Kapitel 19

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Das leise Klopfen an seiner Tür weckte Steve Rogers aus seinem dämmrigen Halbschlaf.
"Herein..."  
Er wusste, hier im Tower war er sicher.
Auch wenn Rhodey in der unteren Etage lebte und an seiner Lähmung arbeitete.
Das hier war sein Zuhause...
Und so verrückt sich das auch anhörte und erst recht anfühlte...  
Er spürte, dass er hierher gehörte.  
"Hab ich dich geweckt?"
Natascha trat in den dunklen Raum und schlich neben ihn, als er sich aufsetzte.
"Nein..."
Eine kleine Lampe neben seinem Bett anmachend, suchte er ihren Blick und seufzte.
"Ich hab nicht wirklich viel Ruhe gefunden in den letzten Wochen..."
"Ging uns allen so...", nickte sie und suchte direkten Augenkontakt mit dem blonden Supersoldaten.
"Ich habe die Flugbahn nachverfolgen können..."  Sofort war Steve hellwach und richtete sich gerade auf, was die Spionin sanft unterdrückte.
"Das Ergebnis wird dir nicht gefallen..."
"Sag es einfach... "
"Sibirien...
Dr. Armin Zola...
Du erinnerst dich an diesen Computernazifreak..." "Klar... Er hat sich selbst in die Luft gejagt und uns fast noch dazu..."
"Ich hab den Gestank wochenlang nicht aus meinen Haaren bekommen…", knurrte die Spionin, wurde dann aber wieder ernst. "Ich konnte seine Spuren durch das Netz bis hin zu einer alten Raketenbasis in einem Gletschergebiet im Norden verfolgen.
Unweit des Ortes, an dem du damals diesen Hydra Nurflügler Walküre ins Eis gelenkt hast..."
"Du meinst... Das Ding ist die ganzen 6000 Kilometer von dort aus bis hier geflogen?"
"Nicht ganz... Ich weiß, dass von daher der Befehl zum Abflug kam... Die Rakete ist von einem Standort im Ozean gestartet."
Der Blick, den Natascha ihm zu warf, ließ Steves Nackenhaare kribbeln, daher wollte er eigentlich gar nicht die Antwort auf seine nächste Frage wissen... Konnte sie sich aber bereits denken.
"Woher genau..."  
"Das Raft Gefängnis..."
"Verdammt...", hauchend wischte er sich mit beiden Händen über das Gesicht. Da gab sich wirklich jemand große Mühe, um es so aussehen zu lassen, dass er oder einer seiner Freunde den Anschlag auf Tony verübt hatten.
Mit seinem Einbruch in das Hochsicherheitsgefängnis hatte er dem Attentäter ein perfektes Motiv geliefert... Niemand würde ihnen glauben, dass ein seit Jahrzehnten als tot geltender Naziwissenschaftler seinen Geist in einen Computeralgorithmus verwandelt hatte und nun damit Menschen via Internet terrorisierte...
"Wenn Zola da mit drin hängt... Dann könnte Zemo davon wissen, oder?"
"Möglich…", nickte Natascha. "Allerdings glaube ich nicht, dass Zemo zu Hydra gehört... Der ist doch eher mit eigenen Motiven unterwegs gewesen..."
"Er ist einer von der Sorte, die alles und jeden für seine Zwecke benutzt. Dem ist es egal, wessen Lied er singt, solange es am Ende zu seiner Melodie wird." Dem konnte die Spionin nicht widersprechen
. "Ich kontaktiere T'Challa. Vielleicht kann er etwas aus ihn heraus bekommen. Wir kümmern uns um Zola." Zustimmend nickte Steve und lehnte sich an die Wand.
Er spürte, dass sein Gegenüber noch etwas sagen wollte, jedoch offensichtlich zögerte, es auszusprechen.
"Du hattest Recht, Nat...", sagte er deshalb ruhig.
"Wir hätten es anders regeln müssen... Tony und ich." Sie lächelte leicht, nickte und suchte dann seinen Blick mit ihren.
"Er liebt dich, Steve... Deshalb war er so unglaublich verletzt, als..."
"Ich liebe ihn auch, Nat... Ich habe nur viel zu lange gebraucht, um zu verstehen, was das bedeutet. Wahrscheinlich zu lange. Und... Dann ist da noch Buck..."
Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf in einer hilflosen Geste.
"Ich weiß nicht, was ich fühle oder was ich denken soll. Es ist alles einfach nur noch kompliziert."
"So ist das, wenn man erwachsen wird...", lächelte Natascha sanft und tätschelte ihm sachte über den Oberschenkel.
"Wir lieben, was und wen wir lieben Steve..."
Sie gab ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn und lächelte auf ihn herunter, während sie sich zurück zog. "Wir sehen uns morgen.
Ich versuche, ein paar Stunden zu schlafen, bevor ich morgen unseren Colonel mal in die derzeitige Situation einweihen werde...
Er hat die besten Möglichkeiten, wenn es um das Raft geht."
Mit einem letzten Nicken sah Steve zu, wie sie die Tür hinter sich schloss und ließ sich mit einem frustrierten Schnaufen zurück in die Kissen gleiten.
Wieder von seiner Vergangenheit eingeholt, die er so sehr gehofft hatte, hinter sich lassen zu können...

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