Kapitel 64

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"Miss Romanoff, Sie sollten sich darüber im Klaren sein, das die Öffentlichkeit eine Erklärung verlangt..."
"Es heißt Director Romanoff, Euer Ehren Milles.
Und ich muss gestehen, ich bin überrascht über Ihr Angebot.
Wenn es die Absicht war, Steve Rogers und James Barnes post mortem wieder in Ehren einzugliedern, denke ich nicht, dass die beiden dieser Geste wirklich zugestimmt hätten.
Nicht in Anbetracht der Umstände ihres Todes..."
Natascha spürte, wie ihr ein Schauer über den Rücken lief, als sie Steve und Bucky als tot deklarieren musste.
Wenn sie nicht genau wüsste, dass die beiden nur ein paar Meter von ihr entfernt in Starks Büro saßen und zuhörten, wäre sie wahrscheinlich in Tränen ausgebrochen.
Jacky Milles' Augenwinkel zuckte, als Natascha ihr über den Bildschirm nach außen hin völlig ruhig entgegenblickte.
"Was meinen Sie mit post mortem, Director Romanoff?
Nach meinem Kenntnisstand sind beide noch wohl auf..."
"Oh, dann haben der scheidende Außenminister und der Präsident Ihnen das Memo nicht weiter gereicht?
Nun, seien Sie versichert, wir sind vollends im Bilde über die Dateiübertragung und über die Vorgänge des Überfalles auf die wakandanische Herrscherfamilie.
Mit allen damit verbundenen Konsequenzen."
"Was Ross und der Präsident in Auftrag gegeben haben, wird innerhalb des Secret Service noch aufgeklärt, Director Romanoff, das versichere ich Ihnen.
Ich stehe für einen Neuanfang und bin wahrlich schockiert, das Symbol unserer Nation nun nicht mehr unter uns zu wissen.
Steve Rogers war ein Vorbild für uns alle."
Natascha hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen, wenn sie dieser Person noch eine Minute länger zuhören musste.
"Nun, was das betrifft, Ma'am... Steve Rogers hat vor seinem Tod einen Nachfolger in diesem Amt bestimmt."
"Mit welcher Befugnis?"
War das etwa ehrliche Entrüstung?
Die Assasina musste sich ein Grinsen wirklich verkneifen.
"Nun ja... Wenn man es genau nimmt, mit jeder Befugnis, die er dazu benötigte.
Es ist sein Erbe und laut rechtlicher Verfügung darf er über sein Erbe selbst entscheiden.
Da das Schild offiziell Eigentum der Stark Familie und nicht der Vereinigten Staaten von Amerika ist, und Tony Stark der Weitergabe ohne zu zögern zugestimmt hat, wird es da juristisch wohl ebenfalls keine Einwände geben.
Aber Madame Speaker... Ich bin sicher, das ist jemandem in Ihrer Position sicherlich bewusst."
Die Haltung der Dame im Bildschirm veränderte sich nur minimal, doch für Natascha war das Flackern in ihren Augen ein Zeichen, dass sie nicht übersehen konnte.
Da lief einiges offensichtlich nicht so, wie es sich diese Person vorgestellt hatte.
Ups...
"Sie verstehen sicherlich, dass wir eine Überprüfung der Leichen anordnen müssen... Damit die Öffentlichkeit friedlich um ihren größten Helden trauern kann."
"Natürlich.
Allerdings muss ich Ihnen mitteilen, dass die beiden eine Bestattung in wakandischer Tradition wünschten.
Wir werden ihre Asche in ein paar Tagen der Erde übergeben."
"Asche? Das bedeutet..."
"James Barnes und Steve Rogers wurden gestern in den frühen Morgenstunden dem Feuer übergeben."
*Nein, du kommst nicht an das Serum, Miststück.*
"Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als Ihnen und den guten Menschen Amerikas mein tief empfundenes Mitgefühl auszudrücken.
Wir werden uns mit Ihnen in Verbindung setzte, bezüglich einer würdigen Gedenkfeier."
"Ich danke Ihnen Madame Speaker." Natascha schaffte es sogar ein trauriges und betroffenes Gesicht aufzusetzen, bis der Bildschirm sich endlich schwarz färbte.
Den angehaltenen Atemzug aus ihren Lungen pressend, stützte sie sich auf das Pult vor sich und schüttelte entgeistert den Kopf.
"Verdammtes, schlangenblütiges Miststück!"

Clint trat aus einer Ecke, nahm die zitternde Nat in den Arm und spürte, wie sie sich an seinem Rücken festkrallte.
Das Team war ihre Familie und sich vorzustellen, dass jemand aus ihrer Familie wirklich sterben würde, es war ihr größter Albtraum.
"Schschsch...", wisperte der Bogenschütze an ihrem Ohr, hielt sie einfach fest, während der Sturm in ihrem Inneren sich langsam legte.
"Steve und Buck geht‘s gut... Du weißt das, Nat. "
Sie nickte kurz, löste sich soweit, dass sie in das ihr so vertraute Gesicht vor sich sehen konnte und lehnte ihre Stirn gegen seine.
"Gott, ich möchte dieser Schlampe einfach nur das Hirn aus dem Schädel pressen..."
"Das ist mein Mädchen!", lachte Hawkeye und drückte sie noch einmal kurz an sich, bevor er ihr den Arm um die Schultern legte.
Sie wollten gerade zu Steve, Sam, Bucky und Tony in dessen Büro gehen, als sie Bruce im Flur gegenüber verschwinden sahen.
"Oh man...", seufzend lehnte sie ihren Kopf wieder gegen Clints Schulter und schüttelte den Kopf.
Es wurde nicht einfach... Egal in welcher Richtung.

"Also... Weißer Wolf, hm?"
Bucky nickte Tony kurz zu, als dieser ihn kurz musterte.
Shuri hatte mit Erlaubnis ihres Bruders einen Anzug anfertigen lassen, der dem Black Panter in nichts nachstand.
Die weiße Vibranium-Nanotechnik machte ihn nahezu unzerstörbar und kugelfest.
Sie legte sich nahtlos über Buckys Körper, verschmolz mit dem künstlichen Arm und bildete eine wolfskopfähnliche Maske, die Buckys Gesicht vollends verdeckte.
Sie bot ihm den Schutz, den er benötigte und sorgte gleichzeitig dafür, das niemand seine wahre Gestalt sehen würde, der sie nicht sehen sollte.
Abgesehen davon verstärkt sie seine Schläge, so dass er nun auch mit seinem menschlichen Arm die gleiche Schlagkraft hatte wie mit der Protheste.
Ein Umstand, an den sich Bucky erst einmal gewöhnen musste, besonders im Kampf.
Tony tat sichtlich unbeeindruckt, doch Steve konnte in seinen Augen genau erkennen, dass er Shuris Arbeit millimetergenau studierte, nur um sie später in der Werkstatt selbst auszuprobieren.
Die kollegiale Konkurrenz zwischen den beiden brillantesten Ingenieuren dieser Erde, amüsierte Steve immer wieder.
"Gratulation zur Verlobung, übrigens..."
Bucky grinste leicht, nickte erneut und spielte gelangweilt mit einer der Zierkrallen an seinem Anzug, während Steve immer wieder verstohlen zu Sam blickte, der das Gespräch zwischen Nat und der Leiterin des Repräsentantenhauses verfolgte.
Immer wieder presste sich sein Kiefer aufeinander vor Anspannung.
Und als sie Steves Erbe ansprach, schlossen sich seine Hände enger um das Schild, das er neben sich auf den Boden gestellt hatte.
Steve streckte seine Hand aus, legte sie auf Sams Unterarm und lächelte aufmunternd, als sein Freund ihn kurz ansah.
Der Dunkelhäutige zwang sich tief durchzuatmen, nickte schließlich und sah wieder zu Tony herüber, dessen Mundwinkel sich kurz verzogen, als Natascha sagte, dass Steve und Bucky bereits verbrannt worden seien.
"Cleverer Schachzug, Milles...", zischend, schnalzte er mit der Zunge.
"Bekommen wir das hin?", fragte Sam kurz alarmiert, bis Tony nur bestätigend eine kurze Grimasse zog.
Das Gespräch endete und Sam wollte gerade aufspringen und Nat beistehen, als er sah wie Bruce bereits den Flur in ihre Richtung verließ, nur um dann in dem nächsten zu verschwinden.
"Wir haben doch hulksichere Türen, oder?"
Bucky schnaubte, wischte sich kurz über das Gesicht und rollte mit den Augen.
"Das kann ja noch lustig werden..."

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