† Vergebung

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Ich weiß nicht mehr was ich gedacht hatte, ich funktionierte einfach.
Meine Angst war zu groß das Izzy einen riesigen Fehler begangen hatte.

Ich rannte zum Wagen, stieg ein und wollte gerade los, als sie um die Ecke kam. Mit 2 Bechern Kaffee in der Hand blieb sie stehen und schaute mich irritiert an.

"Ich... Ich konnte nicht schlafen, also...", murmelte sie als ich ausstieg und erleichtert aber auch etwas sauer an der Wagen Tür lehnte.

"Du hättest wenigstens eine Nachricht hinterlassen können, ich dachte du...", fing ich an, wurde von ihr aber unterbrochen.

"Es stimmt. Ich wollte zum Anwesen deines Vaters. Es hat mich beschäftigt, was passiert ist. Aber ehrlich!? Ich habe keine Ahnung was ich tun soll, keinen Plan. Dort alleine aufzutauchen wäre Selbstmord, das ist mir nun klar, also.... Hab ich uns Kaffee geholt.", erklärte sie.

Etwas war anders an ihr. Ich spürte es. Die freche und provozierende Art von ihr war irgendwie verschwunden und alles was noch übrig war, war eine verunsicherte junge Frau, die Angst hatte. Zum ersten Mal seit ich Izzy kannte, konnte ich es sehen. Die Fassade, die Maske... Sie war weg.

Mein Zorn schmälerte sich als sie näher kam. Mit einem gewissen Abstand, so als wolle sie abschätzen wie ich drauf war, reichte sie mir den Kaffee den ich wortlos entgegen nahm. Ich kam mit der aggressiven Izzy, die forsch und rechthaberisch war gut klar, doch diese neue Izzy war mir ein Rätsel. Hatte sie begriffen das sie mir vertrauen konnte? Oder hatte sie einfach nur aufgegeben?

Ganz egal was es war, ich wusste das ich diese neue Atmosphäre zwischen uns nicht zerstören wollte. Die Rädchen in meinem Kopf arbeiteten auf Hochtouren, weil ich nicht einschätzen konnte, was in ihr vorging.

"Und jetzt? Willst du das ich mit dir einen Plan ausarbeite um deinen Vater dort raus zu holen? Ich hab dir gesagt ich kann das übernehmen, solange du in Sicherheit und versteckt bleibst.", schlug ich vor.

"Nein.", protestierte sie. "Das ist nicht dein Krieg. Und auch nicht meiner. Alles was geschehen ist, ist die Schuld der beiden Männer die wir unsere Väter nennen. Vielleicht verdienen sie einander. Vielleicht ist dann alles vorbei. Es ist womöglich falsch, aber... Ich könnte nicht damit leben wenn dir etwas passiert nur weil ich meinen Vater retten möchte."

Ihre Stimme war samtig, aber direkt. Was war geschehen, das sie so denken ließ?

Eigentlich war es vollkommen egal - sie war hier, bei mir und in Sicherheit. Solange ich atmen würde, würde ich sie auch beschützen. Es war klar das ich für sie kämpfen würde. Mein Vater wusste das und ich schätzte das spätestens jetzt auch ihr Vater darüber Bescheid wusste.

Ich öffnete die Arme und lud sie ohne etwas zu sagen ein sich an mich zu lehnen und sie tat es. Als hätte sie nur darauf gewartet, schmiegte sie sich in meine Umarmung und bettete ihren Kopf auf meiner Brust. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem gesamten Körper aus.

"Alles ok?", flüsterte ich und nahm schwach ihr nicken wahr. Danach führte ich sie zurück in die Wohnung.

Wir hatten keinen leichten Start, das war mir klar. Aber im Moment schien alles sich zum Guten zu wenden, für uns beide. Was unsere Väter taten war eine Machtdemonstration. Viele Menschen würden sterben, egal auf welcher Seite.

Sie wollte zwar nicht, daß ich mich einmischte und trotzdem überlegte ich fieberhaft, was ich tun konnte. Irgendetwas musste es doch geben...

"Keaton?"

Ihre Stimme riss mich aus meinen Gedanken.

"Ich.. Ich muss etwas sagen, weil ich Angst habe das ich sonst nie den richtigen Moment erwische oder,... Es einfach keine Möglichkeit mehr gibt das zu sagen. Aber du musst mir versprechen, daß du zuhörst, ok?"

Ich nickte.

"Damals. Als das raus kam wer du bist. Da war ich sauer. Sehr sauer. Du hattest es mir verheimlicht und dich unter falschem Vorwand in Vaters Haus und mein Leben geschmuggelt. In unserer Welt ist Vertrauen ein teures Gut, das einen auch mal schnell den Kopf kosten kann. Aber irgendwie hab ich dir trotz der Differenzen vertraut und du hast... Du hast es kaputt gemacht.
Ich weiß nicht ob ich je darüber hinweg sehen kann was passiert ist. Oder ob du das Vertrauen je wieder vollständig aufbauen kannst... Aber es ist mir wichtig es zu versuchen. Irgendwie.
Die meiste Zeit über, als du weg warst... War Calden bei mir. Er hat mich gestützt und mich abgelenkt. Er war ein guter Freund, aber niemals mehr. Wir hatten unsere Momente und ich weiß das du das jetzt nicht hören willst, aber... Es war nie mehr als Sex. Sein Tod war sinnlos und es stimmt mich auch traurig das er gestorben ist, aber... Dir geht es gut. Du bist am Leben. Das ist alles was für mich zählt. Klingt das plausibel?", sagte sie und lächelte.

Ich wusste was sie empfand... Aber irgendwas in mir wollte es unbedingt hören.

"Keaton ich,... Ich... Ich bin verliebt in Dich und ich habe keine Gott verdammte Ahnung wo mich das hinbringt. Ich will einfach nur das wir beide es versuchen, das wir ehrlich zueinander sind. Keine Geheimnisse mehr."

Die Zeit stand still und alles lief nur noch in Zeitlupe ab. Ich zog sie dicht an meinen Körper, sodass nichts mehr zwischen uns passte. Ich wollte antworten, es sogar hinaus schreien das ich sie liebte, aber ich war so gefangen und sprachlos von dem was sie sagte, das ich schwieg. Ich hoffte ihr sagen zu können was ich fühlte, wenn ich sie nur ansah.

Aber im Hinterkopf machte sich auch etwas anderes breit ;
Sie offenbarte mir zwar, daß es ihr mit diesem Schleimer nur um Sex ging, was ehrlich gesagt schon sehr hart war... Aber andererseits hatte ich mich auch mit jemand anderem begnügt. Wenn ich ihr das jetzt sagen würde, würde die Stimmung kippen, dessen war ich mir sicher.
Ich beschloss einen besseren Zeitpunkt abzuwarten, aber ich war gewillt es ihr zu sagen.

Nur nicht jetzt.

K I N G × Geliebter Feind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt