Nach Sontag widme ich mich Montag wieder dem dicken Ordner für Lionels Party und das einzige, was mich an dem Tag aus dem Konzept bringt, ist als ich Lily in der zweiten großen Pause nicht etwas an unseren typischen Tisch treffe, sondern sie am Tisch von Lio und den anderen Footballspielern und Cheerleadern. Ich schlucke jeglichen Kommentare runter, da ich schon immer damit gerechnet hab, dass sie sich irgendwann genau an diesen Tisch setzen würde. Als Cheerleaderin gehört sie ja auch irgendwie dahin, oder nicht?
Meine Laune wird für den Rest des Tages noch einmal richtig gut, denn nach der Schule wartet bei meinem alten Wagen Lionel, um mich in den Arm zu nehmen. „Du solltest dich auch zu uns setzen.", meint er einfach so und streicht mir eine wellige Haarsträhne hinters Ohr, die nicht mit eingeflochten wurde. „Das hatten wir doch schon mal.", mein ich einfach und er nickt. „Natürlich stimmt, du willst bei deinen Freunden sitzen."
„Besten Freunden.", korrigiere ich schmunzelnd. „Du, könntest du mich morgen nach der Schule vielleicht mit nehmen? Meine mum braucht das Auto, weil sie mit Paula zum Augenarzt muss und dauert wohl etwas länger." Lionel stimmt sofort zu. „Klar, mach ich, wart einfach aufm Parkplatz." Ich gebe ihm lächelnd einen Kuss auf die Wange und schieb mich dann an ihm vorbei, um hinters Lenkrad zu steigen. „Dann bis morgen."
Er winkt mir zu, schließt meine Tür und ich fahr nach hause.Doch als ich dann am Dienstag nach der Schule auf dem Parkplatz stehe ist Lionel nicht da, nicht mal sein Auto. Ich warte noch Zehn Minuten, schreib ihm und ruf ihn sogar an, aber da kommt nichts. Seufzend laufe ich zur Ausfahrt und bleib am Straßenrand stehen. Vielleicht hatte er früher Schluss und verspätet sich einfach nur. Doch auch nach weiteren Zehn Minuten, hab ich weder eine Nachricht von ihm auf dem Handy, noch ist da sein Auto in der Ferne. Wütend steck ich mein Handy in die Rocktasche und schwing den Rucksack über die Schulter. Natürlich kann ich nach hause laufen, auch wenn das etwas dauert, aber darum geht es mir ja gar nicht. Es geht mir um sein Wort, dass er mal wieder nicht halten konnte. Schon jetzt tut mir der Kopf weh, nur bei dem Gedanken an das typische Gespräch dass wir morgen oder die Tage führen werden. Ich will ihn zur Rede stellen, er entschuldigt sich oder redet sich sonst wie raus und ich gebe nach und entschuldige mich ebenfalls. Immer das gleiche Gespräch und es scheint so als wäre unser letztes nicht das wirklich letzte gewesen.
In der Sonne fang ich langsam an zu schwitzen, ich bleib in der Hitze stehen, lass meinen Rucksack wieder runter, um mir in Ruhe die Ärmel der Bluse hoch zu krempeln und die ersten paar Knöpfe im Ausschnitt auf zu machen, so dass man schon den Anfang meines lila BHs sehen kann. „Scheiß drauf.", murmle ich zu mir selbst, als ein neuer Schweißtropfen zwischen meinen Schulterblätter runter läuft. Ich will grad wieder den schweren Rucksack auf den Rücken werfen, als neben mir ein Auto hält. Ich mach mich auf irgendeinen ekligen Kommentar von einem alten Mann gefasst, der nichts besseres zu tun hat, als mitten am Tag ein Mädchen zu catcallen, aber stattdessen ertönt eine ganz andere und bekannte Stimme. „Soll ich fragen, was du hier tust?" Mein Kopf schießt sofort hoch in Richtung Auto. Ein weißer Wagen mit offenem Dach, hinter dessen Lenkrad kein anderer als Ezra sitzt. „Was machst du hier?!", fahr ich ihn entsetzt an und mustere ihn genauer.
Er trägt ein weißes kurzes Leinenhemd, mit einem V-Cut und ich kann den Ansatz einer hell beigen Stoffhose sehen. Auf seiner graden Nase sitzt eine goldene runde Sonnenbrille, die seine grünen Augen hinter dunklen Gläsern versteckt und sein braunblondes Haar liegt ihm wellig nach hinten gekämmt am Haupt. Okay, ein paar Locken haben sich vielleicht gelöst, aber trotzdem wirkt alles einfach... perfekt. Ich schlucke, alles an dem typen schreit old-money und ich muss zugeben, dass mir der Anblick gefällt. Ich gebe mir sofort selbst eine imaginäre Backpfeife für de Gedanken. Zum Glück ergreift er das Wort, auch wenn er mich etwas seltsamer anguckt als vorher. Ich weiß nicht, wo er hinguckt, weil ich das ja schlecht erkennen kann, aber ich bin mir fast sicher, dass er mir nur ins Gesicht guckt und nicht in meinen Ausschnitt.
DU LIEST GERADE
Farbenfroh |✔️
RomanceEigentlich führt Olivia eine Beziehung mit ihrem traumhaften Footballspieler Lionel, aber immer mehr hat sie das Gefühl, er würde sie nicht mehr richtig wahrnehmen. Während ihre Beziehung droht zu zerbrechen, fällt ihre Aufmerksamkeit immer öfter au...