Mein Herz schlägt immer noch zu schnell, als ich es aus dem Haus geschafft habe. Meine schwitzige Hand rutscht fast an der Tür ab, als ich sie aufmache und als ich endlich auf dem Fahrer sitz lande, atme ich so tief ein und aus, dass die Frontscheibe bestimmt kurz beschlägt. Als ich mich wieder gefasst habe und nach vorn schaue, ist sie aber ganz normal und klar. Nicht dass das Essen mit seinen Eltern und der Sex mit Lionel schon schlecht genug gewesen wären, war da auch noch diese Begegnung mit Ezra. „Wie unfreundlich kann man eigentlich sein?", frag ich mich selbst laut uns böse, bevor ich nach dem Gurt greife, um mich anzuschnallen. „Der hat sie nicht mehr alle.", murmle ich ebenfalls laut. Vielleicht, um mich genau darauf zu konzentrieren, auf seine Unfreundlichkeit und nicht auf sein fantastisches Aussehen. Also wenn Lionel der heißeste Typ unserer Schule sein soll, dann muss Ezra der der ganzen Stadt sein.
Ich gebe mir sofort selbst eine imaginäre Backpfeife für diesen Gedanken.
Die ganze Fahrt über analysiere ich diese Tischgespräche von heute Abend wieder und immer wieder komme ich aufs gleiche Fazit hinaus. Ezras Mutter mag mich nicht und so wie es aussieht denkt sie ich wäre nicht gut genug. Aus David hingegen werde ich nicht schlau, er ist viel zu nett und wie kann er der Vater von Ezra sein? Der Typ, der einen so unfreundlichen Ton drauf hatte, dass einem direkt die Galle hoch kommt?Ich fahr in unsere Einfahrt rein und stell das Auto ab. Als ich durch die Haustür komme, höre ich Stimmen, die vom Fernseher stammen und das Laufen des Wasserhahns aus der Küche. „Oliv?", ruft mein Vater fragend vom Sofa aus, das man direkt sieht, wenn man am Ende des kleinen Flures steht. Alles in meinem Haus ist so viel kleiner als bei Lionels. „Ich bin's.", gebe ich möglichst munter zurück, denn auf ein Ich-habs-dir-ja-gesagt-Gespräch mit meiner Mutter hab ich grade so keine Lust. Als ich auf meinen Vater von hinten zukomme, erkenne ich, dass er einen alten Indianer Jones Film schaut, die Filme haben wir früher immer gern zusammen geguckt und anscheinend läuft grade einer im TV. Ich schmeiß mich seufzend neben meinem Dad auf die Couch und schnappe mir ein Kissen, dass ich vor den Bauch lege.
„Indy hat grad den Gralstempel erreicht.", informiert mich mein Dad und reicht mir eine große Schüssel mit herrlich duftendem Popcorn, in die ich erstmal meine Hand reinstecke.
20 Minuten schaffen wir es durch den Film, ohne das mein Vater das offensichtliche fragt. Dann bricht unser Schweigen direkt, nachdem Mum uns eine gute Nacht gewünscht hat und hinauf gegangen ist. „Und wir geht es Lionel?", fragt er ruhig, ohne zu mir zu gucken. Ich zucke trotzdem mit den Achseln. „Gut, er ist noch immer kein Fan von seinem Stiefvater, aber das ist ja nichts neues." Ich nehme eine heue Hand voll Popcorn. „Wie ist er denn so?"
„David?"
„Ja" Ich überleg kurz, wie ich ihn am besten beschreiben sollte, aber mir fällt nur ein ganz banales und einfaches Wort für ihn ein.„Nett, er ist wirklich nett. Tausend mal netter, als Megan, aber sagt das Mum bloß nicht." Er schüttelt den Kopf und lächelt mich an. „Das bleibt ein Geheimnis.", versichert er mir und richtet dann den Blick wieder auf den Fernseher. „Ich hab Mama schon gesagt, sie soll Lionel nicht immer so schlecht machen. Vielleicht ist er nicht gut genug in ihren oder meinen Augen, aber das wird kein Junge je sein. Ich glaub daran, dass du taff genug bist, selbst zu entscheiden, ob du einen Jungen wirklich magst und ob er dich gut genug behandelt." Ich schaue seitlich zu ihm hoch, dann lehn ich mich mit dem Kopf auf seine Schulter. „Danke"
Seine Worte speichere ich mir sofort sicher ab. Ich glaub daran, dass du taff genug bist, selbst zu entscheiden, ob du einen Jungen wirklich magst und ob er dich gut genug behandelt.
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Am nächsten Tag werde ich natürlich direkt von Hannah und Henry in der ersten Pause belagert. Da wir die ersten Kurse nicht zusammen hatten, konnte mich da noch keiner der beiden nerven, aber jetzt prasseln die Fragen auf mich ein. „Es war okay, denke ich.", sag ich, um beide zur ruhe zu bringen. Aber meine kurze Antwort ist ihnen natürlich viel zu kurz. „Was soll das denn sein, okay?", fragt Hannah nach. „Du denkst?", fragt Henry. Ich seufze, schlucke das Stück von meinem Sandwich runter und schließe kurz die Augen. „Also, David war sehr freundlich, aber Megan, naja, sie ist eben genau so, wie man sich eine reiche, eingebildete Mutter vorstellt." Da ich an einem Tisch mit Reichen Kids sitze, schieb ich noch ein „Nimmts nicht persönlich.", hinterer.
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Farbenfroh |✔️
RomanceEigentlich führt Olivia eine Beziehung mit ihrem traumhaften Footballspieler Lionel, aber immer mehr hat sie das Gefühl, er würde sie nicht mehr richtig wahrnehmen. Während ihre Beziehung droht zu zerbrechen, fällt ihre Aufmerksamkeit immer öfter au...