Kapitel 12

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Zwei Tage später drehte Tony erneute Testrunden mit seinem neuen Anzug über dem Avengers Tower .
Der Außenminister ging ihm furchtbar auf die Nerven...
Erst heute morgen hatte er ihm seine neue Mission zuteilen wollen.
Irgend so ein Warlord im Tiefen des Kongo...
Das war definitiv eher war für War Maschine...
Aber der Anzug war eben an den Boden gefesselt, da Rhodey noch nicht so weit war.
Auch wenn der Anzug als Stütze für seine gelähmten Beine ohne Probleme funktioniert hätte...
Colones Rhodes war einfach noch nicht soweit, wieder Einsätze zu fliegen.
Und wenn es Tony nach ging, würde sich das auch nicht so bald ändern.
Also versuchte Außenminister Ross das Ganze auf ihn abzuschieben...
Ohne großen Erfolg.
Und das Beste an der Idee dieses sadistischen Politikidioten, war die anschließende Drohung, Tony unter Hausarrest zu stellen, sollte er der Anordnung des Oberkommandos nicht Folge leisten.
Die Idee amüsierte Tony immer wieder, wenn er darüber nachdachte.
Das Problem an diesem bitter süßen Amusement war...
Steve hatte ihn genau auf so etwas hingewiesen und gewarnt.
Natascha und Clint hatten ihm genauso ein Szenario vorausgesagt...
Und er hatte es zugeben zu müssen, das sie recht hatten.
Es ließ den Milliardär nachdenken.
Was, wenn Steve tatsächlich recht hatte mit seiner Meinung?
Aber wie sollte so etwas wirklich funktionieren?
Es MUSSTE so etwas wie Spielregeln für Massenvernichtungswaffen geben...
Das traf auf die menschlichen, wie auch die stählernen zu.
Niemand auf dieser Welt durfte so eine Macht ohne Kontrolle oder Hinterfragung haben.
Wohin so etwas führen konnte, hatte Tony am eigenen Leib erfahren.
Damals hatte er geglaubt, die Sicherheit der Welt quasi personalisieren zu können, mit sich selbst als Retter der Welt.
Wie gut das funktioniert hatte, musste Sukovia heute noch ausbaden.
Durch seine fixe Idee eines Erdenschützers war Sukovia praktisch ausgelöscht worden...
Mit vielen seiner Einwohnern.
Konnte Steve nicht sehen, dass er sich genau in die gleiche Idee verrannte?
Nur weil eine Person DACHTE, sie wisse alles und wisse was richtig sei...
Hieß das nicht, dass es auch wirklich richtig sein musste.
Eine Lektion, die Tony auf die wirklich harte Tour lernen musste.
Auf der Hangarebene landend, ließ Tony den Anzug in seinen Behälter zurück gleiten, nur um eine Sekunde später Fridays Warnung über seine Brille und die Displays im Haus zu hören.
BOSS DA KOMMT WAS AUF UNS ZU! EVAKUIER...  
Das letzte was Tony Stark vernahm, war eine massive Druckwelle, die ihn umwarf und sämtliche Scheiben auf der Hangarebene zerstörte.
Ein schwerer Schlag traf seinen Körper, dann wurde es schwarz.  

"Steve..."
Keuchend richtete sich James Barnes auf seinem Bett auf.
Schweißgebadet rang er nach Atem, versuchte sich in seinem Raum zumindest halbwegs zu orientieren.
Der Traum hallte in seinem Körper nach.
Hunderte von Menschen, die auf ihn zeigten...
Er kannte jedes einzelne Gesicht.
*Mörder*  
*Verbrecher*
*Versager*
Immer wieder hallten diese Worte zusammen mit den Aktivierungsworten des Winter Soldiers durch seinen Verstand.
"Aufhören... Bitte... Ich…"
Zwei Starke Arme legten sich um seinen Oberkörper, stoppten seinen panischen Versuch, um sich zu schlagen mit bloßer Kraft und vertrauter Anwesenheit.
"Buck... Bucky. Ich bin‘s... Ganz ruhig...", wisperte Steve sanft nahe Buckys Ohr und musste wirklich alle Kraft aufwenden, um die ungezügelte Panik des Dunkelhaarigen zu zähmen.
"Bucky... Ganz ruhig... Komm schon."
Zunächst gegen die fesselnden Arme ankämpfend, beruhigte sich James Barnes mit tiefen Atemzügen. "So ist‘s gut... Mit mir... Komm schon Buck.
Ein... Aus... Ein… Aus... Ruhig..."
Steve lockerte den Griff vorsichtig, als er spürte, dass Bucky seine Sinne halbwegs wieder unter Kontrolle bekam.
Er drehte den Schwarzhaarigen zu sich, suchte seinen noch immer leicht panischen Blick und nickte ihm beruhigend zu.
"So ist gut... Alles ok. Ich bin bei dir... Alles ist ok."
Buckys Atem wurde zittrig, als er endlich seine Lungen wieder vollends füllen und entleeren konnte. "Schschsch... So ist gut… Sieh mich an."
Der Blick des ehemaligen Winter Soldier wurde ruhiger...
Und schließlich nickte er Steve dankbar zu.
"Oh Gott...", hauchend, ließ er den Kopf nach vorne gegen Steves Brust fallen, spürte wie die starken Arme ihn umfingen und einfach sanft festhielten.
Schließlich führte Steve Bucky zurück zum Bett, setzte sich auf die Kopfseite und wartete, bis sein Freund zu ihm kletterte.
Er zog ihn vor sich, hielt ihn mit dem Rücken an sich gedrückt, abwartend bis sein rasendes Herz sich langsam zu beruhigen begann.
"Willst du drüber reden?"
"Nein..."
Die brechende Stimme des Dunkelhaarigen war kaum vernehmbar, als er sich mit Steve zusammen auf das Kissen legte.
Vorsichtig drehte er sich in Steves Armen um, so dass er ihn ansehen konnte, während seine Hand sich um dessen Hüfte legte.
Wie oft hatten sie so zusammen in Zelten oder Verstecken geschlafen?
Wie oft hatten sie die Gräuel des Krieges nur auf diese Weise verarbeiten können?
"Bleibst du bei mir... heute Nacht? Bitte..."
"Ich bin hier...", versprach Steve sanft.
Und etwas in dieser Stimme in dieser ganzen Vertrautheit, weckte wieder dieses Verlangen in ihnen nach dem, was einst gewesen war.

Steves Lippen fanden wie von selbst ihr Gegenüber. Hände, eben noch fest und haltend, wanderten über den so vertrauten Körper des jeweils anderen. Nippten, streichelten...
Schmeckten das so Vertraute und Vermisste , das beide verloren hatten.
Und in dem Moment, wo Bucky mit Steves Körper verschmolz, schien für einen Moment alles gut zu sein.
Vergangenheit und Gegenwart wurden eins.
Bis zu dem grausamen Moment, wo ein schrilles Klingeln von Steves Nachtkästchen beide in die Realität zurück holte.
Das kleine Klapptelefon.
Die letzte Verbindung zu Tony.
Sie rief nach ihm.

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