Kapitel 13

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Ich krieg keine Nachricht von Lionel, weder am Dienstag, noch Mittwoch, aber ich hab keine Zeit ihn anzumotzen, noch hab ich die Lust dazu. Ich hab Wochen darum gekämpft, einen Termin mit seiner Mum auszumachen, an dem Lionel nicht zuhause ist und sie bereit ist, mich zu empfangen, damit wir ein paar Dinge für Lios Geburtstagsfeier besprechen können. Und nur weil Lionel anscheinend ein kaputtes Gedächtnis hat, werde ich diesen Termin mit Megan garantiert nicht absagen. All meinen Willen entgegen, beschließe ich also rational und neutral zu sein und das Thema einfach fallen zu lassen. Einfach so zu tun, als wäre das alles gar nicht passiert. Wenn er sich nicht dran erinnern kann, werde ich es eben dieses eine Mal auch nicht tun. Sowas wie ein geheimes vorzeitiges Geburtstaggeschenk oder so, denn schließlich wird er schon Freitag 18. Ich wünschte 18 zu werden, würde auch bedeuten, sich endlich wie ein halbwegs Erwachsener zu benehmen, aber so wie es aussieht, wird Lionel für den Teil noch ein paar Jahre mehr brauchen.

Ich stehe also pünktlich um 15 Uhr vor der großen glasigen Eingangstür der Villa der Ceasers. Mein roter Wagen steht mitten drin, umgeben von teuren Karren und sieht genauso fehl am Platz aus wie ich. Bevor ich auf den Knopf der Klingel drücke. Ich wurde zwar schon vorhin durchs Tor gelassen, Klingel aber trotzdem noch ein zweites Mal. Nur damit mir die Tür auch wirklich geöffnet wird. Dieses Mal öffnet mir auch wieder die Haushälterin die Tür. Ich versuch mich an ihren Namen zu erinnern, als er mir einfällt, versuche ich so freundlich wie möglich zu lächeln und nicht zu aufgesetzt. „Guten Tag, Thea, ich hoffe Ihnen geht es gut?" Sie scheint sich etwas darüber zu wundern, worüber genau bin ich mir nicht sicher. Entweder wird sie nicht oft von Gästen begrüßt oder die meisten merken sich ihren Namen nicht, wahrscheinlich beides. „Mir geht es gut, danke, Miss Ceasar wird gleich da sein, Sie können sich ins Wohnzimmer setzen. Folgen Sie mir."

Thea führt mich durch die Halle in einen große Raum, der genau die gleichen hohen Wände aus Glas hat, wie auch das Esszimmer, aber mit deutlich mehr Möbeln bestückt ist. Alles ist weiß und modern, ich hab fast Angst, mich auf das perfekte Sofa zu setzte und kontrolliere direkt zwei Mal, ob ich nicht doch was an meiner Hose oder an meinen Ärmeln kleben hab, was den hellen Stoff färben könnte. Als ich sitze, verschwindet Thea auch schon wieder, ich nehme an, um Wasser oder so zu besorgen. Wie das letzte Mal, als ich allein in einem Raum hier war, schau ich mich auch jetzt genaustens um. Das Wohnzimmer besteht nicht nur aus einer weißen großen Eckcouch, sondern auch einem runden Glastisch, zwei Sesseln mit Gold an den Seiten, einem riesigen Flachbildfernseher, der beinahe die ganze Wand gegenüber des Sofas verdeckt. Einer Bar aus weißen Marmor, die sich hinter dem Sofa befindet und mit passenden Barhockern ausgestattet ist, Lampen, die an teure Kronleuchter erinnern, einem weißen Fellteppich und noch ein paar schlichten Dekoartikeln. Für die Größe des Wohnzimmers, wirkt es trotz allem leer. Nicht ein Klecks Farbe. Nicht eine unperfekte Sache.

Als ich Schritte wahrnehme, die aus dem Flur, aus Richtung Esszimmer kommen, in dem sich auch die Treppe nach oben befindet, setz ich mich sofort aufrechter hin und leg mir schon mal die Begrüßung für Megan bereit. Doch als Megan den Raum betritt und sich das Licht göttlich auf sie richtet, sind all meine Worte aus dem Kopf verschwunden. Ich kann mich wenigstens noch daran erinnern, aufzustehen und ihr meine Hand zu reichen. Sie läuft einfach an mir vorbei, lässt meine Hand dumm in der Luft rum schweben und stöckelt auf ihren hohen roten Pumps in Richtung Bar. „Lassen wir die Formalitäten, ich hab nicht viel Zeit." Sie schenkt mir keinen Blick, als sie sich an der Bar einen Drink einschüttet. Erst als ich auch nach einer Minute noch nichts gesagt hab, hebt sie den Kopf mit den perfekt geglätteten Haaren, um mich scharf anzusehen. „Bitte Kind, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, manche von uns haben Arbeit zu tun."

Ich schüttle mich innerlich frei und nicke knapp. „Ja, ja, klar, tut mir leid. Es wird nicht lange dauern. Ich wollte nur nochmal alles durchgehen für Freitag." Sie trinkt einen großen Schluck ohne eine Miene zu verziehen. „Was gibt es denn schon wieder? Lionels Party findet im Garten bei uns statt, um 19 Uhr, Essen und Trinken werden von unserem Catering bereit gestellt und um die Deko und all das wolltest du dich doch kümmern."
„Ja, das stimmt alles, aber ich wollte, das alles perfekt ist. Ich wollte die Sitzordnung noch einmal durchgehen, da zu Beginn ja auch Familienmitglieder dabei sind und haben Sie auch wirklich die Menüpläne weitergegeben, die ich gestellt habe? Ich weiß, dass hört sich verrückt an, aber Sie wissen ja, was Lionel für Vorlieben hat, was sein Essen angeht."

Farbenfroh |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt