Kapitel 35

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Der eine Teil in Steve wollte Tony sagen, dass er vernünftig sein solle, dass er auf seine Gesundheit achten solle...
Der andere, wesentlich primitivere Teil in Steve Rogers, wollte genau das hier...  
Die nicht enden wollenden Küsse, Tonys Hände, die sich in seinen Haaren festkrallten und ihn hier und da an seinen Haaren zurückzogen, um den Kuss noch intensiver zu gestallten.
Ein dunkles Stöhnen entwich dem Supersoldaten, als Tony ihn näher an sich zog und seine Knie rechts und links neben Steves Hüfte leicht zusammen drückten. Der Milliardär presste sich so eng gegen Steve, wie es möglich war, nur um schließlich einsehen zu müssen, dass sein Körper diese Behandlung nicht lange durchstehen würde.
Egal wie sehr er das hier auch gerade begehrte.
Um Beherrschung ringend löste er sich von Steves Lippen, der ihn schwer atmend ansah.
"Scheiße..."
"Nur verschoben...", hauchte Steve heiser und kämpfte sichtlich damit, seine eigene Erregung unter Kontrolle zu bekommen.
"Ich will das hier…", versicherte Tony schnell und als er Steves Blick auffing, durchfuhr ihn ein nie gekannter Schauer.
Die sonst so blauen Augen schienen dunkel und fast schwarz vor Verlangen .
Steves Lippen, geschwollen von ihren Küssen, bebten, als er den Sauerstoff in seine Lungen saugte, um sein Verlangen irgendwie zu zügeln.
Tony fand diesen Anblick einfach anbetungswürdig und verfluchte seinen Körper für die ihn behindernde Schwäche.
"Ich hasse es, vernünftig zu sein...", murmelte er entschuldigend, worauf Steve ihn erneut küsste und dann regelrecht jungenhaft zu grinsen.
"War das nicht eigentlich mein Part? Die Vernunft, meine ich?"
"Vernunft ist scheiße...", grinste Tony nur und Steve konnte nicht anders, als kurz aufzulachen und seine Stirn auf Tonys Schulter abzulegen.
Sein Herz raste ebenso wie sein Verstand, doch in diesen Momenten gab es nichts, das ihm mehr bedeutet, als Tonys Hände an seinem Körper.
"Und ich dachte immer, du wärst mehr der Kuschel-Blümchensex Typ..."
"Ach, du kategorisierst?", gab Steve frech zurück, worauf Tony nur grinste."Ein wenig..."
Amüsiert schüttelte Steve den Kopf und richtete sich langsam auf, um endlich wieder Gewalt über seine Emotionen zu bekommen.
Tony zog sich mit seiner Hilfe hoch und stützte sich auf Steves Arm, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
"Vision bringt mich um, wenn er meine Werte sieht..." "Keine Sorge", schmunzelte Steve ruhig. "Ich glaube, Vision weiß längst, woher die kommen..."
"Ernsthaft?"
"Ich habe da so eine Ahnung...", glucksend, begleitete er Tony in den Aufzug und lehnte ihn gegen die kühle Wand, nur um sich direkt vor ihm zu platzieren.
"Was wird das...?"
"Ich sorge dafür, dass du nicht umfällst. Was denn sonst?"
Dieser spielerische Unterton in Steves Stimme ließ Tony schlucken.
Warum konnte er nicht immer so sein?
So gelöst und... NICHT Steve Rogers!?
Oder war dies hier Steve Rogers und der andere, soviel ernstere und integere Mann Captain Amerika? Wenn dem so war, war Tony der Erste in allen Belangen lieber.
Steves Hände lehnten rechts und links neben Tonys Schultern, ohne ihn wirklich zu berühren.
Lange Sekunden war alles, was sie vom anderen wahrnahmen, nur die Körperspannung und der Atem des anderen auf der Haut.
Tony war noch nie so verdammt erregt gewesen, und das von quasi NICHTS.
Das war doch absurd!
Er fühlte sich ertappt, wie ein Schuljunge beim Rauchen, als der Aufzug aufging und Natascha von der Küche aus zu ihnen sah.
Sie trug nur einen kurzen Schlafanzug und einen Seidenbademantel darüber, als sie den beiden einen irritierten Blick zuwarf.
"Will ich wissen, was das zu bedeuten hat?"
"Ich glaub nicht..."
Sie nickte Steve nur zustimmend zu, als sie sah, wie er Tony zurück in sein Zimmer brachte.
"Ich glaube, das will ich wirklich nicht...", murmelnd, nahm sie ihr Bier und ging zurück in ihr Zimmer.
Den Anblick musste sie wirklich erstmal verdauen. Hatte Steve Rogers gerade wirklich...
Oh ganz böse Falle, das Bild würde sie nicht mehr aus dem Kopf bekommen, wenn sie genauer darüber nachdachte.
Ignoranz konnte manchmal ein wahrer Segen sein...

"Ok, sachte..." Ganz langsam ließ Steve den Dunkelhaarigen auf das Bett gleiten und half ihm, seine Beine hochzuziehen.
"Oh man...", seufzend versank Tony beinahe in der Matratze, sichtlich erleichtert wieder zu liegen.
"Komm her..."
Er nahm Steves Hand, zog ihn zu sich und grinste, als dieser mit seinen Fingern den gesunden Arm nach oben fuhr und mit seinen Fingerspitzen über Tonys Shirt wanderte, nur um auf seinem Oberschenkel zu verweilen, da dies die Stellen waren, von denen er wusste, dass sie unverletzt geblieben waren.
"Ruh dich aus..."
"Bleib hier. Bitte..."  
Tonys Hand ergriff Steves und hielt sie fest, während er die Augen schloss.
"Ich schlafe besser, wenn ich nicht allein bin", gestand der Milliardär leise und suchte Steves Blick.
Da war soviel in Tonys Blick, dass Steve für einen Moment der Atem stockte.
Hatte er diese Augen jemals so offen gesehen?
So verwundbar?
"Ich bin hier", sagte er sanft und wusste, dass in diesen drei Worten so viel mehr lag, als sie nach außen hin zeigten.
"Danke..."  
Da war sie wieder, die gleiche Tonlage wie damals, als er bei Tony im Krankenhaus war...
Hatte er sich damals auch genau dafür bedankt?  
War es das gewesen, was er hatte sagen wollen? "Jederzeit", wispernd sah Steve, wie Tony ein leichtes Lächeln über die Lippen glitt, bevor er erschöpft einschlief. Seine Hand fest um die seines Gegenübers gelegt.

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