Kapitel 18

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Pünktlich zur Wachablösung erschien Vision vor Tonys Zimmer im Stark Flügel des Krankenhauses.
Happy war sichtlich froh ihn zu sehen, erklärte ihm, dass sich in den letzten zwölf Stunden nichts verändert hatte und gab seinen beiden Mitarbeitern die letzten Anweisungen.
15 Minuten später schliefen die beiden Wachmänner friedlich in ihren Stühlen und Wanda schlich mit Steve durch die Notaufnahme, um zu dem Flur zu gelangen, in dem Tony als einziger Patient lag.
"Ihr habt eine Stunde... Ich bin hier und passe auf, dass dich keiner sieht."
"Was ist mit den Kameras...", fragte Steve besorgt und deutete auf die fünf Kameras, die jeden Winkel des Flures bewachten.
"Keine Sorge... Vision kümmert sich gerade darum..." Ein paar Sekunden später nickte die künstliche Lebensform, um Steve zu zeigen, dass jetzt alles vorbereitet war.
"Vielen Dank..."  
"Keine Ursache, Captain Rogers...", lächelte Vision sanft und nahm Wandas Hand.
"Eine Stunde...", erinnerte die Hexe ihn, sah ihren Liebsten lächelnd an und lehnte sich an seinen Arm, während ein sichtlich nervöser Steve Rogers die Tür des Krankenzimmers öffnete und sich sichtlich bemühte, nicht sofort in Tränen auszubrechen, als er das erste Mal sah, wie sehr der Angriff Tony zugerichtet hatte.
"Oh großer Gott...", hauchend, fiel er beinahe auf den schmalen Plastikstuhl neben Tonys Bett und betrachtete die vielen Schläuche und Elektroden an Tonys Körper.
Das leise und rhythmische Zischen der Beatmundmaschine jagte Steve einen Schauer nach dem nächsten über den Körper.
Tony wirkte so fragil...
Seine Haut hatte, neben diversen Hämatomen und frisch genähten und geklammerten Schnitten, eine seltsam gräuliche Färbung angenommen.
Die kreisrunde Narbe, wo einst der ArcReaktor sein Herz vor dem Schrappnell beschützt hatte, wirkte rötlich entzündet aber älter, als die Wunden darum herum...
Als hätte sich dort sein portabler Reaktor eingebrannt. Ein Gedanke, der Steve die Tränen über die Wangen trieb.
Das war sein Werk...
Mit zittrigen Fingern streckte er seine Hand aus, fuhr über die kühle Haut des Milliardärs und legte sie auf dessen linke Brustseite.
Das langsam schlagende Herz unter seinen Fingern sorgte dafür, dass bald das Zittern seiner Hand auf seinen ganzen Körper überging.
"Es tut mir so leid...", wispernd, lehnte er seinen Kopf auf Tonys Schulter, die ihm am wenigsten verwundet vorkam.
"Tony..."
So sehr er sich danach sehnte, ihm nun in die Augen zu sehen...
So sehr fürchtete er diesen Moment auch.
Er wusste, er hatte Tony verletzt...
Nicht nur körperlich.
Er hatte Bucky beschützen wollen...
Seine Familie, den Mann, den er so sehr vermisst hatte...
Und hatte dafür den Mann, dessen Vertrauen und Loyalität er gewonnen hatte beinahe getötet.
Einen Freund...
Seinen Freund.
"Ich werde rausbekommen, wer das getan hat, Tony…", versprach er heiser." Wir werden dafür sorgen, dass jemand hierfür bezahlt. Und... Wenn du mich eines Tages lässt... Dann werde ich dich um Verzeihung bitten. Wir hätten... Wir hätten es nicht soweit kommen lassen dürfen, Tony. Wir hätten einen Weg finden müssen... "
Ganz sanft, als sei die Hand vor ihm aus Glas, nahm er sie in seine und fuhr über das raue, wunde Fleisch mit seinem Daumen.
"Ich kann mir keine Welt ohne dich vorstellen...", gestand er kaum hörbar.
"Sie wäre trostlos... Leer... Und um einen so unglaublichen Menschen ärmer. Komm zurück zu uns, Tony. "
*Zurück zu mir...*
Jagte es durch seinen Kopf, doch er wagte nicht, diesem Gedanken wirklich den Raum zu geben, den er in seinem Herzen längst einnahm.
*Stark braucht dich nicht... Der kommt gut ohne dich klar*
Hörte er noch Buckys Stimme im Ohr.
Er spürte die Zärtlichkeiten der Nacht mit Bucky noch auf seiner Haut prickeln...
Doch der Anblick vor ihm, beherrschte in diesem Moment sein Herz, wie auch seinen Verstand.
Alles in ihm schrie danach, Tony in seine Arme zu reißen...
Ihn festzuhalten und zu flehen, dass er die Augen aufmachen solle...
Doch alles, was er tun konnte, war die unverwundeten Stellen seines Freundes sanft zu berühren und für ein Wunder zu beten...  

"Wir müssen los..." Wanda klopfte leise an die Tür, als Steve nicht auf die Zeit achtete.
Zusammenzuckend richtete er sich auf, legte die Kleidung des Milliardärs wieder auf den Stuhl zurück und bückte sich, als ein leises Geräusch von etwas Herunterfallendem seine Aufmerksamkeit erregte. Schluckend hob er den zerfledderten Brief zusammen mit dem kleinen Mobiltelefon auf, das in viele kleine Einzelteile zerfallen war.
Er hatte es bei sich getragen?
Aber...
Und plötzlich machte es Sinn, was Friday ihm am Telefon gesagt hatte!
Das war kein Irrtum oder ein Versehen gewesen... Tony hatte nicht vergessen, die Notfallnummer zu ändern...
Er hatte die Nummer des kleinen Telefons absichtlich eingegeben!
Er hatte ihn tatsächlich als seine Rückendeckung angegeben...  
Ganz vorsichtig platzierte er die Reste zurück in die verkohlte Hosentasche und steckte den angesenkten Brief dazu.  
"Ich komme wieder, Tony...
Wir werden reden.
Wir finden einen Weg... Das schwöre ich dir."
Einem Impuls folgend, küsste er kurz die fahle Stirn des Milliardärs, fuhr erneut mit der Hand über die unverwundete Wange vor sich und riss sich dann los, als Wandas Warnung drängender wurde.
 Vision ließ sie aus einem Nebeneingang aus dem Krankenhaus, bevor er die Kameras erneut aktivierte und wie gewohnt seinen Wachdienst antrat.
Die beiden Wachmänner erwachten aus ihrem Schlaf , als Wanda außer Reichweite war, nicht wissend,
dass sie gerade wirklich eine Stunde tief und fest geschlafen hatten.  
Und während Wanda sich über ihren kleinen Coup regelrecht freute, fühlte sich die Rückkehr in den Tower für Steve wie ein nie endender Dauerlauf an. Beinahe atemlos lief er an Natascha vorbei, die am Eingang auf ihn gewartet hatte.
 Er rannte in sein Zimmer, warf die Tür hinter sich zu und schrie seinen Schmerz gedämpft durch seine Kissen, aus sich heraus.

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