Kapitel 61

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"Was ich immer noch nicht verstanden habe, ist, durch unser Video ans Weiße Haus sollten die doch denken, dass du und ich tot sind..."
"Genau darüber mache ich mir Sorgen", nickte Steve langsam.
"Du kennst Jacky besser als ich...
Glaubst du, sie hätte sich für Hydra einspannen lassen?"
"Jacky? Niemals. Die Frau war der lebende Patriotismus.
Ich war stink sauer, als ich gemerkt hab, dass sie mich nur flachgelegt hat, um an dich ran zu kommen..."
Steves leises Lachen ließ seinen Freund jungenhaft grinsen.
"Was denn? Ok, ich mein...
Die Nacht war nicht schlecht..."
"Oh bitte, zu viel Information, Buck...", lachend hob der Blonde abwehrend die Hände, was sein Gegenüber mit einer kokett hochgezogenen Augenbraue kommentierte.
"Wer weiß, so ein Dreier..."
"Hörst du jetzt auf!" Der Blonde gab Bucky einen Schubser, so dass dieser theatralisch zur Seite kippte und sich vor Lachen kaum halten konnte.
"Jetzt mal im Ernst, ich weiß nicht, was ich davon halten soll.
Entweder ist es eine Falle, um uns herauszulocken, so dass sie bestätigt bekommen, dass wir tot sind...
Oder es gibt einen Maulwurf, der es ihnen verraten hat.
Buck, was machen wir aus dieser Scheiße?"
"Das Beste...Wie immer.
Wir haben genau zwei Möglichkeiten. Entweder wir bleiben tot und verstecken uns den Rest unseres Lebens oder wir sorgen dafür, das dieser Sumpf endlich ausgetrocknet wird."
"Und wie?
Lassen wir das Weiße Haus in die Luft gehen?"
Buckys Lippen schürzten sich unter Steves Sarkasmus, als würde er diese Möglichkeit tatsächlich in Betracht ziehen.
Bis er schließlich den Kopf schüttelte und tatsächlich hilflos die Achseln zuckte.
"Ich weiß es nicht. Alles was ich weiß, ist, dass deine Augen mir aktuell nicht gefallen, Brüderchen.
Da ist etwas in dir, das mir Angst macht..."
Vom spielerischen Tonfall in puren Ernst wechselnd, drehte er sich so, dass er Steve tief in die Augen sehen konnte.
"Ich kenne diesen Blick, Steve, und er hat mir damals schon nicht gefallen.
Da ist etwas in dir..." Er deutete mit dem Finger auf Steves Herz und schüttelte bittend den Kopf. "Lass es dir nicht brechen... Nicht durch Stark."
"Was sagt dir, dass Tony dafür verantwortlich ist?", fragte Steve irritiert, worauf Bucky blinzelte.
"Nicht?"
"Nein." Steve schüttelte den Kopf und sah seinem Freund aus Kindertagen, seinem Bruder, tief in die Augen.
"Tony ist gerade der Kleber, der das hier..." Er deutet auf seinen Körper. "Überhaupt zusammenhält.
Ohne ihn hätte ich schon aufgegeben."
Schluckend zog Bucky ihn in eine Umarmung, hielt ihn fest, als hätte er Angst er würde jeden Moment einfach verschwinden.
Das Geständnis, zusammen mit dem gebrochenen Blick in Steves Augen, war auf eine Weise erschrecken, die James Barnes nicht ertragen konnte.
Eine Welt ohne Steve...
Unmöglich!
"Wir radieren diesen Sumpf aus, Steve... Ich schwöre es dir."
"Pass auf Shuri auf", bat der Blonde sanft. "Und grüß sie von mir, ja?"
"Deine zukünftige Schwägerin? Gern..."
Blinzelnd drehte er sich zu Bucky um, der ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen hatte.
"Hast du...?"
"Noch nicht, aber ich habe es vor... Ist es ok für dich?"
"Du fragst mich, ob...? " Steve kicherte tonlos, als er Buckys Blick auffing. "Ich wünsche euch beiden alles nur erdenklich Gute, Buck.
Sie macht dich glücklich... Mehr muss ich nicht wissen."
Das Lächeln auf Buckys Lippen wurde breiter, als er aufstand und Steve erneut umarmte.
"Dir ist klar, dass du mein Trauzeuge wirst...?!"
"Jetzt schon…" Lachend erwiderte er die Umarmung und drückte seinen Freund so eng an sich, dass beiden die Luft aus den Lungen wich, bis sie sich trennten.

"Warte kurz..."
Sam hielt mitten in seinem Flug inne, als er ein paar Testrunden auf dem Botschaftsgelände drehte und Steve unter sich bemerkte.
Er landete neben ihm, klappte die Flügel ein und lief auf den Blonden zu, der ein paar Meter entfernt auf ihn wartete.
"Ist echt schwer, dich allein zu treffen die letzten Tage..."
"Warum kommst du nicht einfach zu mir, wenn du reden willst?"
"Ich hatte irgendwie das Gefühl, du würdest das nicht wollen..."
Irritiert drehte sich Steve zu seinem Freund um und legte den Kopf schief.
"Das ist doch Blödsinn, Sam. Du bist einer meiner engsten Freunde."
"Dachte ich auch.
Aber seit dem wir wieder in New York sind...
Du redest nicht mehr mit mir, dann erfahre ich, dass du und Buck... Naja… Und dann du und Stark. Ich..."
"Du erfährst, dass das 'Symbol der Nation' Männer und Frauen liebt und eben nicht so perfekt ist, wie man ihn immer darstellt?"
"Scheiß was auf diesen 'Symbol der Nation' Bullshit...
Du bist mein Freund, mein Flügelmann.
Verdammt Steve, was du in deinem Bett machst ist mir doch scheißegal. Ich will meinen Freund wieder haben!"
Steves Blick wurde weicher, als Sam ihn an den Schultern fasste und zu sich drehte.
"Ich dachte, du würdest mir mehr vertrauen..."
"Ich vertraue dir, Sam.
Blind, ohne jemals zu zögern.
Das wird sich nicht ändern... Aber im Moment traue ich mir selbst am allerwenigsten.
Ich weiß nicht mehr, wer oder was ich bin, ob das, wofür ich mein ganzes Leben gekämpft und existiert habe, wirklich das ist, was ich geglaubt habe, was es ist!
Ich weiß nicht mal, ob das, was ich gerade sage, wirklich Sinn macht..."
"Macht es", sagte Sam ruhig und ließ Steves Schultern los.
"Ich wollte immer in die Army. Du warst sowas wie ein Idol für jeden von uns Kadetten, jeder wollte so sein, wie DER Held des zweiten Weltkrieges.... Wir wollten dienen, den Menschen helfen.
Unser Vaterland verteidigen, wie der Held Amerikas."
Steves genervtes Augenrollen ließ Sam kurz seinen Kopf senken, nur um ihn dann ernster wieder anzusehen.
"Und dann habe ich dich kennen gelernt.
Den Mann hinter dem ganzen Pathos... Hinter den ganzen Legenden.
Und plötzlich wusste ich... Ich wollte nicht sein wie Captain Amerika.
Ich wollte sein, wie du."
"Dann bist du einer der Wenigen, die darin einen Unterschied sehen...", murmelte Steve, noch nicht wirklich überzeugt, dass Sam diesen Unterschied wirklich auch erkannte.
"Du bist kein Held Steve... Du bist ein guter Mensch.
Ein Mensch, den man aufs Übelste benutzt, belogen, verascht und betrogen hat.
Ein Mensch, dem Amerikas Regierung und die ganze verdammte Welt mehr schuldet, als sie ihm je wieder zurückzahlen kann und wird.
Und dennoch kämpft du noch immer für die Menschen.
Für die kleinen Menschen, für die Menschen, die zählen.
Du hast das größte Herz, das ich kenne, Steve Rogers.
Ändere das niemals Steve... Das ist alles, worum ich dich bitte."
Schluckend sah Steve seinem Freund an, spürte die Ernsthaftigkeit und pure Ehrlichkeit in dessen Augen.
"Danke...", wispernd zog er ihn an sich und hielt ihn einfach kurz fest, bis dieser sich löste und frech grinste.
"Du brauchst ‘nen Arschtritt...  Steht‘s zu Diensten, Captain."
Er salutierte, brachte Steve damit zum Kichern und löste den militärischen Gruß erst auf, als Steve ihn erwiderte.
Zusammen gingen die beiden zurück in den Tower, wo der Rest des Team gerade ein Footballspiel ansah.
Loki und Tony standen in einer Ecke zusammen mit Natascha.
Lokis Arm lag um ihre Schulter, der auf diese Weise offensichtlich sehr amüsiert dafür sorgte, dass Clint und Bruce ihn mit Blicken erdolchte.

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