In der Schule wird Lionel mit Glückwünschen überschüttet und wenn er nicht sonst schon der Maincarachter unserer Schule ist, dann ist er es heute ganz bestimmt. Ich sitze sogar in beiden Pausen bei ihm, ihm zu liebe. Natürlich hab ich das vorher mit Henry und Hannah abgesprochen, die es mir beide nicht böse nehmen, aber trotzdem meinten, er hätte es nicht verdient. Aber heute schon.
Die Stunden nach der Schule verbringe ich damit mich zusammen mit Hannah fertig zu machen. Ich habe einen Dresscode für die Überraschungsparty angesetzt, ein einfaches Thema, Black & White. Passend dazu trage ich ein weißes Rüschenkleid aus weichem Stoff, der sich in Falten von meiner Taille aus runter bis zu kurz über den Knien zieht. An der Taille selbst sitzt das Kleid eng, an meinen Schultern sind die Träger zu zwei Schleifen geschnürt und mein Ausschnitt sowohl vorne auch als hinten zeigt etwas Haut. Meine welligen, dicken Haare, hab ich nicht einfach gebändigt, sondern in kleine Lockern verwandelt, die mir dann in einen lockeren Dutt gedreht, sodass ganz viele Locken an den Seiten und vorne raus gucken. Den Rest meines Looks, hab ich Hannah überlassen, die mir einen dunkel roten Lippenstift zusammen mit einem sonst hellem und Glitzer Look aufgetragen hat und mir dazu zu weißen Ballerinas rät, die jeweils vorne eine kleine Schleife aus Satin haben.
„Du siehst aus wie ein Engel, der vom Himmel gefallen ist.", lobt mich Hannah eifrig, als wir und fertig gestylet im Spiegel betrachten. „Und du wie eine Prinzessin ohne Krone.", gebe ich lächelnd zurück. Sie winkt ab, wird aber trotzdem etwas rot. „Okay, dann kann ja nichts mehr schief gehen." Hannah klatscht in die Hände genau in dem Moment, als mein Handy beginnt zu klingeln. Ich krame es schnell aus dem Haufen Wäsche heraus, den wir zusammengeworfen haben und der mein ganzes Bett einnimmt. „Was will der denn?", fragt Hannah mit dem Blick auf den hellen Bildschirm, wo Lio steht. Ich sag erstmal nichts und gehe lieber sofort ran. „Ja, Lio?", frag ich in den Hörer, Lionel antwortet sofort. „Hey, Baby, ich wollt nur bescheid sagen, dass ich jetzt gleich mit den Jungs unterwegs bin, ein Kumpel außerhalb der Stadt hat mich zu einem Spiel eingeladen und so nh Chance krieg ich nicht nochmal. Kannst du mir verzeihen?"
Mir fehlen kurz die Worte, weil ich seine erstmal verarbeiten muss. „Ich weiß wir wollten eigentlich essen gehen, aber, das ist eine einmalige Chance, Oliv. Bist du mir böse?" Ich schüttle mich und stottere undeutlich in den Hörer. Wie soll ich ihn denn jetzt davon abhalten, ohne einen neuen Streit anzufangen? Ich kenne die Antwort schon und obwohl sie mir nicht gefällt, ist das jetzt die einzige Lösung, die mir bleibt. Ich muss ihm von der Überraschung erzählen. Ich seufze in den Hörer, setze mich auf mein Bett und geh mir einmal mit dem Handrücken über die warme Stirn. Heute musste es ja unbedingt so heiß sein. „Lio, das geht nicht." Ich höre jetzt schon seinen genervten Ton, nur an seinem Atem, obwohl er nicht ein Wort gesagt hat und das lass ich auch nicht zu. „Du musst heute hier sein. Wirklich."
„Oliv, wir können ein anderes Mal essen gehen, versprochen. Essen gehen können wir immer, aber dieses Spiel-"
„Lio ich hab eine ganze Überraschungsparty für dich geplant!", platze ich heraus und für einen Moment herrscht auf beiden Seiten der Leitung pure Stille.„Du hast eine Party für mich geplant?" Ich nicke. Dann fällt mir ein, dass er das ja gar nicht sehen kann. „Ja, hab ich und all dein Freunde sind eingeladen und sogar bisschen Familie und Leute von der Schule. Du bist grad in deinem Zimmer, aber wenn du in einer Stunde nach unten in den Garten gehen würdest, wovon dich eigentlich deine Mum abhalten sollte, würdest du alles sehen. Wenn ich dich abhole, beginnt alles." Stille, dann ein leidendes Seufzen. „Verdammt, Oliv, das hättest du nicht tun müssen." Ein Mundwinkel von mir zieht sich in die Höhe. „Hab ich aber."
„Ich weiß und wow, ich hab's vermasselt. Sorry, Oliv, wirklich. Ich werde natürlich hier bleiben, keine Frage." Wieder atme ich erleichtert durch und lasse das Stück Bettdecke los, dass ich über unsere Telefonat hinweg fest gekniffen habe. „Ich nehme an, ich sehe dich dann gleich?"
„Ja, wir sehen uns, Lio. Und zieh dich gut an, ja?" Er verspricht mir noch, dass er sich was schickes anzieht, dann legt er auf. „Und damit haben wir das erste Problem.", murmle ich, aber Hannah ist sofort da, um mich wieder auf zu muntern. „Und du hast es perfekt gelöst. Na komm, wir müssen gleich los und wir haben Paula versprochen eine Modenschau zu geben."--
Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber auf jeden Fall bin ich den Rest des Nachmittags und Abend total angespannt. Obwohl bis 20 Uhr nichts mehr schief geht. Zwar war es keine Überraschung, aber ich glaub die Freude über die Party von Lionel war die ganze Zeit über echt. Es wurde gegessen, die Location sieht perfekt aus und die Gäste sehen nicht nu alle gut aus, sondern amüsieren sich auch gut. Um 21 Uhr gibt es Torte, um 22 verabschieden sich Familienmitglieder und nur noch Freunde und Schüler bleiben über und damit beginnt erst die richtige Party. Selbst für etwas Alkohol hab ich gesorgt. Während sich langsam Leute zur immer lauter werdenden Musik wiegen und bewegen, laufe ich wie eine Verrückte hin und her, um alles im Auge zu behalten. Dabei fällt mir auf, dass Ezra gar nicht da ist. Er war es, auf jeden Fall kurz. Ganz am Anfang stand er stock steif und perfekt bei seinem Vater, aß ein Stück Torte, obwohl er eher so aussah, als wollte er den Kuchen ermorden und jetzt ist er schon seit einer Weile weg. Ich nehme an, sein Vater hat ihn dazu gebracht, wenigstens am Anfang da zu sein.
Stunden vergehen und kurz vor Mitternacht hab ich schon zwei kotzende nach Hause geschickt und eine, auf die Toilette geschickt. Hannah war schon zwei Mal bei mir, um mir einen Cocktail in die Hand zu drücken, von dem ich aber nur zwei Schlucke trinken konnte, bevor ich ihn irgendwo hier zwischen den Leuten verloren habe. Also bin ich so eigen und besorg mir erst mal selbst einen Drink. Hannah taucht ebenfalls wieder auf. Wenn's um Alkohol geht, ist sie nun mal sofort dabei. Sie trinkt mit mir zusammen zwei Vodka Shots und eine Mische, dann zeiht sie mich an meiner Hand in die Menge auf die Wiese. „Was soll das, ich muss-" Sie legt mir einen Finger auf die Lippen und wirbelt mich an meiner Hand einmal um mich selbst. „Du musst jetzt tanzen! Das ist auch deine Party. Um den anderen Scheiß kümmern wir uns später!"
„Aber-"
„Lass es", schreit sie, damit ich sie auch wirklich durch den Lärm hindurch hören kann. Und ich lass es wirklich. Ich nehme ihre Hände und lass mich einfach treiben. Merke wie langsam der Alkohol, den ich über den Abend eingenommen habe, endlich wirkt und ich wieder einen Teil meiner Probleme vergessen kann.Wir tanzen und tanzen. Umgeben von anderen, umgeben von der Nacht und Sternen und goldenen Lichterketten. Bei jedem neuem Lief, denk ich das wäre das letzte und dann kommt das nächste und ich tanze weiter. Irgendwann läuft mir Schweiß zwischen die Brüste und langsam drück der Alkohol auch auf meine Blase. "Ich bin nur kurz pissen!", schreie ich ihr zu und Hannah hört mir nur halb zu, weil die schon mit jemand anderem tanzt. Grinsend suche ich mir meinen Weg durch die Menge ins Haus. Als ich an der Gästetoilette unten ankomme und die lange Schlange davor sehe, erlaub ich mir zurück ins Esszimmer zu gehen und die Treppen hoch. Ich bin ja Lionels Freundin, der hat bestimmt nichts dagegen, wenn ich sein Klo kurz mal mit benutze.
Also hüpfe ich leicht die Treppen hoch, laufe bis zu seiner Zimmertür und öffne sie stoßend, um durch sein Schlafzimmer zum anliegenden Klo zu kommen. Doch als ich die Tür aufreiße, bleib ich stehen. Bin erstarrt, um es besser auszudrücken. Und nicht nur ich bin überrascht. Lionel anscheinend auch.
Mir fallen die Augen aus dem Kopf und die Zeit bleibt für einen Moment stehen. Es gibt für diesen Moment nichts mehr für mich außer das Stöhnen, das vom Bett kommt. Und meinen Freund zusammen mit einem blonden Mädchen, die nur eine sein kann. Mein Blick bleibt auf Lionel, der nackt auf seinem Bett kniet. Vor ihm auf allen Vieren Lily. Und anscheinend hat sie jetzt auch gemerkt das, was nicht stimmt, denn die guckt hoch und so steh ich da. Zu geschockt um einen Finger zu rühren. Zu geschockt um irgendwas anderes zu realisieren, als das mein Freund meine Freundin fickt.
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Farbenfroh |✔️
RomanceEigentlich führt Olivia eine Beziehung mit ihrem traumhaften Footballspieler Lionel, aber immer mehr hat sie das Gefühl, er würde sie nicht mehr richtig wahrnehmen. Während ihre Beziehung droht zu zerbrechen, fällt ihre Aufmerksamkeit immer öfter au...