Kapitel 33

1.2K 55 4
                                    

Am Mittwoch erfahre ich über Telefon von Ezra, dass das Problem Nudes gelöst sei und am Donnerstag sehe ich auch warum. Lionel hat ein fettes blaues Auge und an der Lippe klebt etwas rote Kruste, die mir sagt, dass die Lippe geblutet haben muss. Als er an meinem Tisch in der Cafeteria vorbei läuft, wirft er mir zwar einen finsteren Blick zu, aber er sagt nicht ein Wort. Henry und Hannah brechen sofort in Gelächter aus. Ich entschuldige mich, um auf dem Klo Ezra anzurufen. Aber auf beim Videoanruf, sehe ich keine Macken, die er abbekommen hat. Trotzdem fahre ich nach der Schule noch einmal zu ihm und inspiziere ihn genau, wobei ich aber keinen Kratzer erkenne. Beim Kuscheln danach lädt mich Ezra zu einem Mittagessen am letzten Schultag ein, vor dem Abschlussball, zu dem ich ihn natürlich mitnehme. Ich stimme natürlich sofort zu, besonders, weil er mir versichert, dass es dieses mal auf keinen Fall so wie beim letzten Essen mit seinem Dad wird. Genau wie ich ihn meinen Eltern vorgestellt habe, will er mich seinem Vater vorstellen.

Vielleicht geht das alles etwas schnell, aber es fühlt sich richtig an. Außerdem sollten wir die Tage und Wochen noch genießen, die wir hier haben, bevor er wieder zur Uni muss und ich dann auch. Ich hab angenommen, die Uni, die er mir auch empfohlen hat. Und ich weiß auch immer noch nicht, auf welche er geht, aber wenn ich ehrlich bin, will ich gar nicht fragen. Aus angst, sie könnte zu weit weg sein. Und solang er mir versichert, dass wir uns auch in der Zeit nach den Ferien sehen werden, reicht mir das als Versprechen.

--

Freitag kommt schneller, als ich geahnt habe. Nach Vier Stunden Schule, in denen uns die Abschlusszeugnisse überreicht wurden und eine öde Rede von einer Schülerin namens Jade gehalten wurde, fahr ich direkt zu Ezra. Und nicht nur ich komme Zwanzig Minuten später vor der Villa an. Lionel steigt neben mir aus seinen Wagen. Und wieder kriege ich nur einen stummen bösen Blick, aber er macht mir sogar die Tür auf, ohne sich zu beschweren. Drinnen werde ich sofort von Ezra und seinem Vater begrüßt. Wie alle, ebenfalls Lio, folgen David dann ins Esszimmer, wo auch Megan ist. Und die Begrüßung läuft wirklich besser als das letzte Mal, zwar immer noch versteift und seltsam, besonders, weil ich jetzt nicht wegen Lionel hier bin, sondern wegen Ezra, aber es läuft. Ich werde die Ahnung nicht los, dass hier Ezra ganz viel seine Finger im Spiel hatte. Dafür kann ich ihm auf jeden Fall nur dankbar sein, denn es kommen tatsächlich Tischgespräche zu Stande, an denen ich mich beteiligen kann. Besonders David ist mir gegenüber sehr aufgeschlossen, das ist mit letztem Mal schon gleich.

In einem dieser Gespräche erfahre ich auch, dass Megan wohl gestern Geburtstag hatte. „Oh, dann wünsche ich Ihnen alles Gute nachträglich.", meine ich sofort in meinem liebsten Ton. „Danke, Kind, zu nett von dir." Okay, da floss viel stiller Sarkasmus mit, aber ich tue es mit einem Lächeln ab. Zum Glück mischt sich David sofort wieder ein. „Es war ein wirklich schöner Tag, ruhig und trotzdem erinnerungswürdig. Ezra hat ihr ein tolles Geschenk gemacht, hast du es ihr schon gezeigt?" Ich und David schauen beide fragend zu Ezra, der eher still ist und wie am Dienstag meine Hand unter dem Tisch hält. „Nein und es ist wirklich nur was kleines. Ein Bild aus einem Laden in der Stadt. Es hat mich direkt an Megan erinnert." Jetzt bin ich noch gespannter. Ich und David wissen zwar beide, dass Ezra Kunst studiert, aber Megan hat davon keine Ahnung, genauso wenig wie Lio. Gerade deswegen hätte ich auch nicht gedacht, dass er ihr Kunst zum Geburtstag schenkt. „Ich zeig's ihr." Statt auf zu stehen dreht sich David nur mit dem Oberkörper nach hinten.

Hinter ihm ist das Esszimmer nicht zu Ende, sondern steht noch einmal eine Sofa Ecke, mit zwei kleinen Sofas und einem Kamin. Er deutet direkt auf die Wand, an der das eine Sofa steht. Sie ist mir nicht direkt ins Auge gefallen und ich war den Mittag hier zu sehr damit beschäftigt, mich zusammen zu reißen neben Lionel und Ezra, dass es mir gar nicht aufgefallen war, aber jetzt... jetzt schon. Ich verschlucke mich an meinem Essen, dass ich gerade noch im Mund hatte. Ezra klopft mir sofort auf den Rücken und reicht mir ein Wasser, an dem ich mich sofort wieder verschlucke, als mir beim Husten das Bild ins Auge fällt. Ich kanns nicht fassen, meine Augen können es nicht fassen, mein Hals offensichtlich auch nicht.

Farbenfroh |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt