Die Zeit schien in Zeitlupe abzulaufen, während wir uns gegenseitig nieder starrten. Der Lauf seiner Waffe zielte direkt auf meinen Kopf und ich tat es ihm gleich.
Sollte ich Skrupel haben, meinen eigenen Vater zu erschießen? Schließlich war er lange Zeit ein Teil dessen, was ich Familie nannte.
"Gib mir die Schlüssel, bevor du ein Unheil anrichtest, Keaton.", säuselte er bei dem Versuch mich nieder zu starren.
Was er nicht verstand war, daß ich keine Angst vor dem Tod hatte. Selbst wenn er mich erschoss, galt die Abmachung der Familienzusammenführung und wenn andere Capo's erfuhren, das er sich dem widersetzte, würden sie eingreifen. Er hatte so oder so verloren. Ein Don war nichts ohne seine Gefolgschaft, ohne Capo's die taten was er sagte.
"Ich hole jetzt Calare und gehe. Aber mach dir keine Sorgen, ich komme nicht wieder zurück, VATER.", das letzte Wort betonte ich extra, um ihn zu verspotten.
Angelica näherte sich mit weit aufgerissenen Augen und versuchte allen ernstes sich zwischen uns zu stellen. Vater schob sie grob zur Seite doch die wenigen Augenblicke der Ablenkung genügten mir um mich herum zu drehen und fort zu laufen.
Natürlich hatte er Calare nicht in den Räumen in unmittelbarer Nähe gelassen und erst im Keller wurde ich fündig. Calare sah mitgenommen aus, hing schwerfällig auf dem Stuhl.
"F*ck Dich, Mistkerl", murmelte er und versuchte mich zu greifen, doch er war zu schwach und ich hatte weder die Geduld noch die Zeit für diese Spielchen.
"Draußen im Wagen wartet Isabella. Wollen Sie wirklich so griesgrämig vor Ihre Tochter treten?", bellte ich und wies ihn an, still zu halten. Mit einem Messer durchtrennte ich die Fesseln, zog ihn dann auf die Beine und half ihm sich vorwärts zu bewegen.
"Du bist es... Du hast uns belogen, du Schwein...", keuchte er, je näher wir der Tür kamen.
Ich verstand warum er so aufgebracht war, wusste, wenn ich ihm erzählte Isabella geheiratet zu haben, würde es nur schlimmer werden. Im Moment war weder der richtige Zeitpunkt noch genügend Platz für diese Streitigkeiten, also erduldete ich seine Hassreden gegenüber mir und meiner Familie, bis wir aus dem Keller raus kamen. Ich hob den Kopf gerade rechtzeitig um ihn zur Seite zu ziehen, als der Schuss laut und drohend unsere Ohren betäubten.
Vater stand nur wenige Meter von mir entfernt mit seiner Waffe in der Hand und sah mich boshaft an. Er hatte tatsächlich den Schneid auf seinen letzten, lebenden Sohn zu schießen.
"Wag es ja nicht!", schrie er wieder. "Wenn du glaubst das es damit endet, hast du dich getäuscht! Du hast dich getäuscht in der Macht die ich habe!"
Ich hatte wenig Optionen hier raus zu kommen, musste ich doch samt dem Fleischsack der halb auf meinen Schultern hing an Vater vorbei. Meine Waffe steckte im Hosenbund an meinem Rücken - um sie zu erreichen musste ich Calare los lassen und das war keinesfalls etwas, das ich tun wollte.
Ich saß in der Falle.
"Sie haben sich getäuscht, Mr. Verento."
Izzy's Stimme wurde lauter, je näher sie kam. Als Vater sich zu ihr umdrehte, verblasste sein Lachen augenblicklich, denn Izzy war vorbereitet. Sie schon Angelica vor sich her, die eine rot unterlaufene Wange hatte - ich konnte mir denken wieso - und zielte mit einem Messer in der Hand auf Angelica's Bauch. Sollte die Geschichte über die Schwangerschaft nur ein Bluff sein, hatten wir gleich ganz andere Probleme.
Izzy baute aber auf die Tatsache das es der Wahrheit entsprach und sie sollte recht behalten.
"Wollen sie ihr ungeborenes Kind wirklich für diese Sache opfern?", fragte sie ihn kühl.
Mit angehaltenem Atem schob ich mich langsam vorwärts, zog Calare mit mir bis wir in sicherer Entfernung waren.
Ich setzte Calare in den Wagen, rannte wieder zurück und zielte mit der Waffe auf Vater, während ich mich näherte. Izzy stand todesmutig im Angesicht des Sturms der um sie herum tobte. Sie war wieder ganz die alte, mit ihrem frechen Mundwerk und der provozierenden Ader, aber sie wirkte etwas weicher, was wohl nur meinen prüfenden Augen auffiel.
Mit einer Geste signalisierte ich ihr sich zurück zu ziehen und ich war froh das sie auf mich hörte. Sie ließ Angelica los, stieß sie in die Richtung meines Vaters und lief dann schnellen Schrittes zum Wagen.
Ich blieb zurück.
"Halte dich fern von meiner Frau und ihrem Vater... Denn sonst werde ich das nächste mal nicht so gnädig sein...", knurrte ich.
Vaters lachen begleitete mich bis zum Wagen und erst als ich los fuhr, fing ich an mich wieder zu entspannen. Das ganze hätte sehr schnell ausufern können, doch mit Izzy's Hilfe hatten wir die Katastrophe abgewendet. Ich sah zu ihr herüber, beobachtete für einen Moment wie liebevoll sie ihren Vater an sah und wusste, merkte nicht zum ersten Mal, daß ich so eine Beziehung zu meinem niemals hatte und selbst wenn ich genauso gewesen wäre wie er mich wollte, hätte er nie die Herzlichkeit gehabt, mich aufrichtig zu lieben.
Ich schwor mir das ich niemals so werden wollte.

DU LIEST GERADE
K I N G × Geliebter Feind
Mystery / ThrillerIch hatte alles im Griff, bis Izzy mich unvorbereitet erwischte. Sie hasst mich. Aber ich werde alles daran setzen, daß zu ändern.