Farbenfroh |✔️

Kapitel 9

Samstage, Samstage sind für manche der erste freie Tag in der Woche und diesen Tag muss man natürlich weise nutzen. Manche nutzen ihn für Sachen, für die sie sonst nie Zeit haben, Familie, Sport, Kochen, Filme anschauen, Menschen treffen, die man lang nicht mehr gesehen hat oder einfach Ruhe finden, die man die Woche eben nicht hatte. Und dann gibt es die, die sich an einem Samstag die Birne weg saufen und so lange Alkohol in sich kippen, bis sie kotzend übern Klo hängen und Lichter und Stimmen der Party in einen großen Kloß auf Bunt und Laut zusammenschmelzen. Ich gehöre eigentlich nicht zu der zweiten Gruppe, überhaupt nicht, aber wenn man Freunde, hat die sich ab und zu genauso oder ähnlich auf Partys amüsieren, wird es schwer, sich komplett davon zu distanzieren. Eigentlich rede ich mich immer geschickt aus Hannah und Henrys und selten Lilys Einladungen zu irgendwelchen Partys heraus, aber heute hatte ich weder Kraft noch Willen dazu. Ja, vielleicht, wollte ein kleiner Teil von mir sogar mal etwas erleben, wo ich mal nicht über Lionel, irgendwelche Nudes, Beziehungen, Geburtstagsfeiern oder heiße Stiefbrüder nachdenken muss. Einen Abend, an dem ich in der Tat, über nichts nachdenken muss, außer darüber, wir kurz mein Rock wohl sein darf.

Deswegen hab ich heute auch nachgeben, als mich Henry und Hannah angerufen haben, um mich davon zu überzeugen auf eine Party irgendeines Mitschülers, dessen Namen ich noch nie gehört habe, mit zu kommen. Und es hat funktioniert. Außerdem meinte Hannah und hat mir das sogar geschworen, dass es wirklich keine große Sache werden würden. Angeblich sollen sogar nur Schüler der Ceaser High School kommen. Bestimmt eine Stunde haben wir dann noch zu Dritt gefacetimet, um alle drei auch jeder ein perfektes Outfit zu finden, um dann um 21 Uhr zusammen in Henrys Auto zur Party zu fahren.

Als ich auf der Rückbank des Autos noch an meinem schwarzen Rock rum zipple und meine Entscheidung für den kurzen Rock immer mehr bereue, haut mir Hannah vom Beifahrersitz nach hinten auf die Finger, wobei mich einer ihrer Ringe echt auf den Nagel trifft, was ganz schön zieht. „AUA", kommt es von mir, aber Hannah klappt nur ganz lässig den Spiegel von oben herab, um sich nochmal die Lippen mit einem lila Lipliner nachzuziehen. „Das tat doch nicht weh."
„Ich bin mir sicher Lio kann viel bessere Klapse geben." Es ist kein Geheimnis, dass Henry total auf meinen Freund abfährt, aber seine kleinen dreckigen Kommentare, über mein und Lios ach so tolles Sexleben, lasse ich ihm durchgehen. Auch wenn keiner von ihnen nur ein bisschen der Wahrheit entspricht. Von wegen heißer Sex mit ein paar Klapsern und Elan, ich muss nur an unseren letzten Sex zurück denken und ich könnt Gähnen. „Du brauchst unbedingt ein eigenes Sexleben.", kontere ich. „Das hab ich doch, Senorita, nur ist in meinem kein Cesar vorhanden."
„Vielleicht ist das auch besser so." Ich weiche Henrys fragenden Blick durch den Rückspiegel schnell aus, indem ich einfach aus dem Fenster starre und mir die reiche Gegend ganz genau angucke.

„Was soll das denn heißen?"
„Ach nichts."
„Das war doch wohl ganz klar nh Anspielung auf irgendetwas.", schießt Hannah dazwischen und dreht sich mir in ihrem Sitz ganz zu. „Sag schon? Ist er scheiße im Bett? Hat er einen kleinen? Oder... nein, kriegt er keinen hoch?" Ich seufze laut und leg mir die Zahlen schon mal in meinem Kopf zusammen. „Nein, natürlich nicht, nichts von dem. Es ist einfach... es fehlt was. Es fehlt ein bisschen... Action."
„Du willst mir sagen, Lionel bietet dir keine Action?" Ich kau mir unsicher auf der Innenseite meiner Wange rum. Sollte ich jetzt wirklich darüber reden? Aber gleichzeitig, spricht ja auch nicht wirklich was dagegen. Der Sex ist nun mal schlecht und ich vertraue Hannah und Henry beiden so weit, dass sie sicher keinem anderen irgendwas davon erzählen. Vielleicht haben sie ja sogar eine Idee, wie es besser werden könnte.

„Da ist keine Leidenschaft. Ich mein Lionel war noch nie sehr ein fan von Vorspiel oder außergewöhnlichem oder so, aber in letzter Zeit ist es als würde er nur das nötigste tun."
„Du meinst rein raus, fertig?", hilft mir Henry auf die Sprünge und ich nicke mit gepressten Lippen. „Aber... kommt er denn?", fragt Hannah vorsichtig. „Ja, er ja."
„Ow", sagt Hannah nur und ich nicke. „Naja, wenigstens weißt du, dass er es noch geil findet.", versucht Henry mich etwas aufzumuntern, was eher ein Schuss in den Ofen war. „Ja, aber ich will es auch geil finden, ist das nicht der Sinn von Sex? Keine Ahnung, es fühlt sich einfach nicht richtig an." Die Tatsache, das ich mich sogar benutzt danach fühle, verschweige ich ihnen trotzdem noch. Das wäre einer zu viel.