, dass ich seinen gehassten Stiefbruder nur wenige Tage nach unserer Trennung bei ihm Zuhause treffe.

Zwar hat Hanna die letzten Tage immer an meiner Seite gestanden und mir durch jeden anstrengenden Schultag geholfen, aber auch sie soll es noch nicht erfahren. Denn trotz allem, trotz den heißen Küssen zwischen mir und Ezra, trotz seinem Besuch im Restaurant, trotz der Chance, die ich ihm gebe und trotz des Kribbelns in meinem Bauch, das aufkommt, nur wenn ich an ihn denke, muss ich trotzdem immer noch darüber nachdenken, was passiert, wenn auch er nur ein weiterer Schnösel ist, der ein bisschen Spaß mit dem außergewöhnlichen Mädchen will. Und außergewöhnlich nutze ich hier definitiv nicht als positives Adjektiv.

Ich will dass niemand etwas über Ezra herausfindet, weil ich ihnen allen dann auch wieder erklären müsste, warum es nicht geklappt hat und das will ich nicht nochmal durch machen. Es reicht wenn ich von dem einen Bruder versetzt worden bin, den zweiten muss ich nicht auch noch abarbeiten.
Doch all meine Zweifel sind wie weggepustet als mir Ezra die Tür aufmacht, noch bevor ich klingeln konnte. Er steht groß gebaut in der Tür. Wie immer ein helles Oberteil und eine hellbraune Hose. Für sein Alter kleidet er sich ganz anders, als die Typen, die ich kennen gelernt habe und ich kann nicht behaupten, dass es mir nicht absolut gefallen würde.

Ich nehme meine Hand, die noch vor der Klingel schwebt runter an meine Seite und schau zu ihm hoch, während er schräg zu mir runter guckt. „Hey", sag ich nach einer kurzen Sekunde etwas unbeholfen. „Hey, Diaz." Mein Herz schlägt sofort einen Satz schneller, glaub ich zumindest. „Komm rein." Knapp und direkt, wie immer. Er geht von der Tür weg, sodass ich vor ihm hinein gehen kann. „Ich würde ja jetzt sagen, dass du ein wunderschönes Haus hast und so, aber erstes weißt du das schon und zweitens bin ich nicht zum ersten Mal hier." Als ich mich zu ihm drehe, ist die Tür zu und ich sehe das Schmunzeln auf seinen weichen Lippen, dass ich bis jetzt nur gesehen habe, wenn ich mit ihm rede. „Etwas kahl und weiß, aber ja, es lebt sich nicht schlecht."
„Gefällt dir nicht genau das? Kahl und weiß, meine ich. So modern und naja, kostspielig." Er zuckt mit den breiten Schultern und steckt eine seiner Hände ich die fordere Hosentasche. „Ich habe es gerne, wenn es etwas gemütlicher wirkt und das bewirkt man durch Farbe, nicht durch das klinische weiß."

Ich lege die Stirn in Falten und entspann mich noch etwas weiter. „Du magst Farbe? Wenn ich dich so sehe, würde ich denken, du bist der größte Fan von Weiß." Ich lasse ganz unauffällig meine Augen über seinen strammen, in Hell gekleideten Körper gleiten. Mein Mund wird ganz trocken, als mir ein Bild in den Kopf kommt wie er unter diesen Klamotten aussehen könnte. Beim Küssen, bin ich schon öfter an seine harten Muskeln gestoßen und die Körperteile, die ich gespürt habe, lassen auf starke Bauchmuskeln schließen. Meine Finger sehnen sich schon danach heraus zu finden, wie sich das alles ohne eine Schicht Stoff dazwischen anfühlt. „Ich mag weiß, aber Farbe noch mehr. Die Farben müssen richtig zusammen spielen."

Seine Stimme reißt mich aus meiner kleinen Fantasie wieder raus und ich gucke schnell wieder in sein Gesicht. „Stimmt, hast recht.", murmle ich, obwohl ich kaum eine Ahnung mehr hab, worüber wir grade geredet haben. „Gehen wir nach oben." Keine Frage, eher eine Anweisung. Da ich mich hier wenigstens einigermaßen auskenne, gehe ich vor, während Ezra hinter mir bleibt. Als wir oben angekommen sind, ist er direkt hinter mir. Seine Schulter könnte mich jeden Moment streifen. „Dein Zimmer ist hinten?", frag ich und er bejaht. Ich habe ihn schließlich schon mal vor der Tür seines Zimmer gesehen, aber als ich vor der Tür stehen bleibe, geht Ezra zu einer auf der gegenüber liegenden Seite. „Ich dachte, das wäre dein Zimmer." Ich deute auf die Tür, vor der ich stehen geblieben bin, aber Ezra schüttelt den Kopf. „Falsch gedacht, Diaz. kommst du?" Ich gucke noch einmal zur Tür. Wenn das nicht sein Zimmer ist, warum kam er dann genau aus der Tür?

Farbenfroh |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt